Strabismus (Schielen): Ursachen, Therapie – _
Strabismus: Beschreibung
Normalerweise bewegt man immer beide Augen gemeinsam in die gleiche Richtung. So wird sichergestellt, dass im Gehirn ein dreidimensionales Bild entsteht. Dieses Gleichgewicht kann allerdings gestört sein, sodass die Sehachsen voneinander abweichen, obwohl eigentlich auf etwas Bestimmtes fokussiert wird. Dann spricht man von Strabismus, umgangssprachlich Schielen.
Ein manifester Strabismus (Heterotropie) liegt vor, wenn das Schielen dauerhaft besteht. Beim latenten Strabismus (Heterophorie) dagegen schielt der Betroffene nur zeitweise. In beiden Fällen sind verschiedene Schielrichtungen möglich. Außerdem kann man das Schielen nach seiner Entstehungsweise in Begleitschielen und Lähmungsschielen einteilen.
Manifestes Schielen (Heterotropie)
Je nachdem, wie die Sehachse verschoben ist, unterscheidet man:
- Strabismus convergens (Esotropie): manifestes Einwärtsschielen (Innenschielen) – die Sehachse des schielenden Auges weicht also nach innen ab.
- Strabismus divergens (Exotropie): manifestes Auswärtsschielen (Außenschielen) – die Sehachse des schielenden Auges weicht nach außen ab.
- Strabismus verticalis: manifestes Höhenschielen – die Sehachse des schielenden Auges weicht nach oben oder unten ab. Dementsprechend werden verschiedene Varianten unterschieden wie Hypertropie (manifester Höherstand eines Auges) und Hypotropie (manifester Tieferstand eines Auges).
- Zyklotropie: manifestes Verrollungsschielen – das schielende Auge „verrollt“ einwärts (Inzyklotropie) oder auswärts (Exzyklotropie) um die Sehachse.
Latentes Schielen (Heterophorie)
Latentes Schielen tritt zum Beispiel dann auf, wenn der Betroffene müde ist oder ein Auge abgedeckt wird. Analog zum manifesten Strabismus unterscheidet man auch hier die oben genannten Schielrichtungen: latentes Auswärts- (Exophorie) oder Einwärtsschielen (Esophorie), latenter Höherstand (Hyperphorie) oder Tieferstand eines Auges (Hypophorie) sowie latentes Verrollungsschielen (Zyklophorie).
Mehr über Symptome und Behandlung von latentem Strabismus lesen Sie im Beitrag Heterophorie.
Begleitschielen
Beim Begleitschielen, auch Strabismus concomitans genannt, bleibt der Schielwinkel bei allen Augenbewegungen konstant, das heißt, ein Auge „begleitet“ das andere. Räumliches Sehen ist nicht möglich, meist ist die Sehschärfe des schielenden Auges schwächer. Begleitschielen tritt in den meisten Fällen bei Kindern auf.
Es gibt verschiedene Formen von Begleitschielen. Am häufigsten ist das Frühkindliche Schielsyndrom, das bereits innerhalb der ersten sechs Lebensmonate auftritt – also bevor ein Baby gelernt hat, mit beiden Augen zu sehen (Binokularsehen). Es macht die Mehrzahl manifestens Schielens aus.
Beim Normosensorischen Spätschielen dagegen beginnt das Schielen bei Kindern nach dem ersten Lebensjahr, und damit nach Ausbildung des binokularen Sehens.
Eine weitere Form von Begleitschielen ist der Mikrostrabismus. Hier beträgt der Schielwinkel weniger als fünf Prozent, weshalb das Schielen oft erst spät entdeckt wird.
Lähmungsschielen
Beim Lähmungsschielen, auch Strabismus paralyticus oder Strabismus incomitans genannt, fällt ein Muskel oder ein versorgender Nerv der Augenmuskulatur aus. Dadurch kann sich das Auge nicht mehr vollständig bewegen, es entsteht eine Fehlstellung.
Anders als das Begleitschielen betrifft Lähmungsschielen alle Altersklassen. Es tritt meist als plötzlicher Strabismus ohne Warnsignale auf. Typische Merkmale sind Doppelbilder und eine falsche räumliche Einschätzung. Wird der Kopf schräg-seitlich gehalten, kann man das Schielen oft minimieren, da die Halsmuskeln den ganzen Kopf in eine schräge Position bringen, sodass das Auge geradeaus schaut, obwohl es seitlich aus der Augenhöhle blickt.
Schielen bei Kindern
Schielen bei Kindern ist besonders häufig: Bei ungefähr sechs Prozent aller Kinder in Mitteleuropa tritt Begleitschielen auf (siehe unten: Ursachen), in über der Hälfte der Fälle vor Erreichen des dritten Lebensjahres. Da das Gehirn von Kindern sich noch stark entwickelt, erkennt das Gehirn die falsche Bildinformation des schielenden Auges als fehlerhaft und unterdrückt diese Information. Dadurch kann die Entwicklung der Sehleistung durch den Strabismus dauerhaft Schaden nehmen. Deswegen ist es besonders wichtig, Schielen bei Kindern früh zu behandeln.
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