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Genetische Diagnose hilft bei der Versorgung von Kindern mit Hörverlust

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Einer aktuellen US-amerikanischen Studie zufolge könnten schwerhörige Kinder von genetischen Tests profitieren. Diese könnten bei der Therapieplanung helfen, beispielsweise wann eine Therapie optimalerweise starten sollte.

Mehr als 120 Gene und tausende verschiedener genetischer Varianten können zu Hörverlust in der Kindheit führen. Fast alle Kinder mit genetische bedingtem Hörverlust haben nur eine Mutation oder Mutationen nur in einem Gen. Eine aktuelle Studie untersuchte 400 Kinder mit bilateralem sensorineuralem Hörverlust. Die Forschenden vom von der University of Washington (UW) School of Medicine und dem Seattle Children’s Hospital wollten die genetischen Ursachen für Hörverlust in dieser Gruppe analysieren und wie die verschiedenen genetischen Ursachen mit einem bestimmten Typ von Hörverlust verknüpft sind. Sie haben auch evaluiert, ob es einen Zusammenhang zwischen den genetischen Ursachen des Hörverlusts und einer erfolgreichen Implantation eines Cochlea-Implantats (CI) gibt. Die Studienergebnisse belegen, dass Gentests ein wertvolles Werkzeug zur Prognose bei schwerhörigen Kindern sind und zur Vorhersage, wie sinnvoll ein CI sein könnte für das Sprachverständnis des betroffenen Kinds.

„Mit genetischer Diagnose ist es möglich, künftige Schwerhörigkeit zu bezüglich Schallfrequenzen und Progression mit steigendem Alter zu antizipieren“, schreiben die Autoren in ihrem Artikel. „Diese Information kann zusammen mit dem gegenwärtigen Ausmaß der Schwerhörigkeit genutzt werden, um über die Therapie zu entscheiden.“ Für mehr als die Hälfte der pädiatrischen Patienten könnten mittels genetischer Tests die Ursachen für die Schwerhörigkeit identifiziert werden und dies liefere oft wichtige Informationen, so Ryan J. Carlson Doktorand im Medical Scientist Training Program an der UW School of Medicine.

An der Studie nahmen 449 Kinder aus 406 Familien teil. Die Analyse des Genoms lieferte genetische Diagnosen für 210 der 406 Familien, davon 55 der 82 Familien mit mehr als einem von Schwerhörigkeit betroffenen Kind und 155 der 324 Familien mit nur einem schwerhörigen Kind. Die Raten für genetische Diagnosen waren für alle Abstammungen der Studiengruppe ähnlich. In der Studienpopulation entdeckten die Forschenden für Hörverlust verantwortliche Varianten in 43 verschiedenen Genen. Mit einer Ausnahme betraf die genetische Diagnose für jedes Kind nur ein Gen.

Das Ausmaß des Hörverlustes, die am stärksten betroffenen Frequenzbereich und Veränderungen der Schwerhörigkeit über die Zeit variierten je nach Gen und in einigen Fällen auch je Genvariante. Kinder mit ursächlichen Mutationen der Gene MYO6, OTOA, SLC2644 oder die schwersten Mutationen im GJB2-Gen litten unter progressivem Hörverlust.

Alle Kinder mit Cochlea-Implantaten hatten ein besseres Sprachverstehen als vor der Implantation. Das Ergebnis der Cochlea-Implantation variierte geringfügig basierend auf der genetischen Diagnose der teilnehmenden Kinder. Unter Berücksichtigung des Alter beim Einsetzten des Cochlea-Implantats und des Zeitraumes seit der Implantation, war das Sprachverstehen am besten bei Kindern, deren Hörverlust auf Mutationen im MITF- oder TMMPRSS3-Gen zurückzuführen waren.

Allerdings waren die Unterschiede bei den Erfolgen der Cochlea-Implantate in Abhängigkeit zur genetischen Diagnose nicht so erheblich, dass es dazu geführt hätte, Patienten von einer Cochlea-Implantation auszuschließen, die ansonsten die Kriterien für diese Therapieoption erfüllen.

Die Abstammung der Studienteilnehmenden war bei 17 (4%) afrikanisch/afroamerikanisch, 32 (8%) ostasiatisch, 219 (54%) europäisch, 53 (13%) lateinamerikanisch, 16 (4%) südasiatisch und 61 (15%) berichteten von mehr als einer Abstammung. Etwas mehr als die Hälfte (51%) der teilnehmenden Kinder war weiblich. Durchgeführt wurde die Studie zwischen 2019 und 2022 an den  Kliniken für Otolaryngologie und Audiologie des Seattle Children’s Hospital beziehungsweise der University of Washington, inklusive dem Center for Human Development and Disability in Seattle, USA.

Die genomische Sequenzierung und die strukturelle Varianten-Analyse der DNA der Studienteilnehmende wurdene am Mary-Claire King’s genome sciences laboratory der UW School of Medicine durchgeführt. Schwere und Progression der Schwerhörigkeit wurde mittels audiologischer Testung ermittelt und der Erfolg der Cochlea-Implantation wurde durch Sprachwahrnehmungstests für Kinder beziehungsweis Erwachsene ermittelt.

Die Autoren heben mit Blick auf ihre Ergebnisse hervor, dass durch genetische Testung in den meisten Fällen eine genetische Ursache für den Hörverlust bei Kindern identifiziert werden kann. Beim Neugeborenen-Hörscreening würde Schwerhörigkeit bei rund einem Drittel der betroffenen Kinder nicht diagnostiziert, weil der Hörverlust kurz nach der Geburt nicht nachweisbar ist. Nach Ansicht der Autoren könnten genetische Tests diese Lücke schließen. Da sich die Technologien für genetische Analyse schnell weiterentwickeln, könnte auch für Kinder, bei denen ein Test auf genetische Ursachen negativ war, eine erneute Testung sinnvoll sein, um eine zuvor übersehene genetische Ursache zu identifizieren. Die Autoren weisen außerdem darauf hin, dass durch Gentests syndromische Formen von Hörverlust identifiziert werden könnten. Auch für die passgenaue Therapie der Kinder seien Gentest sinnvoll, so die Autoren. Sobald die erwarteten klinischen Charakteristika einer bestimmten genetischen Ursache bekannt seien, könne diese Information zur Prognose oder zur Therapieplanung genutzt werden. (ja)

Carlson RJ et al. Association of Genetic Diagnoses of Childhood-Onset Hearing Loss With Cochlear Implant Outcomes. JAMA Otolanryngol Head Neck Surg 2023.

University of Washington School of Medicine, 18.01.2023

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