Trichterbrust: Behandlung, Verlauf – _
Was kann man gegen eine Trichterbrust tun?
Ob und wie eine Trichterbrust behandelt wird, richtet sich nach dem Ausmaß der Fehlbildung und dem Alter des Patienten. Grundsätzlich gilt: Eine Trichterbrust ist gut behandelbar.
Eine leichte Trichterbrust erfordert meist keine medizinische Behandlung, viele Betroffene wünschen sich diese aber aus ästhetischen Gründen. Gründe, die für eine Therapie sprechen, sind ausgeprägte Formen, die Auswirkungen auf Herz und Lungen haben oder schwere psychische Belastungen verursachen.
Zur Therapie einer Trichterbrust gibt es verschiedene Ansätze: Krankengymnastik, die Behandlung mit einer Saugglocke, das Setzen eines Implantats oder eine Operation.
Saugglocke
Bei einer leichten Brustwandeinziehung erzielt die Behandlung mit einer speziellen Saugglocke gute Ergebnisse. Sie ist für Kinder ab etwa sechs Jahren geeignet. Die Saugglocke besteht aus orthopädischem Silikon und lässt sich individuell an den Patienten anpassen. Sie wird auf den Brustkorb aufgesetzt und erzeugt einen Unterdruck, der den Brustkorb anhebt.
Bei täglicher Anwendung für eine bis drei Stunden dauert die Saugglocken-Therapie etwa drei Jahre. Der Effekt ist in den ersten drei Monaten am stärksten, ab dann geht der Trichter monatlich um 1 mm zurück. Zusätzlich empfehlen Ärzte regelmäßiges Haltungstraining und Muskelaufbau.
Die Saugglocke ist so gebaut, dass sie gut unter der Kleidung – auch beim Sport – getragen werden kann. Je nach Brustkorbgröße und Größe der Brustkorbverformung gibt es unterschiedliche Saugglocken. Für Mädchen und Frauen während und nach der Brustentwicklung stehen spezielle Modelle zu Verfügung.
Physiotherapie
Solange der Körper im Wachstum ist, ist Krankengymnastik eine gute Möglichkeit, der Trichterbrust und der damit verbundenen Fehlhaltung durch Physiotherapie entgegenzuwirken. Ob sich eine Trichterbrust mit Übungen „wegtrainieren“ lässt, hängt stark von ihrer Ausprägung ab.
Mit täglichem Training – morgens und abends für zehn Minuten – dehnen Betroffene den Brustkorb weiter aus und arbeiten an ihrer Körperhaltung. Dazu eignen sich insbesondere Übungen zur Stärkung des Rückens und der Brustmuskulatur sowie zur Weitung des Brustkorbs.
Übungen zur Stärkung des Rückens
- Hände hinter dem Kopf verschränken, Finger ineinander haken.
- Ellenbogen so weit wie möglich nach hinten drücken, Kopf und Hals bleiben gestreckt. Diese Haltung bringt den Brustkorb nach vorne.
- Beugung des weiterhin gestreckten Oberkörpers in der Hüfte nach vorne. Position für zwei bis drei Sekunden halten, 25 Wiederholungen. Diese Übung stärkt den Rücken und bringt die Schultern nach hinten.
Übung zur Stärkung der Brustmuskulatur
- Rückenlage auf dem Boden, Arme ausgestreckt.
- Leichte Gewichte in beide Hände, dann gestreckte Arme über dem Brustkorb zusammenführen, 25 Wiederholungen.
- 25 Liegestütze pro Tag (im Falle einer Operation erst ab dem vierten Monat danach)
Übung zur Weitung des Brustkorbs
- Rücken gerade, Schultern nach hinten strecken.
- Maximal tief einatmen und Atem so lange wie möglich anhalten. Zwei Mal täglich 20 Wiederholungen.
Trainieren Sie unmittelbar nach dem Aufstehen sowie vor dem Zubettgehen und nicht länger als jeweils zehn Minuten!
Auch Ausdauersport wie Schwimmen oder Joggen wirkt sich positiv auf die Trichterbrust aus.
Implantat
Verursacht die Trichterbrust keine Beschwerden oder Einschränkungen, wird aber als störend empfunden, kann sie mit einem maßangefertigten Implantat – das unter der Haut platziert wird – oder mit Eigenfett optisch ausgeglichen werden. Dieser Eingriff wird allerdings erst im Erwachsenenalter durchgeführt.
Neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES)
Besteht eine Fehlhaltung der Wirbelsäule, eignet sich eine gezielte neuromuskuläre Elektrostimulation, um die Rückenmuskulatur zu kräftigen und die Stabilität des Rumpfes zu verbessern. Dabei werden Muskulatur und Nerven mit geringen Stromstößen stimuliert.
Operation
Der Arzt führt dann eine Operation durch, wenn die Trichterbrust sehr ausgeprägt (Haller-Index größer als 3,2), asymmetrisch oder für den Betroffenen psychisch sehr belastend ist.
Operationsmethode nach Donald Nuss: Sie eignet sich besonders für Kinder zwischen zwölf und 16 Jahren. Dabei wird ein Metallbügel unter dem Brustbein hindurchgeführt, der die Einsenkung des Brustbeins nach außen drückt und den Trichter so beseitigt. Der Bügel wird nach drei Jahren entfernt.
Stabilisierung durch Metallplatten: Bei dieser Methode stabilisiert der Arzt das Brustbein durch Metallplatten und Drahtnähte. Sie werden in der Regel nach einem Jahr wieder entfernt.
Nach der Operation
Nach der Trichterbrust-OP dauert es mehrere Wochen, bis der Patient wieder in seinen gewohnten Alltag zurückkehren kann. Folgendes ist nach dem Eingriff zu beachten:
1. bis 6. Woche nach der Operation:
- Der Arzt setzt die Schmerzmittel, die Sie nach der Operation erhalten haben, schrittweise ab.
- Heben Sie die Arme in den ersten beiden Wochen nach der Operation nicht über den Kopf!
- Schlafen Sie in den ersten vier Wochen auf dem Rücken.
- Verzichten Sie auf Sport, Spazierengehen ist möglich.
6. bis 12. Woche nach der Operation:
- Ab nun beginnt die Physiotherapie.
- Steigern Sie Ihre Alltagsaktivitäten langsam.
- Rotieren Sie nicht mit dem Oberkörper!
- Schwimmen, Joggen, Fahrrad- und Autofahren ist bei Schmerzfreiheit möglich.
- Tragen Sie keine Rucksäcke oder Schultaschen!
- Heben Sie keine schweren Lasten über 20 kg!
Nach der 12. Woche nach der Operation:
- Ab jetzt ist normale körperliche Aktivität wieder möglich.
- Machen Sie weiterhin regelmäßig Krankengymnastik.
- Vermeiden Sie dauerhaft Kontaktsportarten wie Eishockey, Football, Boxen, Wrestling oder Karate!
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Die Kosten für die Diagnostik übernehmen die Krankenkassen. Ob auch die Kosten für die Behandlung übernommen werden, hängt davon ab, wie schwerwiegend die körperlichen Beschwerden sind. Grundsätzlich gilt: Je ausgeprägter die Trichterbrust und je deutlicher die Beschwerden sind, desto eher übernimmt die Krankenkasse die Behandlungskosten.
Eine starke psychische Beeinträchtigung infolge der Deformierung kann durch ein psychisches Gutachten nachgewiesen werden. Bei rein kosmetisch motivierten Eingriffen trägt der Patient die Kosten in der Regel selbst. Die Kosten für die OP belaufen sich auf bis zu 10.000 Euro, exklusive Krankenhausaufenthalt, der zusätzlich zu zahlen ist.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über eine mögliche Kostenübernahme der Behandlung durch die Krankenkasse!
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