Neurodermitis (atopisches Ekzem) – _
Neurodermitis: Behandlung
Bei der Neurodermitis-Therapie empfehlen Experten grundsätzlich einen Therapieplan in vier Stufen. Dabei sind je nach dem aktuellen Hautzustand unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen vorgesehen:
Therapie-Maßnahmen | |
Stufe 1: Trockene Haut | Um Schüben vorzubeugen, ist eine sorgfältige tägliche Hautpflege (Basispflege) nötig. Zudem sollte der Patient individuelle Trigger möglichst meiden oder zumindest reduzieren (Stress, Wollkleidung, trockene Luft etc.). |
Stufe 2: Leichte Ekzeme | Zusätzlich zu den Maßnahmen von Stufe 1 wird eine äußerliche Behandlung mit schwach wirksamen Glukokortikoiden (“Kortison”) und/oder Calcineurin-Inhibitoren empfohlen. Bei Bedarf bekommt der Patient auch juckreizstillende Medikamente und keimhemmende (antiseptische) Mittel. |
Stufe 3: Mäßig schwere Ekzeme | Zusätzlich zu notwendigen Maßnahmen der vorherigen Stufen ist hier eine äußerliche Behandlung mit stärker wirksamen Kortison-Präparaten und/oder Calcineurin-Inhibitoren empfohlen. |
Stufe 4: Schwere, hartnäckige Ekzeme oder Ekzeme, bei denen die äußerliche Behandlung nicht ausreicht | Zusätzlich zu notwendigen Maßnahmen der vorherigen Stufen verschreibt der Arzt einen innerliche (systemische) Therapie, die Immunreaktionen in gewünschter Weise beeinflusst (Biologika, JAK-Hemmer oder andere, abwehrunterdrückende Medikamente wie Ciclosporin). |
Das Stufenschema der Neurodermitis-Behandlung ist nur ein Anhaltspunkt. Der behandelnde Arzt kann es an individuelle Faktoren anpassen. So kann er bei der Therapieplanung berücksichtigen, wie alt der Patient ist, wie seine Neurodermitis-Erkrankung insgesamt verläuft, wo am Körper die Symptome auftreten und wie sehr der Patient darunter leidet.
Im Folgenden werden die einzelnen Therapiemaßnahmen näher beschrieben.
Neurodermitis-Kinder (und ihre Eltern) können an einer speziellen Neurodermitis-Schulung teilnehmen. Ärzte, Psychologen und Ernährungsfachleute geben dort Tipps für den richtigen Umgang mit der Krankheit.
Nähere Informationen zu diesen Schulungen gibt es in Deutschland etwa bei der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung (www.neurodermitisschulung.de), in Österreich bei der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (www.agpd.at und www.neurodermitis-schulung.at) und in der Schweiz beim Allergiezentrum Schweiz (www.aha.ch).
Neurodermitis-Therapie: Hautpflege
Die wichtigste Maßnahme jeder Neurodermitis-Behandlung ist die tägliche Pflege der Haut. Das verwendete Hautpflegemittel sollte einen hautfreundlichen pH-Wert haben und auf seine Hautverträglichkeit dermatologisch geprüft sein. Außerdem sollten ein Produkt gewählt werden, das an den aktuellen Hautzustand angepasst ist – vor allem im Hinblick auf das Verhältnis der Fett- bzw. Öl- und Wasseranteile im Produkt:
- Für sehr trockene Haut ist ein Hautpflegemittel mit einem hohen Fettanteil, also eine Wasser-in-Öl-Emulsion (z.B. rückfettende Salbe) ratsam. Damit lässt sich auch sehr gut die trockene Haut im Winter pflegen.
- Bei weniger trockener Haut sollte man dagegen eine befeuchtende (hydratisierende) Öl-in-Wasser-Emulsion verwenden, also ein Pflegeprodukt auf Wasserbasis, das weniger Fett und dafür mehr Wasser enthält (z.B. eine Creme oder eine Lotion).
Neben der Wasser-Öl-Zusammensetzung sollten auch die weiteren Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten beachtet werden. Beispielsweise kann ein Produkt mit Harnstoff (Urea) oder Glycerin sinnvoll sein. Beide Zusätze halten die Haut feucht. Bei Kleinkindern (Kinder im 2. und 3. Lebensjahr) sowie bei entzündeter Haut sollten solche Produkte aber vorher an einer kleinen Hautstelle auf ihre Verträglichkeit geprüft werden. Für Säuglinge (Kinder im 1. Lebensjahr) sind Produkte mit Harnstoff generell nicht empfohlen.
Hautpflegemittel für Neurodermitis-Patienten sollten zudem keine häufigen Auslöser von Kontaktallergien enthalten. Dazu zählen beispielsweise Duft- und Konservierungsstoffe.
Cremen Sie die Haut bei Neurodermitis mindestens zweimal täglich ein!
Hautreinigung
Zur Basispflege gehört neben dem regelmäßigen Eincremen auch eine schonende und sanfte Hautreinigung. Hierzu die wichtigsten Tipps:
- Duschen ist für Neurodermitis-Patienten grundsätzlich besser als Baden (kürzerer Wasserkontakt!). In beiden Fällen gilt aber: nicht zu lang und nicht zu heiß.
- Verwenden Sie keine herkömmliche Seife zur Hautreinigung (zu hoher pH-Wert!), sondern lieber ein pH-neutrales Hautreinigungsmittel (Syndet), das speziell für trockene und Neurodermitis-Haut entwickelt wurde. Lassen Sie es nur kurz einwirken und spülen Sie es dann gründlich ab.
- Verwenden Sie keinen Waschlappen oder Schwamm zum Waschen, um Ihre Haut durch das Reiben nicht zusätzlich zu reizen.
- Aus dem gleichen Grund sollten Sie sich nach dem Waschen mit dem Handtuch nicht trockenrubbeln, sondern trockentupfen.
- Nach jeder Hautreinigung (z.B. Gesicht- oder Händewaschen, Duschen, Baden) muss die Neurodermitis-Haut komplett mit einem passenden Hautpflegemittel eingecremt werden. Wenn die Haut dabei noch etwas feucht ist, kann das Pflegemittel besonders gut in die Haut eindringen.
Neurodermitis-Therapie: Trigger meiden
Neurodermitis-Patienten sollten nach Möglichkeit alle Trigger vermeiden, die erfahrungsgemäß einen akuten Krankheitsschub auslösen können.
Solche Triggerfaktoren können zum Beispiel akute Infektionen wie heftige Erkältungen und Grippe sein. Wenn solche ansteckenden Infekte “umgehen”, sollten Neurodermitiker besonders auf Hygiene achten (Händewaschen etc.). Außerdem ist es dann ratsam, Menschenansammlungen zu meiden und sich von Erkrankten möglichst fernzuhalten.
Stress löst ebenfalls oft einen Neurodermitis-Schub aus. Deshalb sollten Betroffene sich geeignete Gegenstrategien überlegen. Im Job kann es beispielsweise helfen, manche Aufgaben an andere zu delegieren. Sehr zu empfehlen ist auch eine regelmäßige gezielte Entspannung, etwa mithilfe von Yoga, Autogenem Training oder Meditation.
Neurodermitis-Patienten, die allergisch auf Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel, Duftstoffe in Kosmetika oder andere Reizstoffe reagieren, sollten diesen möglichst aus dem Weg gehen. Hat jemand eine Allergie gegen Hausstaubmilben, kann zudem ein spezieller Überzug für die Matratze (Encasing) sinnvoll sein.
Ungünstig bei atopischer Dermatitis sind auch Reisen in Gebiete mit extremen Klimabedingungen (wie große Kälte oder feuchte Hitze).
Neurodermitis-Therapie: Kortison
Im akuten Schub wird die Neurodermitis mit Medikamenten behandelt, welche die Aktivität des Immunsystems senken. Zu diesen Immunsuppressiva zählt Kortison (umgangssprachliche Bezeichnung für Glukokortikoide)
Kortison ist ein natürlich im Körper vorkommendes Hormon (hier “Cortisol” genannt), das auch als Medikament verabreicht werden kann: Eine Neurodermitis-Behandlung mit Kortisonpräparaten lindert wirksam die Entzündung und den Juckreiz.
>> äußerliche (topische) Anwendung von Kortison:
Meist genügt es bei Neurodermitis, Kortison äußerlich als Creme/Salbe dünn auf die Ekzeme aufzutragen. Das geschieht im Allgemeinen einmal täglich – so lange, wie vom Arzt empfohlen.
Dabei wird der Arzt jedem Patienten ein Präparat mit einer geeigneten Kortison-Konzentration verschreiben. Denn dünne, empfindliche Haustellen (wie Gesichtshaut und aufgekratzte Haut) nehmen mehr Kortison auf als robustere Partien. Sie werden deshalb mit schwächer dosierten Kortisonsalben behandelt als beispielsweise Ekzeme an den Armen oder Fußsohlen.
In jedem Fall ist es wichtig, dass Betroffene kortisonhaltige Cremes genau so anwenden, wie vom Arzt empfohlen. Vor allem ist eine zu lange Anwendung ohne Unterbrechung zu vermeiden, weil sonst oft Nebenwirkungen auftreten. Zum Beispiel kann die Haut an den behandelten Stellen sehr dünn werden und/oder weiße Flecken bekommen. Manchmal bilden sich kleine, erweiterte, sichtbare Hautäderchen (Teleangiektasien). Außerdem begünstigt die Kortisonbehandlung Hautinfektionen. Bei Anwendung im Gesicht kann sich zudem die Haut um den Mund herum entzünden (periorale Dermatitis).
>> innerliche (systemische) Anwendung von Kortison:
In schweren Fällen von Neurodermitis kann es notwendig sein, Kortison als Tablette einzunehmen. Diese Art der Wirkstoffanwendung wird auch als systemische Therapie bezeichnet, weil der Wirkstoff hier im ganzen Körper wirksam werden kann. Diese innerliche Kortison-Therapie kommt in erster Linie für Erwachsene mit schwerer Neurodermitis in Betracht; bei Kindern und Jugendlichen wird sie nur in Ausnahmefällen durchgeführt.
In jedem Fall muss der behandelnde Arzt die Neurodermitis-Behandlung mit Kortisontabletten sorgfältig überwachen. Wegen der möglichen Nebenwirkungen dürfen die Tabletten nur kurzzeitig (wenige Wochen) eingenommen werden.
Am Ende sollten Patienten die Kortison-Therapie nach den Anweisungen des Arztes “ausschleichen“, das heißt, die Tabletten nicht abrupt absetzen, sondern schrittweise deren Dosis verringern.
Neurodermitis-Therapie: Calcineurin-Inhibitoren
Auch die sogenannten Calcineurin-Inhibitoren (Calcineurin-Hemmer) zählen zu den Immunsuppressiva und wirken entzündungshemmend. Die beiden Vertreter Tacrolimus und Pimecrolimus können wie Kortison als Creme/Salbe zur lokalen Neurodermitis-Behandlung eingesetzt werden.
Zur Behandlung von Ekzemen auf empfindlichen Hautstellen sind sie besser geeignet als Kortison, etwa im Gesicht und Genitalbereich. Denn manche Nebenwirkungen, die Kortisonsalben verursachen können, treten bei den beiden Calcineurin-Hemmern nicht auf. So führen Tacrolimus und Pimecrolimus auch bei längerer Anwendung nicht dazu, dass die Haut dünner wird. Außerdem verursachen sie im Gesicht keine Entzündung um den Mund herum (periorale Dermatitis).
An weniger empfindlichen Hautstellen werden Ekzeme dagegen bevorzugt mit Kortisonsalben behandelt. Die Calcineurin-Hemmer kommen hier meist nur zum Einsatz, wenn eine Kortisonsalbe nicht einsetzbar ist oder zu lokalen, irreversiblen Nebenwirkungen führen könnte.
Grundsätzlich werden Tacrolimus (0,03 %) und Pimecrolimus erst ab dem 3. Lebensjahr, höher dosierte Tacrolimus-Präparate (0,1 %) sogar erst ab dem 17. Lebensjahr zur lokalen Neurodermitis-Behandlung verordnet. Im Einzelfall können die Medikamente aber auch bei Säuglingen und Kleinkindern zum Einsatz kommen, vor allem bei schweren, chronischen Gesichts-/Wangenekzemen.
Häufigste Nebenwirkung der Behandlung ist bei Pimecrolimus ein vorübergehendes Wärmegefühl auf der Haut und bei Tacrolimus ein vorübergehendes Brennen auf der Haut.
Während der Behandlung mit Calcineurin-Hemmern sollte die Haut ausreichend vor Sonnenlicht geschützt werden. Außerdem raten Experten davon ab, während der Anwendung eine Phototherapie (siehe unten) zu machen.
Neurodermitis-Therapie: Ciclosporin A
Ciclosporin A ist ein starkes Immunsuppressivum. Es kann innerlich (systemisch) zur Behandlung einer chronischen, schweren Neurodermitis bei Erwachsenen angewendet werden. Eventuell kann Ciclosporin A auch bei Kindern und Jugendlichen gegeben werden, wenn eine schwere Neurodermitis vorliegt, die sich mit anderen Therapien nicht behandeln lässt (bei Patienten unter 16 Jahren erfolgt die Anwendung von Ciclosporin A außerhalb der Zulassung).
Meist nehmen Patienten Ciclosporin A zweimal täglich ein. Dabei wird eine Induktionstherapie empfohlen: Es wird mit einer höheren Anfangsdosis begonnen, die so lange beibehalten wird, bis sich die Symptome weitgehend bessern. Anschließend wird die Dosis schrittweise reduziert auf eine individuell geeignete Erhaltungsdosis.
Spricht der Patient gut auf Ciclosporin A an, sollte die Therapie nach vier bis sechs Monaten versuchsweise unterbrochen werden. Wenn sich die Neurodermitis-Symptome dann wieder stark verschlimmern, kann die Einnahme fortgesetzt werden – sofern der Patient das Medikament gut verträgt.
Experten raten davon ab, während der Anwendung von Ciclosporin A eine Phototherapie (siehe unten) durchzuführen. Die Kombination der beiden Therapien erhöht nämlich das Hautkrebsrisiko. Während der Einnahme von Ciclosporin A sollten Patienten zudem ihre Haut gut vor UV-Licht (Sonne, Solarium) schützen.
Falls Ciclosporin nicht vertragen wird oder nicht ausreichend wirkt, kann der Arzt eventuell Tabletten mit einem anderen Immunsuppressivum verschreiben, zum Beispiel Azathioprin oder Methotrexat. Diese Wirkstoffe sind aber nicht für die Neurodermitis-Behandlung zugelassen. Sie kommen deshalb nur in ausgewählten Einzelfällen zum Einsatz (“off-label-use”).
Neurodermitis-Therapie: Biologika
Biologika sind biotechnologisch (also mithilfe lebender Zellen oder Organismen) hergestellte Arzneistoffe. Für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis sind derzeit zwei Biologika zugelassen: Dupilumab und Tralokinumab. Sie blockieren Entzündungsbotenstoffe, was das Entzündungsgeschehen lindern und die Neurodermitis-Haut beruhigen kann.
Beide Wirkstoffe werden unter die Haut gespritzt, und zwar alle zwei bis vier Wochen (abhängig unter anderem vom Präparat und Körpergewicht).
Die Anwendung dieser Biologika bei Neurodermitis kommt in Betracht, wenn eine äußerliche (topische) Therapie – etwa mit Kortisonsalben – nicht ausreicht oder nicht möglich ist und deshalb eine innerliche (systemische) Therapie notwendig wird. Dabei ist Dupilumab bereits für Patienten ab sechs Jahren zugelassen, Tralokinumab dagegen erst ab 18 Jahre (also für Erwachsene).
Zu den häufigeren Nebenwirkungen der beiden Biologika zählen zum Beispiel lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (wie Rötung, Schwellung) und Bindehautentzündung (Konjunktivitis) sowie – bei Tralokinumab – Infektionen der oberen Atemwege.
Neurodermitis-Therapie: JAK-Hemmer
Neben Biologika zählen auch Januskinase (JAK)-Hemmer zu den neueren Therapieoptionen bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis, wenn eine äußerliche Therapie nicht ausreichend hilft oder nicht möglich ist.
JAK-Hemmer (oder JAK-Inhibitoren) wirken gezielt immunsuppressiv: Sie hemmen innerhalb von Zellen die sogenannten Januskinasen. Das sind Enzyme, die an der Weiterleitung von Entzündungssignalen beteiligt sind. Somit üben JAK-Hemmer einen entzündungshemmenden und juckreizlindernden Effekt aus.
Derzeit sind drei Vertreter dieser Wirkstoffklasse für die Neurodermitis-Therapie zugelassen: Abrocitinib, Baricitinib und Upadacitinib. Die ersten beiden Wirkstoffe sind in der EU und in der Schweiz für erwachsene Patienten zugelassen. Upadacitinib darf in der EU bereits ab einem Alter von 12 Jahren verschrieben werden, in der Schweiz dagegen erst ab 18 (also Erwachsenen).
Alle drei zugelassenen JAK-Hemmer werden als Tablette eingenommen. Es wird aber bereits an weiteren JAK-Inhibitoren geforscht, die sich äußerlich als Creme anwenden lassen.
Mögliche Nebenwirkungen einer innerlichen Neurodermitis-Behandlung mit JAK-Hemmern sind unter anderem Entzündungen der oberen Atemwege und Kopfschmerzen.
Neurodermitis-Behandlung: Unterstützende Maßnahmen
Die Neurodermitis-Behandlung lässt sich bei Bedarf mit weiteren Maßnahmen unterstützen:
H1-Antihistaminika
H1-Antihistaminika hemmen im Körper die Wirkung des Gewebshormons Histamin. Bei Allergikern ist dieses Hormon für allergische Reaktionen wie Juckreiz verantwortlich. Bislang konnten Studien aber nicht wissenschaftlich belegen, dass H1-Antihistaminika auch gegen Juckreiz bei Neurodermitis helfen. Ihre Anwendung ist trotzdem oft sinnvoll:
Zum einen lösen manche H1-Antihistaminika als Nebenwirkung Müdigkeit aus. Davon profitieren Patienten, die wegen ihrer Neurodermitis (Juckreiz) nicht schlafen können. Zum anderen leiden einige Neurodermitis-Patienten zusätzlich an einer allergischen Erkrankung wie Heuschnupfen. Gegen eine solche Allergie kommen oft H1-Antihistaminika erfolgreich zum Einsatz.
Die Wirkstoffe werden innerlich (in Tablettenform) angewendet. Eine äußerliche Anwendung bei Neurodermitis wird nicht empfohlen.
Es gibt auch H2-Antihistaminika. Sie hemmen ebenfalls die Histamin-Wirkung, wenn auch auf andere Weise als ihre “H1-Verwandten”. Zur Neurodermitis-Behandlung werden H2-Antihistaminika aber nicht empfohlen.
Polidocanol, Zink, Gerbstoffe & Co.
Gegen den Juckreiz bei Neurodermitis werden manchmal auch Hautpflegemittel empfohlen, die den Wirkstoff Polidocanol oder aber Gerbstoffe enthalten. Erfahrungen von Patienten sowie einige Untersuchungen zeigen, dass diese Präparate tatsächlich helfen können. Weder Polidocanol- noch Gerbstoff-Präparate eignen sich aber als Ersatz für eine entzündungshemmende Therapie (etwa mit Kortison).
Zink-Salben und -Cremes wirken unter anderem entzündungshemmend und kühlend. Ihre Wirksamkeit bei Neurodermitis ist aber nicht erwiesen. Viele Patienten haben trotzdem positive Erfahrungen mit zinkhaltigen Hautpflegeprodukten gemacht. Solche Präparate können deshalb in der Basis-Hautpflege bei Neurodermitis angewendet werden.
Schieferöl (Bituminosulfate) kann in Form von Badezusätzen oder als Salbe allgemein bei oberflächlichen, entzündlichen Hauterkrankungen hilfreich sein. Seine entzündungshemmende Wirkung konnte im Reagenzglas (“in vitro”-Studien) nachgewiesen werden. Auch viele Patienten berichten von positiven Effekten. Deshalb kann die Anwendung von Schieferöl bei Neurodermitis erwogen werden.
Medikamente gegen Hautinfektionen
Starker Juckreiz verleitet viele Neurodermitis-Patienten dazu, sich aufzukratzen. In die offenen Hautstellen können leicht Krankheitserreger eindringen und eine Infektion auslösen. Handelt es sich bei den Erregern um Bakterien oder Pilze, verschreibt der Arzt gezielte Wirkstoffe dagegen:
Bei bakteriellen Hautinfektionen helfen Antibiotika, bei Pilzinfektionen sogenannte Antimykotika. Patienten können die Wirkstoffe äußerlich (etwa als Salbe) oder innerlich (etwa in Tablettenform) anwenden.
Antimikrobiell wirkende Wäsche
Seit einigen Jahren gibt es spezielle Wäsche/Unterwäsche, die aus antimikrobiell (antiseptisch) wirkenden Textilien besteht. Dazu zählen zum Beispiel Kleidungsstücke, die mit Silbernitrat beschichtet sind. Sie können Ekzeme bei Neurodermitis etwas lindern. Allerdings ist solche antimikrobielle Wäsche recht teuer. Wer an chronischer Neurodermitis leidet, kann sich aber eine Anschaffung überlegen.
Lichttherapie (Phototherapie)
Manchmal kann eine Lichttherapie Neurodermitis-Schübe lindern. Der Hautarzt (Dermatologe) bestrahlt dabei die betroffenen Hautstellen mit ultraviolettem Licht (UV-A- und/oder UV-B-Licht). Das hemmt verschiedene Entzündungszellen in der Haut, die für die akuten Symptome bei Neurodermitis verantwortlich sind.
Für die Neurodermitis-Behandlung eignen sich auch besondere Varianten der Lichttherapie:
Bei der sogenannten PUVA wird der Patient zuerst mit dem Wirkstoff Psoralen behandelt. Dieser macht die Haut empfindlicher für die anschließende Bestrahlung mit UV-A-Licht. Psoralen lässt sich in unterschiedlicher Weise anwenden. Viele Neurodermitis-Patienten baden vor der Bestrahlung in einer Psoralen-Lösung (Balneo-PUVA). Es gibt den Wirkstoff aber auch zur Einnahme in Tablettenform (systemische PUVA). Das Risiko für Nebenwirkungen ist dann aber höher als bei der Balneo-PUVA.
Auch die Lichttherapie (ohne Psoralen) kann mit einer Bädertherapie kombiniert werden (Balneo-Phototherapie): Während der Patient in salzreichem Wasser badet, wird seine Haut mit UV-Licht bestrahlt. Durch das viele Salz im Wasser können die entzündungshemmenden Strahlen leichter in tiefere Hautschichten eindringen.
Die Lichttherapie wird vor allem bei erwachsenen Patienten durchgeführt. Eventuell ist sie auch bei minderjährigen Neurodermitis-Patienten über 12 Jahren möglich.
Aufenthalte am Meer und in den Bergen (Klimatherapie)
Manche Neurodermitis-Patienten machen eine Kur am Toten Meer. Wie bei der kombinierten Photo- und Bädertherapie (Balneo-Phototherapie) baden Betroffene in Salzwasser (Totes Meer) und sind gleichzeitig UV-Strahlen (Sonne) ausgesetzt. Das kann die Symptome des atopischen Ekzems lindern.
Außerdem sind am Meer wie auch in den Bergen die klimatischen Bedingungen sehr hautfreundlich. Sie können den Hautzustand von Neurodermitis-Patienten deutlich bessern. Dazu trägt die hohe UV-Strahlung (entzündungshemmend) in diesen Regionen bei. In höheren Gebirgslagen ist die Luft zudem arm an allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) wie Pollen. Außerdem kann es in Regionen ab 1.200 Metern Meereshöhe nie schwül werden. Von all dem profitieren Neurodermitis-Patienten.
Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
Neurodermitis-Patienten, die zusätzlich an Heuschnupfen, allergischem Asthma oder einer Insektengiftallergie leiden, können eine sogenannte subkutane spezifische Immuntherapie (klassische Form der Hyposensibilisierung) machen. Der Arzt spritzt dem Patienten dabei wiederholt eine kleine Dosis des Allergieauslösers (Allergen wie Pollen oder Insektengift) unter die Haut. Dabei steigert er die Dosis von Mal zu Mal. So soll das Immunsystem seine Überempfindlichkeit gegen den Allergieauslöser langsam verlieren. Das kann zudem Neurodermitis-Ekzeme lindern, wenn diese sich nachweislich durch das Allergen verschlimmern.
Entspannungstechniken
Viele Neurodermitis-Patienten haben gute Erfahrungen mit Entspannungstechniken gemacht. Methoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können gegen Stress helfen – ein häufiger Auslöser von akuten Krankheitsschüben. Außerdem kann die gezielte und bewusste Entspannung vom lästigen Juckreiz und dem Drang, sich zu kratzen, ablenken.
Baumwollhandschuhe
Bei starkem Juckreiz kratzen sich viele Patienten im Schlaf – manchmal so sehr, dass die Haut blutet. Um das zu verhindern, können Neurodermitiker (klein und groß) nachts Baumwollhandschuhe tragen. Damit sie im Schlaf nicht verloren gehen, kann man sie mit einem Heftpflaster an den Handgelenken fixieren.
Psychologische Behandlung
Die Seele kann sehr stark leiden unter einer Neurodermitis: Ansteckend ist die Hauterkrankung zwar nicht. Trotzdem scheuen Gesunde manchmal den Kontakt mit Betroffenen, was diese sehr verletzen kann. Zudem schämen sich manche Patienten wegen ihres Aussehens, besonders wenn die Neurodermitis Gesicht, Kopfhaut und Hände betrifft.
Wenn Neurodermitis-Patienten aufgrund ihrer Erkrankung ernste psychische oder emotionale Probleme haben, kann eine psychologische Behandlung sinnvoll sein. Bewährt hat sich vor allem die Verhaltenstherapie.
Neurodermitis & Ernährung
Es gibt keine spezielle “Neurodermitis-Diät”, die man pauschal allen Betroffenen empfehlen kann. Manche Neurodermitiker können alles essen und trinken, worauf sie Lust haben – ohne erkennbare Auswirkungen auf ihre Beschwerden.
Bei anderen können sich Juckreiz und Hautbild verschlimmern, wenn sie Kaffee, Alkohol oder stark gewürzte Speisen konsumieren. Dann ist es ratsam, darauf möglichst zu verzichten.
Neurodermitis plus Nahrungsmittelallergie
Besonders Säuglinge und Kleinkinder mit Neurodermitis reagieren oft empfindlich auf ein oder mehrere Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Hühnereiweiß oder Weizen. Deren Verzehr kann bei den Kleinen offensichtlich einen akuten Krankheitsschub auslösen oder verschlimmern.
Allerdings lässt sich nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen eine “richtige” Nahrungsmittelallergie nachweisen (Provokationstest). Wenn das bei Ihrem Kind der Fall ist, sollten Sie das betreffende Nahrungsmittel vom seinem Speiseplan streichen. Am besten machen Sie das in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder einem Ernährungsberater. Dieser hilft dabei, eine gezielte “Auslass-Diät” (Eliminationsdiät) zu planen. Das stellt sicher, dass der Speiseplan des Kindes trotz Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ausreichend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe liefert. Das ist für die Entwicklung des Kleinen sehr wichtig.
Die gezielte Auslass-Diät ist meist nicht dauerhaft nötig. Viele Neurodermitis-Kinder werden mit der Zeit nämlich toleranter gegenüber den Lebensmitteln, auf die sie zunächst überempfindlich reagiert haben. Deshalb sollte nach ein bis zwei Jahren eine erneute Allergietestung erfolgen. Wenn keine Nahrungsmittelallergie mehr feststellbar ist, können die Kleinen wieder normal essen.
Wenn Jugendliche oder Erwachsene mit Neurodermitis vermuten, dass sie bestimmte Nahrungsmittel schlecht vertragen, sollten sie sich ebenfalls auf eine entsprechende Allergie testen lassen.
Keine Auslass-Diät zur Vorbeugung!
Manche Eltern geben ihren Neurodermitis-Kindern “auf gut Glück” keine potenziell allergieauslösenden Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier oder Weizenmehlprodukte – ohne dass vorher eine entsprechende Allergie bei den Kleinen festgestellt wurde. Diese Eltern hoffen trotzdem, dass sich die Neurodermitis ihrer Sprösslinge mit der “vorbeugenden” Auslass-Diät bessert. Experten raten aber davon ab!
Zum einen riskieren Eltern, die den Speiseplan ihres Kindes auf eigene Faust reduzieren, ernste Mangelerscheinungen beim Nachwuchs.
Zum anderen können Einschränkungen bei der Ernährung gerade für Kinder sehr belastend sein: Wenn etwa andere Kinder gemeinsam Eis oder Kekse essen und das Neurodermitis-Kind darauf verzichten muss, ist das nicht leicht. Umso schlimmer, wenn der Verzicht medizinisch gar nicht nötig wäre!
Neurodermitis-Behandlung: Alternativmedizin
Es gibt verschiedene Heilverfahren der alternativen oder komplementären Medizin. Auch wenn ihre Wirksamkeit zum Teil wissenschaftlich nicht belegt ist, finden sie trotzdem Anwendung bei Neurodermitis.
- Als hilfreich gelten Pflanzenöle wie Arganöl: Neurodermitis-Patienten sollen von der heilungsfördernden Wirkung des Öls profitieren – ebenso wie zum Beispiel Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis). Zu den Inhaltsstoffen von Arganöl zählt unter anderem Linolsäure. Diese Omega-6-Fettsäure ist ein wichtiger Bestandteil der Haut.
- Weitere Pflanzenöle sind etwa Nachtkerzenöl, Schwarzkümmelöl und Borretschsamenöl. Sie liefern viel Gamma-Linolensäure. Diese Omega-6-Fettsäure kann bei atopischen Ekzemen entzündungshemmend wirken. Patienten können die Öle etwa in Kapselform einnehmen oder äußerlich als Salbe oder Creme anwenden.
- Manche Patienten unterstützen mit Aloe vera die Neurodermitis-Behandlung. Extrakte der kakteenähnlichen Pflanze sollen verschiedene Heilwirkungen haben. So soll Aloe vera der Haut Feuchtigkeit spenden und ihre Regeneration fördern. Außerdem soll sie keimwidrige (antimikrobielle) und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.
- Je nach Beschwerden empfehlen Homöopathen bei atopischer Dermatitis zum Beispiel Graphites, Arnica montana oder Arsenicum album.
- Einige Patienten nutzen auch Schüssler-Salze. Neurodermitis-Symptome wie trockene Haut oder entzündliche Hautveränderungen sollen sich damit erfolgreich lindern lassen.
Das Konzept der Homöopathie wie auch die der Schüssler-Salze und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.
Hausmittel gegen Neurodermitis
Hausmittel gegen Neurodermitis sind zum Beispiel kühle, feuchte Umschläge (mit Wasser) gegen den Juckreiz. Sie können Ihre Haut auch zuerst mit einem geeigneten Pflegeprodukt eincremen und dann den Umschlag auflegen.
Untersuchungen zufolge lässt sich auch die Wirkung einer Kortisonsalbe mithilfe eines feuchten Umschlags steigern. Allerdings wurde bislang nicht überprüft, ob diese Kombination Langzeitnebenwirkungen haben kann.
Manche Patienten setzen auf Umschläge mit Kamillenblüten. Die Heilpflanze wirkt entzündungshemmend. Übergießen Sie einen Esslöffel Kamillenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser. Lassen Sie das Ganze fünf bis zehn Minuten zugedeckt ziehen, bevor Sie die Pflanzenteile abseihen. Sobald der Tee abgekühlt ist, tauchen Sie ein Leinentuch hinein. Dieses legen Sie dann auf die erkrankten Hautpartien und binden ein trockenes Tuch herum. Lassen Sie den Umschlag 20 Minuten einwirken.
Wer allergisch auf Kamille reagiert, sollte die Pflanze nicht verwenden – weder äußerlich noch innerlich.
Eine Hilfe bei Neurodermitis können auch Vollbäder mit einem Auszug aus Haferstroh sein: Die Kieselsäure im Stroh fördert die Wundheilung. Die enthaltenen Flavonoide steigern die Durchblutung. Das kann die lokale Immunabwehr stärken.
Für den Badezusatz geben Sie 100 Gramm Haferstroh in zwei Liter kaltes Wasser. Erhitzen Sie die Mischung und lassen Sie sie 15 Minuten kochen. Dann seihen Sie das Stroh ab und schütten den Auszug ins lauwarme Badewasser. Legen Sie sich für 10 bis 15 Minuten in die Wanne. Danach sollten Sie die Haut trocken tupfen und mit einer geeigneten Creme/Salbe eincremen.
Viele weitere Tipps für die Neurodermitis-Behandlung erfahren Patienten oftmals in Selbsthilfegruppen.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
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