Zöliakie (Glutenunverträglichkeit): Alles Wichtige – _
Wie wird Zöliakie behandelt?
Erkrankt ein Mensch an Zöliakie, begleitet ihn die Krankheit sein Leben lang. Bisher gibt es keine heilende Therapie. Möchte ein Betroffener seine Beschwerden lindern und das Risiko für Folgeerkrankungen senken, dann ist es notwendig, dass er sich dauerhaft glutenfrei ernährt. Aus diesem Grund steht die lebenslange glutenfreie Ernährungstherapie bei der Zöliakie an erster Stelle.
Halten Betroffene diese glutenfreie Diät konsequent ein, bilden sich die Zöliakie-Symptome fast immer vollkommen zurück. Sobald Gluten wieder Teil der Ernährung ist, treten die Beschwerden erneut auf. Bei vielen liegt die tägliche Toleranzgrenze an Gluten bei unter 10 Milligramm pro Tag, das ist etwa ein Drittel eines Brotcroutons.
Im Rahmen der Zöliakie-Behandlung gleichen Ärzte zudem eventuell bestehende Mangelzustände aus, bis der angegriffene Darm sich normalisiert hat.
Meist verweist der Arzt Betroffene an Beratungsstellen, die bei der Ernährungstherapie unterstützen. Wichtig ist zudem, dass sich Lebenspartner oder gemeinsam im Haushalt lebende Personen, die sich glutenhaltig ernähren, über die Zöliakie mitschulen lassen.
Worauf ist bei der Ernährung zu achten?
Frisch diagnostizierte Zöliakie-Patienten fühlen sich zunächst extrem in ihrer Ernährung eingeschränkt. Tatsächlich ist es notwendig, eine Vielzahl von Lebensmitteln von nun an vom Speiseplan zu streichen. Je intensiver sich Betroffene über die glutenfreie Ernährung informieren, desto mehr Möglichkeiten finden sie, sich glutenfrei und dennoch abwechslungsreich zu ernähren.
Folgende Hinweise bieten Ihnen eine Hilfestellung, welche Getreidesorten und Lebensmittel Sie bei Glutenunverträglichkeit am besten meiden und welche unbedenklich für Sie sind:
Strikt meiden: Glutenhaltige Getreidesorten
Es ist dringend empfohlen, auf folgende glutenhaltige Getreidesorten sowie Produkte bei einer Glutenunverträglichkeit vollständig und dauerhaft zu verzichten:
- Weizen
- Roggen
- Gerste
- Dinkel
- Grünkern
- Triticale
- Tritordeum
- Urkorn
- Einkorn
- Emmer Kamut
- Hafer (löst nicht bei allen Betroffenen Beschwerden aus)
Glutenhaltige Lebensmittel
Gluten steckt in vielen getreidehaltigen Produkten. Grundsätzlich sind die Hersteller in Europa nach der Lebensmittelverordnung verpflichtet, glutenhaltige Nahrungsmittel nach der Allergenkennzeichnungspflicht auszuzeichnen. Dabei müssen glutenhaltige Zutaten wie beispielsweise Weizen auf der Zutatenliste erscheinen. Der Begriff „Gluten“ selbst ist nicht zwingend zu erwähnen.
Für Menschen mit Zöliakie ist es also notwendig zu wissen, welche Zutaten Gluten enthalten. Ein Lebensmittel gilt dann als glutenfrei, wenn es maximal 20 ppm (20 Milligramm pro Kilogramm des Produkts) Gluten enthält. Es gibt ein spezielles Symbol, mit dem glutenfreie Lebensmittel gekennzeichnet sind: eine durchgestrichene Getreideähre.
In folgenden Lebensmitteln ist fast immer Gluten enthalten. Es ist ratsam, diese als Zöliakie-Patient ebenfalls zu meiden.
- Brot und andere Backwaren
- Nudeln
- Pizza
- Müsli und andere Frühstückscerealien
- Kekse
- Paniertes Fleisch
- Malzkaffee
- Bier
- Sojasauce (aber: es gibt glutenfreie Sojasauce)
Glutenfreie Getreidesorten
Glücklicherweise gibt es einige Getreidesorten, die kein Gluten enthalten und damit für Menschen mit Glutenunverträglichkeit unbedenklich sind. Zu den glutenfreien Getreidesorten gehören:
- Reis
- Mais
- Hirse
- Buchweizen
- Amaranth
- Quinoa
- Wildreis
- Teff (Zwerghirse)
Es ist wichtig, schon bei der Lagerung der Lebensmittel darauf zu achten, glutenfreie und glutenhaltige Lebensmittel getrennt voneinander aufzubewahren. Ansonsten kommt es zu einer „Verunreinigung“ (Kontamination) mit Gluten der glutenfreien Nahrungsmittel.
Glutenfreie Nahrungsmittel
In den folgenden Nahrungsmitteln steckt von Natur aus kein Gluten. Ihre Aufnahme ist daher unbedenklich (sofern sie keine glutenhaltigen Zusätze enthalten):
- Sämtliche Obst- und Gemüsesorten
- Kartoffeln
- Fleisch, Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte
- Hülsenfrüchte wie beispielsweise Soja
- Eier, Milch, Milchprodukte, Butter, Margarine
- Marmeladen, Honig
- Zucker, Salz, Kräuter
- Nüsse und Öle
- Wasser und Säfte
- Wein und Sekt
- Kaffee und Tee
Wie behandelt man Mangelerscheinungen?
Bei einer Zöliakie entzündet sich aufgrund der Attacken des eigenen Immunsystems der Darm. Dies stört mitunter die normale Aufnahme von Nährstoffen ins Blut. Insbesondere lebenswichtige Vitamine und Spurenelemente sind betroffen. Es ist notwendig, diese bei einem Mangel durch die Zöliakie zuzuführen.
Bei den Vitaminen fehlt es häufig an Vitamin A, Vitamin B6 und B12, Folsäure und Vitamin K. Außerdem nimmt der Körper die Spurenelemente Eisen, Magnesium und Kalzium bei Zöliakie oft nur unzureichend auf.
Die verschiedenen Mangelzustände haben zum Teil gravierende Folgen. Beispielsweise lösen zu wenig Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 eine Blutarmut (Anämie) aus. Durch den Mangel an Vitamin K kommt es unter Umständen zu schweren Blutungen. Eine typische Folge des Kalziummangels sind Muskelkrämpfe.
Treten Mangelerscheinungen auf, ist eine künstliche Zufuhr der fehlenden Vitamine und Spurenelemente notwendig. In leichteren Fällen ist dies in Form von Tabletten oder Kapseln möglich. Manchmal ist jedoch eine Infusion über die Vene oder zumindest eine Injektion in den Muskel nötig, da der entzündete Darm die fehlenden Substanzen vermutlich nur unzureichend aufnimmt.
Wie sieht die Zöliakie-Behandlung beim Baby aus?
Leidet eine Schwangere an einer Zöliakie oder gibt es Verwandte mit dieser Erkrankung in ihrer Familie, ist es empfehlenswert, dass sie ihr Kind möglichst lange stillt. Muttermilch hat nachweislich einen schützenden Effekt gegen Zöliakie.
Experten sprechen sich in ihren Empfehlungen (Leitlinien) zur Behandlung der Zöliakie dafür aus, Säuglingen ab dem fünften Lebensmonat glutenhaltige Beikost zuzufüttern. Kinder von Zöliakie-Betroffenen haben ein höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Eine Zufütterung von Gluten ab dem fünften Lebensmonat scheint das Erkrankungsrisiko jedoch zu senken und vorbeugend zu wirken.
Bei Verdacht auf Zöliakie im Baby- und Kindesalter ist es sehr wichtig, unverzüglich prüfen zu lassen, ob eine Glutenunverträglichkeit für die Beschwerden verantwortlich ist. Andernfalls drohen bei einer nicht entdeckten und damit unbehandelten Zöliakie durch den Mangel an Vitaminen, Spurenelementen und Nährstoffen schwere Entwicklungsstörungen.
Die nicht behandelbare Zöliakie
Die sogenannte refraktäre Zöliakie, also eine nicht behandelbare Form der Zöliakie, ist eine sehr seltene Verlaufsform. Sie tritt bei bis zu 1,5 Prozent der Zöliakie-Betroffenen auf. Bei einer refraktären Zöliakie sind im Blut und in einer Dünndarmprobe die typischen Zeichen einer Glutenunverträglichkeit nachweisbar.
Allerdings ist es dem Betroffenen nicht möglich, die Erkrankung mit einer strikten glutenfreien Ernährung positiv zu beeinflussen. Von einer refraktären Zöliakie spricht man, wenn die Beschwerden während einer zwölfmonatigen glutenfreien Diät nicht nachlassen oder typische oder atypische Zöliakie-Symptome nach einer Verbesserung wieder auftreten.
Im Fall der nicht behandelbaren Zöliakie leiten Ärzte betroffene Personen an Fachzentren weiter, da sich die Beschwerden dann meist nur mit einer speziellen Ernährung und bestimmten Medikamenten (Kortison und Immunsuppressiva) lindern lassen.
-
Glutenempfindlich nach Magen-Darm-Grippe
Drei Fragen an
Dr. med. Daniel Plecity,
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie -
Dr. med. Daniel Plecity,
Facharzt für Innere Medizin, GastroenterologieDr. med. Plecity ist leitender Oberarzt an der Abteilung Innere Medizin an der Kreisklinik Ebersberg.
Medizinische Geräte und Verbandsmaterialien findest du hier zum Vorzugspreis.
#Anzeige
Source link