Neurologische Erkrankungen: Arten, Symptome – _
Was sind neurologische Erkrankungen? Das medizinische Fachgebiet der Neurologie umfasst alle Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems. Auf dieser Seite lesen Sie, welche Erkrankungen zu den neurologischen Krankheiten gehören, welche Symptome sie haben und welche Möglichkeiten der Therapie es gibt.
Was sind neurologische Erkrankungen?
Per Definition handelt es sich um neurologische Erkrankungen, wenn die folgenden Körperstrukturen betroffen sind:
Häufige neurologische Erkrankungen
Welche sind die häufigsten neurologischen Erkrankungen? Die nachfolgende Liste zeigt es Ihnen:
Neurologische Erkrankungen von A bis Z
Häufige Symptome von neurologischen Erkrankungen
Neurologische Erkrankungen verursachen viele verschiedene Symptome. Manche sind deutlich als solche erkennbar, zum Beispiel ein epileptischer Anfall. Andere zeigen sich weniger deutlich und können erst im Gespräch mit einem Arzt als neurologische Symptome identifiziert werden.
Bewegungsstörungen
Viele neurologische Erkrankungen beeinflussen die Koordination und verursachen dadurch Bewegungsstörungen (Ataxie). Deshalb können auch die folgenden Beschwerden Hand in Hand mit einer neurologischen Krankheit gehen:
- Gangstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
- Bewegungsstörungen (z.B. steifer Nacken)
- Lähmungen
- Veränderungen des Muskeltonus (z.B. Muskelschwäche, Muskelzucken oder steife Muskeln)
- Tremor (Zittern) einzelner Körperteile oder des ganzen Körpers
- Schluckbeschwerden, bzw. Änderungen des Schluckktes
Sensibilitäts- und Wahrnehmungsstörungen
Neben motorischen Beschwerden treten bei neurologischen Erkrankungen häufig auch sogenannte Sensibilitätsstörungen auf. Dabei handelt es sich um Störungen der Wahrnehmung von äußeren Reizen. Diese Sensibilitätsstörungen können alle Sinnesorgane betreffen.
Deshalb kommt es bei neurologischen Beschwerden zum Beispiel zu:
Schmerzen
Neurologische Erkrankungen verursachen häufig Schmerzen. Je nach zugrundeliegender Erkrankung können die Schmerzen in verschiedenen Bereich des Körpers und an verschiedenen Körperstrukturen auftreten. Häufig leiden Patienten an:
Bewusstseinsstörungen
Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems können das Bewusstsein stark beeinträchtigen. Deshalb kommt es bei einigen neurologischen Erkrankungen zu Bewusstseinsstörungen. Das äußert sich zum Beispiel durch die nachfolgenden Symptome:
Veränderung des Sprachbildes
Betrifft eine Erkrankung das Gehirn, kann das Auswirkungen auf die Sprache des Betroffenen haben. Ein bekanntes Beispiel ist der Schlaganfall. Häufig fallen Angehörigen oder Freunden der Patienten dann Veränderungen im Sprachbild auf. Es kommt häufig zu:
- Veränderungen der Sprache (Satzbau, Ausdruck)
- Verändertes Sprachverständnis
- Veränderung der Aussprache oder der Deutlichkeit
Einteilung von Neurologischen Erkrankungen
Neurologische Erkrankungen und Nervenkrankheiten fallen in das Fachgebiet der Neurologie. Hier beschäftigen sich Ärzte mit dem Aufbau, der Funktion und den Erkrankungen des gesamten Nervensystems. Das Nervensystem besteht zunächst aus zwei Anteilen:
- Zentrales Nervensystem (ZNS), dazu gehören Gehirn und Rückenmark
- Peripheres Nervensystem (PNS), umfasst alle Nerven, Nervenwurzeln und Nervengeflechte im Körper. Ein Teil des PNS ist das vegetative Nervensystem. Es steuert die unbewussten Körperfunktionen (z.B. die Atmung) und die Funktion der inneren Organe.
Die Muskulatur gehört ebenfalls, zumindest teilweise, in das Fachgebiet der Neurologie. Muskeln und Nerven funktionieren nämlich nur dann einwandfrei, wenn sie optimal zusammenarbeiten. Sie bilden eine untrennbare Einheit.
Eine weitere Einteilung der neurologischen Erkrankungen erfolgt nach den betroffenen Funktionen beziehungsweise ihrem klinischen Erscheinungsbild – von Kopfschmerzerkrankungen bis hin zu Epilepsien und Tumorerkrankungen.
Kopfschmerzen und Migräne
Primäre Kopfschmerzen gehören ebenfalls in das Fachgebiet der Neurologie. Es handelt sich dabei um Kopfschmerzen, die nicht in Folge einer anderen Erkrankung oder Verletzung (z.B. Schädel-Hirn-Trauma) auftreten. Es handelt sich also um ein eigenständiges Krankheitsbild. Die primären chronischen Kopfschmerzen können täglich auftreten und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.
Kopfschmerzen sind häufig: Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung leiden an episodischen Spannungskopfschmerzen, zehn bis zwölf Prozent an einer Migräne und vier Prozent an chronischen Kopfschmerzen.
Hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Kopfschmerzformen:
Bewegungsstörungen
Ein Teilgebiet der Neurologie sind die Bewegungsstörungen. Bei diesen Erkrankungen funktioniert der Informationsfluss zwischen Gehirn und Muskulatur nicht mehr optimal. Diese Erkrankungen machen sich durch eine Verschlechterung der Beweglichkeit oder auch durch das Auftreten unwillkürlicher Bewegungen oder Verkrampfungen bemerkbar.
Das Zittern (Tremor) einzelner Körperteile, des Kopfes oder auch des ganzen Körpers ist beispielsweise ein typisches Symptom für das Krankheitsbild Parkinson.
Doch auch eine krankhafte Muskelanspannung (Dystonie) gehört zu den Bewegungsstörungen. Die Betroffenen leiden dabei an unwillkürlichen Muskelkontraktionen. Diese können auch zu Fehlstellungen einzelner Körperteile führen.
Bei den nachfolgenden neurologischen Erkrankungen handelt es sich um Bewegungsstörungen:
Entzündliche Nervenkrankheiten
Bei chronisch-entzündlichen Nervenkrankheiten entzünden sich die Nervenzellen von Gehirn und/oder Rückenmark. Die Entzündungsreaktion führt dazu, dass Nerven Schaden nehmen und die Reize der umgebenden Körperstrukturen nicht mehr weiterleiten können.
Ein bekanntes Beispiel für eine solche Erkrankung ist Multiple Sklerose (MS). Die Markscheiden, eine isolierende Schicht um die Nervenfaser, werden dabei immer weiter abgebaut. Bei diesem Prozess scheint das Immunsystem eine wichtige Rolle zu spielen. Mit mehr als 120.000 Erkrankten in Deutschland ist MS die häufigste chronische Erkrankung des Zentralen Nervensystems.
Auch andere Autoimmunerkrankungen können sich gegen die Nervenstrukturen des Körpers richten und Entzündungen an den Nervenbahnen auslösen.
Verschiedene Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten befallen das menschliche Nervensystem und können Entzündungen an den Nerven verursachen. Im Zuge der Infektion kommt es zum Beispiel zu einer Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute. Die folgenden Infektionskrankheiten betreffen das Nervensystem:
Demenzerkrankungen
Der Begriff “Demenz” bezeichnet keine bestimmte Krankheit. Er steht für das gemeinsame Auftreten bestimmter Symptome („Syndrom“), die unterschiedlichste Ursachen haben können. Insgesamt erfasst der Begriff mehr als 50 verschiedene Krankheitsformen.
Alle Demenzformen haben eines gemeinsam: die anhaltende oder sogar fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens und/oder anderer Hirnleistungen. Oft kommen weitere Symptome, zum Beispiel im zwischenmenschlichen Verhalten oder eine Veränderung der Persönlichkeit hinzu.
Die folgenden Krankheiten gehören zu den Demenzerkrankungen:
Manche Risikofaktoren für Demenz lassen sich durch Veränderungen der Lebensführung positiv beeinflussen. Wie Sie Ihr Demenzrisiko senken können, zeigt Ihnen die Bildergalerie:
Bildergalerie
12 Risikofaktoren für Demenz
Das wirkt auf das Demenzrisiko
Die Gene sind schuld! Das trifft nur bei einem ganz kleinen Teil der Demenzpatienten zu. Oft spielen andere Risikofaktoren mit rein, allen voran natürlich das Alter. Manche davon können Sie beeinflussen – und damit auch Ihre Wahrscheinlichkeit verringern, geistig abzubauen.
Schwerhörigkeit
Wenn Senioren immer schlechter hören, leidet ihr Sozialleben. Und auch das Gehirn trägt Spuren davon: Bei den Betroffenen verringern sich die geistigen Fähigkeiten wesentlich schneller als bei gut hörenden Altersgenossen – und zwar um bis zu 24 Prozent. Der Rat der US-amerikanischen Forscher, die den Zusammenhang entdeckt haben: Schwerhörigkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen und lieber früh auf ein Hörgerät setzen.
Schlafmittel und Co.
Medikamente gegen Inkontinenz, Schlafstörungen oder Depressionen scheinen in höherer Dosis oder bei länger Anwendung das Risiko für Demenz zu erhöhen – und zwar auch, nachdem sie abgesetzt wurden. Forscher raten, anticholinerge Medikamente in der niedrigst möglichen Dosis zu verschreiben, den Therapieerfolg regelmäßig zu prüfen und die Behandlung zu beenden, falls die Medikamente nicht die gewünschte Wirkung zeigen.
Säureblocker
Vielfach im Einsatz gegen Sodbrennen sind Säureblocker. Senioren, die im Rahmen einer Studie Säureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol über längere Zeit einnahmen, erkrankten mit einer um 44 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Demenz als Probanden, die keine Protonenpumpenhemmer bekommen hatten. Ob tatsächlich die Medikamente oder ein unbekannter gemeinsamer Faktor die Demenzgefahr erhöhten, ist allerdings noch ungeklärt. So oder so sollten die Hemmer nur genommen werden, wenn unbedingt nötig.
Vitamin-D-Mangel
Sonnenbaden schützt möglicherweise vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen. Der Grund dafür: Im Sonnenlicht bildet der Körper Vitamin D. Einer Studie zufolge hatten Menschen mit Vitamin-D-Mangel ein um 53 Prozent erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Bei starkem Mangel stieg die Wahrscheinlichkeit sogar um 125 Prozent. Vitamin D steckt zwar auch in einigen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Fisch, aber fast 90 Prozent des Bedarfs produziert man selbst.
Stress
Scheidung, Tod des Partners, psychisch kranke Angehörige – große seelische Belastungen treiben das Demenzrisiko in die Höhe. Das gilt zumindest für Frauen, zeigt eine Langzeitstudie der Universität Göteborg. Allein das Risiko für Alzheimer stieg dabei pro Stressor um 15 Prozent. Eine mögliche Erklärung ist, dass Stress zu hormonellen Veränderungen führt, die sich negativ auf das zentrale Nervensystem auswirken.
Unstabile Persönlichkeit
Wer emotional weniger stabil ist, also beispielsweise besonders nervös, ängstlich, launisch, unsicher und stressempfindlich, trägt offenbar ein erheblich höheres Risiko für Alzheimer als emotional gefestigte Menschen. Psychologen bezeichnen einen solchen Wesenszug als Neurotizismus. Besonders häufig traf die Demenz Frauen, die schnell gestresst und gleichzeitig besonders verschlossen gegenüber anderen Menschen waren.
Einsamkeit
Alleine sein und sich einsam fühlen, sind zwei Paar Schuhe. Wer einsam ist, leidet darunter, dass er alleine ist. Genau dieses Gefühl ist offenbar auch ein Risikofaktor für eine Demenz. Wer in einer Studie mit 2.000 Teilnehmern von diesem seelischen Befinden berichtete, hatte eine 2,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit, später an Demenz zu erkranken. Hier hilft rechtzeitiges Gegensteuern, zum Beispiel, indem man versucht, sein soziales Netz zu festigen und auszubauen.
Diabetes und Bluthochdruck
Diabetes und Bluthochdruck sind schlecht für die Gefäße. Deshalb haben Diabetiker ein höheres Risiko für Demenz. Und sie erkranken im Durchschnitt mehr als zwei Jahre früher an einer Altersdemenz als Nicht-Diabetiker. Bluthochdruck wiederrum erhöht die Gefahr der sogenannten vaskulären Demenz, laut einer Studie des George Institute for Global Health sogar um bis zu 62 Prozent, wenn der Bluthochdruck im Alter von 30 bis 50 Jahren auftritt. Tritt er dagegen erstmals mit 80 bis 90 Jahren auf, schützt das sogar.
Rauchen
Wer regelmäßig Zigaretten raucht, schadet nicht nur seiner Lunge und erhöht sein Krebsrisiko. Auch das Gehirn leidet, weil durch Nikotin und Co. die Gefäße verengt werden. Das erschwert unter anderem die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen – und zwar auch im Denkorgan. Dies wiederrum kann zu kognitiven Einbußen und schlussendlich auch zu Demenz führen. Übrigens sterben viele Raucher, bevor sie überhaupt Demenz entwickeln können. Zwei weitere gute Gründe für einen Rauchstopp!
Luftverschmutzung
Auch dreckige Luft steht im Verdacht das Demenzrisiko zu erhöhen. Eine Studie mit älteren Frauen zeigte, dass jene, die in Stadtvierteln mit extrem hoher Luftverschmutzung wohnen, ein um 92 Prozent höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken als jene, die in ländlichen Gegenden mit geringer Feinstaubbelastung leben. Wie genau die mikroskopisch kleinen Partikel ins Hirn gelangen, ist allerdings noch unklar, so die Studienautoren.
Gewicht
Zu fettleibig oder zu mager – beides ist nicht gut, wenn es um das Risiko für Demenz geht. Uneinig sind sich die Forscher allerdings, wenn es um leichtes Übergewicht in der Lebensmitte geht. Während die einen auch in diesem Fall die Wahrscheinlichkeit erhöht sehen, berichten andere Studien sogar von einer schützenden Wirkung. Die Antwort – und eine entsprechende Empfehlung – stehen hier noch aus.
Depression
Depressionen und Demenz gehen oft Hand in Hand. Darum wusste man lange nicht, ob die Depressionen nur Vorbote einer Demenz sind, oder ein Risikofaktor. Diese Frage klärte 2014 eine amerikanische Studie: Zuerst kommt das seelische Tief, dann der geistige Verfall. Dabei gilt auch: Je stärker die Symptome der Depression, desto höher das anschließende Risiko für die Demenz. Wer depressiv ist, sollte auch deswegen auf jeden Fall behandelt werden, so die Experten
Gesunder Lebensstil zahlt sich aus
Was man vor allem tun kann, um sich vor Demen zu schützen, haben Forscher auch ergründet: Keine Zigaretten, kein Alkohol, eine gesunde Ernährung, Normalgewicht und Bewegung – diese fünf Lebensstilregeln stärken nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit. Die Langzeitstudie walisischer Forscher zeigte, dass man damit tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für Demenz um bis zu 60 Prozent senken kann.
- Von
Medizinredakteurin
Epilepsie
Die Epilepsie ist eine häufige neurologische Erkrankung. Es handelt sich um eine Funktionsstörung des Gehirns, bei der es immer wieder zu epileptischen Anfällen kommt. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung erleiden mindestens einmal im Leben einen solchen Krampfanfall.
Wie sich ein epileptischer Anfall zeigt, ist sehr unterschiedlich. Das hängt unter anderem von der betroffenen Hirnregion ab und der Ausbreitung des Anfalls. Er kann sich als eine Art Trance äußern oder auch als heftiger Krampfanfall. Mitunter treten dann motorische Störungen wie Versteifen, Zucken, Zungenbeißen oder Wahrnehmungsstörungen auf.
Meist tritt ein epileptischer Anfall bei Epileptikern auf. Es gibt aber auch andere mögliche Auslöser für einen Anfall (z.B. Alkoholentzug, Vergiftungen, Fieber, Unterzuckerung).
Gefäßerkrankungen des Gehirns
Zu den Gefäßerkrankungen zählen verschiedene Krankheitsbilder, zum Beispiel Gefäßaussackungen (Aneurysmen), Fisteln und Blutschwämme (Angiome, arterio-venöse Malformationen, Kavernome). Die große Gefahr einer solchen Gefäßmissbildung ist, dass es unerwartet zu einer bedrohlichen Hirnblutung kommen kann. Solche Blutungen können in unterschiedlichen Hirnarealen auftreten.
Die Gefäße im Gehirn können aber auch durch einen Blutpfropf verstopfen. Dadurch können Stauungsblutungen oder eine Sauerstoffunterversorgung von Teilen des Gehirns entstehen In letzterem Fall spricht man von einem Schlaganfall (Apoplex). Die Gehirnzellen erhalten durch die Verstopfung nicht ausreichend Nährstoffe und sterben binnen kurzer Zeit ab.
Neuromuskuläre Erkrankungen
Neuromuskuläre Erkrankungen umfassen Krankheitsbilder des Muskels oder der Muskelzelle, der Signalübertragung von der Nervenzelle zum Muskel (neuromuskuläre Übertragungsstörungen), der peripheren Nerven (Neuropathien) und der motorischen Nervenzellen im Rückenmark und des Gehirns (Motoneuron-Krankheiten).
Neuromuskuläre Übertragungsstörung
Der Begriff neuromuskuläre Übertragungsstörung umfasst Krankheiten, bei denen die Signalübertragung zwischen Nervenzelle und Muskel gestört ist. Sie werden auch als myasthene Syndrome bezeichnet.
Motoneuron-Krankheiten
Wenn Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark zugrunde gehen, die normalerweise die Muskulatur steuern, spricht man auch von Motoneuron-Krankheiten. Denn diese speziellen Nervenzellen heißen Motoneurone.
Verschiedene neurologische Erkrankungen lassen diese motorischen Nervenzellen absterben. Dadurch entstehen Lähmungen, Muskelabbau und Spasmen. Auch das Sprechen, Schlucken und die Atmung können vom Ausfall der Nervenzellen betroffen sein. Die nachfolgenden Erkrankungen gehören dazu:
Erkrankungen der peripheren Nerven (Neuropathien)
Die peripheren Nerven sind Nerven, die außerhalb des Rückenmarks verlaufen. Sie bewegen die Muskeln (motorische Nerven) und übermitteln Empfindungen von der Haut und anderen Strukturen zum Rückenmark (sensible Nerven). Außerdem gibt es autonome (vegetative) Nerven, die Körperfunktionen wie Schweißbildung, Haarwachstum und Anpassung der Gefäßweite regulieren.
Verlaufen die motorischen, sensiblen und autonomen Nervenfasern zusammen in einem Nervenbündel, spricht man auch von einem peripheren Nerv.
Verschiedene Erkrankungen können eben diese peripheren Nerven betreffen. Dazu gehören unter anderem:
Neoplastische Erkrankungen (Tumorerkrankungen)
Eine Tumorerkrankung kann jedes Gewebe des Körpers treffen. So auch das Gehirn und das Nervensystem. Ein Tumor kann aus körpereigenem Gewebe im Gehirn oder Rückenmark entstehen. Er kann allerdings auch von den Hirnhäuten (Meningen) oder Nerven von Gehirn und Rückenmark aus wuchern. In diesem Fall sprechen Mediziner von einem Gliom.
Hier erfahren Sie mehr über neubildende Tumorerkrankungen des Gehirns und des Nervensystems:
Wie werden neurologische Erkrankungen diagnostiziert?
Bei einer neurologischen Erkrankung stellt die Diagnose meist ein Neurologe. Seine Aufgabe ist es, die Symptome des Patienten richtig zu deuten und die richtigen Untersuchungen anzuordnen.
Anamnese
An erster Stelle der neurologischen Diagnose steht ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient (Anamnese). Dabei stellt der Arzt zum Beispiel folgende Fragen:
- Welche Symptome haben Sie?
- Wann haben Sie die Beschwerden erstmals bemerkt?
- Leiden Sie an (chronischen) Erkrankungen?
- Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Alzheimer, Parkinson oder Epilepsie?
Mit Hilfe dieses Gesprächs kann der Arzt bestimmte Krankheiten ausschließen und weiß, welche Untersuchungen ihm die richtige Diagnose liefern. Es folgen verschiedene Untersuchung, vor allem des Gehirns und des Nervensystems.
Neurologische Diagnostik
Die neurologische Untersuchung ist der nächste Schritt, um Krankheiten, Ausfälle und Störungen des Nervensystems festzustellen. Zur Untersuchung gehören die folgenden Schritte:
Betrachtung (Inspektion): Untersuchung von Gangbild, Haltung, Gleichgewichtssinn, sowie Suche nach offensichtlichen Verletzungen, Ausschlägen oder anderen Hautveränderungen.
Internistische Untersuchung: Untersuchung der Vitalfunktionen (Herzfunktion, große Halsgefäße und Pulsmessung).
Untersuchung der 12 Hirnnerven: Jeder Hirnnerv hat eine spezielle Aufgabe. Bei neurologischen Erkrankungen können Störungen vorliegen. Mit Hilfe von Funktionstests überprüft der Arzt die Sinnesfunktionen (Sehen, Riechen, Schmecken, Hören), untersucht die Augenbewegungen, Mimik, Schluckvorgang und das Sprechen des Patienten.
Überprüfung der Reflexe: Reflexe sind unwillkürlich ablaufende Reaktionen des Nervensystems auf einen Reiz. Ein Beispiel ist der sogenannte Patellarsehnenreflex: Mit einem Hämmerchen schlägt der Arzt auf eine bestimmte Stelle der Sehne unter der Kniescheibe und löst damit den Muskelreflex aus. Das Knie wird bei vorhandenem Reflex unwillkürlich gestreckt.
Untersuchung der Motorik: Der Arzt untersucht Wirbelsäule, Gelenke, Gliedmaßen und die Muskulatur. Er überprüft die Beweglichkeit der Gelenke, die Feinmotorik und die Muskelspannung.
Prüfung der Koordination: Der Arzt überprüft wie die Muskulatur zusammenarbeitet, etwa mit Zielübungen (Patient muss mit dem Zeigefinger die Nase berühren). Auch die Bewegung der Gesichtsmuskulatur betrachtet der Arzt.
Sensibilitätsprüfung: Untersuchung der Schmerz- und Temperaturwahrnehmung sowie die Druck- und Berührungsempfindlichkeit. Mit einem Stück Watte oder Zellstoff kitzelt der Arzt den Patienten und untersucht die Empfindlichkeit der Haut. Mit einem spitzen Gegenstand drückt er in bestimmte Stellen der Haut und überprüft die Schmerzempfindlichkeit.
Untersuchung der vegetativen Funktionen: Das vegetative Nervensystem steuert die Funktion der inneren Organe und unbewusste Körperfunktionen wie zum Beispiel die Atmung. Der Arzt untersucht daher Atmung, Verdauung, den Puls und die Schweißabsonderung.
Test der kognitiven Funktionen: Sprache, Sprachverstehen, Erkennen von Formen und Gegenständen und das Lösen von Rechenaufgaben liefern Aufschluss über die geistigen Funktionen des Patienten. Diese Fähigkeiten sind zum Beispiel bei Patienten mit einer Hirnblutung oder nach einem Schlaganfall beeinträchtigt.
Psychische Beurteilung: Auch der psychische Zustand des Patienten wird bei neurologischen Erkrankungen unter die Lupe genommen. Erkrankungen des Gehirns können die psychische Verfassung verändern und zum Teil negativ beeinträchtigen. Der Mediziner überprüft deshalb das Kurzzeitgedächtnis, die Konzentrationsfähigkeit, er sucht nach möglichen Veränderungen des Bewusstseins und erkundigt sich nach der Stimmung des Patienten.
Laboruntersuchungen
Um eine sichere Diagnose zu stellen sind in den meisten Fällen weitere Untersuchungen notwendig. Das dient dazu die zugrundeliegende Erkrankung zu identifizieren oder unzutreffende Diagnosen auszuschließen.
Werte aus dem Labor helfen bei der Diagnose neurologischer Erkrankungen. In Blut, Urin und Nervenwasser können sich bei verschiedenen Krankheitsbildern bestimmte Stoffe ansammeln. Diese dienen dem Arzt als wichtige Hinweise bei der Diagnostik.
Zu den gängigen Laboruntersuchungen bei neurologischen Erkrankungen gehören:
Bildgebende Verfahren in der Neurologie
Bildgebende Verfahren dienen dazu die Strukturen im Gehirn oder die Nervenbahnen sichtbar zu machen und mögliche Schäden oder Ablagerungen zu erkennen. Der Neurologe nutzt dazu:
Mit Kontrastmittel liefern die bildgebenden Verfahren oft aussagekräftigere Ergebnisse. Der Patient bekommt vor der Untersuchung ein Mittel verabreicht, das die körperlichen Strukturen auf den Aufnahmen deutlicher sichtbar macht, zum Beispiel Blutgefäße. Das erleichtert dem Arzt die Diagnose neurologischer Erkrankungen.
Funktionstest
Auch die Bestimmung der Muskelaktivität ist wichtig für die Diagnose. Diese ermittelt der Mediziner mit Hilfe einer Elektromyographie (EMG). Mit Hilfe der elektrischen Aktivität lässt sich die Muskel- und Nervenfunktion beurteilen. Bei diesem Verfahren werden dem Patienten dünne Nadelelektroden durch die Haut in den ausgewählten Muskel eingeführt. Diese messen dann die elektrische Aktivität des Muskels.
Die Aktivität des Gehirns misst er bei der sogenannten Elektroenzephalografie (EEG). Der Neurologe klebt dem Betroffenen Elektroden auf die Kopfhaut und verschaltet sie miteinander. Wenn sich die Nervenzellen im Hirn entladen, zeichnen die Elektroden das auf. So messen sie die elektrische Aktivität des Gehirns.
Die Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit ist ebenfalls eine wichtige Größe bei der Diagnose in der Neurologie. Diese erfolgt bei einer Elektroneurographie (ENG). Mit dieser Untersuchung beurteilt der Arzt die Fähigkeit eines Nervs, elektrische Impulse weiterzuleiten.
Behandlung neurologischer Erkrankungen
Die Behandlung richtet sich immer nach der zugrundeliegenden Krankheit. Für viele neurologischen Erkrankungen stehen inzwischen wirksame Therapien zur Verfügung. Dennoch gibt es immer noch Krankheitsbilder, für die es keine wirksame Behandlung gibt. Diese Krankheiten sind nicht heilbar – die Behandlung hat dann die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten zum Ziel.
Mehr Informationen zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbeschreibungen.
Autoren- & Quelleninformationen
Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Autor:
Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.
Quellen:
- Barmherzige Brüder Krankenhaus Regensburg: Gefäßerkrankungen an Gehirn und Rückenmark, unter www.barmherzige-regensburg.de, abgerufen am 17.06.2021
- Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie: Neurologie; unter www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de, abgerufen am 16.06.2021
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Die zehn häufigsten neurologischen Erkrankungen, unter www.dgn.org, Stand: 30.07.2020
- Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Einführung in Bau und Funktion, 15. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2008
- Klinikum Lüneburg: Elektromyographie, unter www.klinikum-lueneburg.de, abgerufen am 16.06.2021
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Kurzlehrbuch Neurologie, 4. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2015
- MSD Manuals: Einführung in die Symptome von Störungen bzw. Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks und der Nerven, unter www.msdmanuals.com, abgerufen am 16.06.2021
- TU München: Neurologische Klink und Poliklinik. Klinische Schwerpunkte, unter www.neurokopfzentrum.med.tum.de, abgerufen am 16.06.2021
- Universitätsklinikum Bonn: Was ist Neurologie; unter https://neurologie.uni-bonn.de, abgerufen am 16.06.2021
- Universitätsklinikum Würzburg: mehrere Seiten, unter www.ukw.de, abgerufen am 16.06.2021
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