Vitiligo: Symptome, Behandlung – _
Wie wird Vitiligo behandelt?
Die Vitiligo gilt derzeit nicht als heilbar. Mit der richtigen Behandlung kann man aber das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten und die Depigmentierung in den betroffenen Hautarealen teilweise oder vollständig rückgängig machen.
Welche Therapien bei Vitiligo zur Anwendung kommen, hängt vom Einzelfall ab (u.a. von der Krankheitsaktivität).
Medikamentöse Therapie
Äußerlich angewendete Kortikosteroide (Glukokortikosteroide) sind das Mittel der Wahl, wenn die Weißfleckenkrankheit weniger als drei Prozent der Körperoberfläche betrifft. Als Immunsuppressiva reduzieren oder verhindern sie den Angriff des Immunsystems auf die Pigmentzellen der Haut – einer der Krankheitsmechanismen hinter Vitiligo.
Zur Anwendung kommen potente Kortikosteroide der Klasse III wie Mometason. Für Hautflecken im Gesicht sind sie aber nicht geeignet, weil sie mit der Zeit die Haut dünner machen (Atrophie).
Bei akuter, rasch fortschreitender Vitiligo verschreiben Mediziner unter Umständen das Kortikosteroid Dexamethason zur Einnahme über eine begrenzte Zeit. Das kann die Erkrankung stoppen.
Eine Vitiligo im Gesicht lässt sich äußerlich mit Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus behandeln. Zwar sind diese nicht für die Therapie der Weißfleckenkrankheit zugelassen; Untersuchungen zufolge wirken sie aber gut gegen die weißen Hautflecken, besonders im Gesicht und am Hals.
Seit 2023 ist in der EU eine Creme mit dem JAK-Hemmer Ruxolitinib als erstes Medikament zur Behandlung von nicht-segmentaler Vitiligo mit Gesichtsbeteiligung zugelassen. Der Wirkstoff hemmt bestimmte Enzyme (Januskinase 1 und 2), die an der Aktivität des Botenstoffes Interferon Gamma (IFN-Gamma) beteiligt sind.
Experten vermuten, dass sich dieser Botenstoff bei der nicht-segmentalen Vitiligo auf die Aktivität jener Immunzellen auswirkt, welche die Pigmentzellen attackieren. Indem Ruxolitinib zielgerichtet die JAK-Enzyme hemmt, dämpft es also den Angriff des Immunsystems auf diese Zellen.
Die Ruxolitinib-Creme darf ab einem Alter von 12 Jahren angewendet werden – sowohl im Gesicht als auch am restlichen Körper.
Phototherapie
Lichttherapien mit UV-Licht (Phototherapien) sind seit langem wichtige Behandlungsverfahren bei Weißfleckenkrankheit. Bei nicht-segmentaler Vitiligo setzt man am häufigsten Schmalband-UVB (narrowband UVB, kurz NB UVB) zur Ganzkörperbestrahlung ein:
Dabei wird der ganze Körper mit UV-B-Licht bestimmter Wellenlänge bestrahlt – zwei- bis dreimal pro Woche für maximal 12 bis 24 Monate. Das kann bei einer Weißfleckenkrankheit am ganzen Körper (generalisierte Vitiligo) die Repigmentierung fördern. Bei aktiver, fortschreitender Vitiligo kann NB UVB die Aktivität der Erkrankung stoppen.
Ebenfalls möglich ist die Kombination NB-UVB und Medikamente:
- Die Kombination mit äußerlich angewendeten Kortikosteroiden oder Calcineurin-Inhibitoren kann wirksamer sein als NB UVB allein – zumindest bei Vitiligo im Gesicht oder am Hals.
- Die Kombination mit oralen Kortikosteroiden (z.B. Tabletten) bietet sich an, wenn eine nicht-segmentale Vitiligo rasch fortschreitet.
Bei segmentaler Vitiligo bevorzugt man statt der Ganzkörperbestrahlung mit NB UVB eine gezielte Phototherapie: Hierbei werden umschriebene Vitiligo-Areale mit UVB-Licht hoher Intensität bestrahlt. Auch bei nicht-segmentaler Vitiligo mit begrenzter Ausdehnung kann man auf diese Weise versuchen, die Repigmentierung anzuregen.
Die Wirkung der gezielten Phototherapien scheint sich zu verstärken, wenn man Vitiligo zugleich mit Medikamenten (äußerlich oder innerlich) behandelt.
Chirurgische Therapie
Chirurgische Therapieverfahren kommen bei einer stabilen – also nicht fortschreitenden – Vitiligo in Betracht, wenn konservative Therapien (Medikamente, Phototherapie) nicht ausreichend wirksam sind. Zwei grundsätzliche Techniken stehen zur Wahl:
- Zelltransplantation: Man entnimmt Betroffenen gesunde Haut-Pigmentzellen und verpflanzt sie in die depigmentierten Areale (eventuell vermehrt man sie vorher im Labor).
- Gewebetransplantation: Hierbei transplantieren Chirurgen gesundes (pigmentiertes) Hautgewebe auf die depigmentierten Areale.
Depigmentierungstherapie
Sie ist die letzte Option, wenn bei Menschen mit dunklem Hauttyp fast der gesamte Körper von der Vitiligo befallen ist, dadurch großer Leidensdruck besteht und alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind:
Dann kann man die noch verbliebenen gesunden Melanozyten zerstören (z.B. mit einer Bleichcreme und/oder einem Laser), um insgesamt ein einheitliches (depigmentiertes) Hautbild zu erzielen.
Bei einer Depigmentierungstherapie werden die noch vorhandenen gesunden Haut-Pigmentzellen unwiederbringlich zerstört. Sie kommt deshalb nur extrem selten und nach einem sorgfältigen Gespräch mit dem Patienten oder der Patientin in Betracht.
Neue Therapieansätze
Wissenschaftler arbeiten an neuen Therapieansätzen für Vitiligo-Betroffene. Geforscht wird zum Beispiel an weiteren JAK-Hemmern, die man äußerlich (wie Ruxolitinib) oder innerlich anwendet.
Ein anderer Ansatz fokussiert sich auf den Wirkstoff Afamelanotide, der in der EU bereits für die Behandlung einer Form von Porphyrie (Erythropoetische Protoporphyrie) zugelassen ist. Er ähnelt einem körpereigenen Hormon, das die Produktion des Hautpigments Melanin stimuliert.
Davon könnten Menschen mit nicht-segmentaler Vitiligo profitieren: In Tests konnte Afamelanotide kombiniert mit einer Schmalband-UVB-Phototherapie schneller und stärker die Haut repigmentieren als die Phototherapie allein. Der Effekt zeigte sich vor allem bei dunkleren Hauttypen.
Was Sie selbst tun können
Die depigmentierten Hautareale bei Vitiligo sind empfindlich gegenüber UV-Licht – und damit anfälliger für Hautkrebs. Deshalb sollten Betroffene Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (ab 50) verwenden.
Mit stark deckenden Kosmetika wie Camouflage-Make-up lassen sich die eventuell störenden hellen Flecken kaschieren.
Viele Betroffene leiden seelisch unter ihrer Pigmentstörung. Dann ist es oft hilfreich, sich mit anderen Vitiligo-Patienten und -Patientinnen auszutauschen, etwa in einer Selbsthilfegruppe. Möglicherweise ist auch eine psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll, zum Beispiel im Rahmen einer Gesprächstherapie.
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