Myelodysplastisches Syndrom (MDS) – _
Behandlung
Da sich Myelodysplastische Syndrome von Mensch zu Mensch deutlich in ihrem Krankheitsverlauf unterscheiden, erfolgt auch die Behandlung individuell ganz unterschiedlich. Neben dem Gesundheitszustand des Betroffenen und seinen Wünschen richtet sich die Therapie des MDS vor allem nach dem Schweregrad der Erkrankung.
Deshalb berechnet der Arzt anhand der Ergebnisse von Blut- und Knochenmarkstests sowie den identifizierten genetischen Veränderungen zunächst das individuelle Risiko des Betroffenen. Bei Menschen mit einem Niedrigrisiko-MDS ist der Krankheitsverlauf in der Regel mild. Bei Menschen mit Hochrisiko-MDS schreitet die Erkrankung schneller fort. Sie benötigen deshalb eine intensivere Behandlung, zumal auch ein höheres Risiko besteht, dass das MDS in eine akute Leukämie übergeht.
Behandlung des Niedrigrisiko-MDS
Bei Menschen mit Niedrigrisiko-MDS schreitet die Erkrankung langsam fort, sie benötigen daher oft über viele Jahre nur geringfügige therapeutische Unterstützung. Sind noch keine Symptome aufgetreten, ist oft eine „Watch and Wait“-Strategie sinnvoll, also „Beobachten und Abwarten“: Dabei kontrolliert der Arzt regelmäßig den Krankheitsverlauf. Erst, wenn die Erkrankung tatsächlich fortschreitet, leitet er eine Therapie ein.
Häufigster Grund für den Therapiebeginn beim Niedrigrisiko-MDS sind die durch den Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) ausgelösten Symptome. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität oft erheblich.
Unterstützende Therapie
In der Regel kommt bei einem Niedrig-MDS eine „supportive Therapie“ zum Einsatz, also eine unterstützende Behandlung der Krankheit. Ziel ist es, den Funktionsverlust zu ersetzen, ohne die Erkrankung allerdings damit zu heilen. Mögliche unterstützende Maßnahmen beim Myelodysplastischen Syndrom sind zum Beispiel:
- Transfusion von roten und weißen Blutzellen oder Blutplättchen
- Medikamente, die Eisen im Blut binden (Eisenchelatoren). Dies ist notwendig, weil die wiederholten Bluttransfusionen sonst eine Eisenüberladung des Körpers verursachen.
- Frühzeitige Antibiotikagabe bei jedem unklaren Infekt
- Impfung gegen Pneumokokken und jährliche Grippeimpfung
- Verzicht auf nicht-steroidale Schmerzmittel oder Kortison
Therapie mit Wachstumsfaktoren
Beim Myelodysplastischen Syndrom verringert sich die Menge bestimmter Zellarten im Blut. Damit der Körper vermehrt neue Zellen dieser Zellart herstellt, lässt sich die Blutbildung durch bestimmte Medikamente stimulieren. Das Hormon Erythropoetin (beim Doping im Sportbereich auch als EPO bekannt) oder der Wirkstoff Valproinsäure fördern zum Beispiel die Bildung roter Blutkörperchen. Bei Patienten, die nicht oder nicht ausreichend auf die Behandlung mit Wachstumsfaktoren ansprechen, kommt alternativ der Wirkstoff Luspatercept zum Einsatz. Er fördert die Bildung reifer, roter Blutkörperchen.
Beeinflussung des Immunsystems
Ein Myelodysplastisches Syndrom betrifft auch die Zellen des Immunsystems. Bei Betroffenen mit ganz bestimmten genetischen Veränderungen hilft häufig ein Medikament, das es dem Immunsystem erleichtert, Tumorzellen wirksamer zu bekämpfen. Außerdem wirkt die Substanz auch direkt gegen die Tumorzellen und steigert zudem die Blutbildung. Langfristig benötigen Betroffene dadurch weniger Bluttransfusionen.
Andere Menschen mit MDS profitieren hingegen von einer Therapie, die das Immunsystem unterdrückt. Etwa 30 Prozent der Betroffenen benötigen im Anschluss keine Transfusionen mehr.
Allogene Stammzelltransplantation
Die allogene Stammzelltransplantation ist die einzige Therapie beim MDS, die eine Heilung möglich macht. Aufgrund der Schwere des Eingriffs ist sie in der Regel Menschen mit einer Hochrisiko-Erkrankung vorbehalten. In bestimmten Fällen wird der Arzt sie jedoch auch bei Betroffenen mit niedrigem Risiko in Betracht ziehen. Das gilt insbesondere, wenn der Mangel an Blutzellen (Zytopenie) sehr stark ausgeprägt ist oder wenn bestimmte Mutationen vorliegen, die die Prognose unter Umständen ungünstig beeinflussen.
Bei der allogenen Stammzelltransplantation erhält der Betroffene zunächst eine hochdosierte Chemotherapie. Sie zerstört alle Zellen im Knochenmark, darunter die für die Erkrankung verantwortlichen genetisch veränderten Stammzellen, aber auch die gesunden blutbildenden Zellen. Nach einer Hochdosis-Chemotherapie ist das Knochenmark deshalb nicht mehr in der Lage, Blutzellen zu bilden.
Deshalb erhält der Betroffene im Anschluss an die Hochdosis-Chemotherapie Spenderstammzellen von einem anderen Menschen. Diese siedeln sich im Knochenmark an und bringen die körpereigene Blutbildung wieder in Gang. Es ist jedoch nicht immer einfach, einen Menschen zu finden, der genetisch ähnlich genug ist, um als Spender infrage zu kommen.
Myelodysplastisches Syndrom: Behandlung des Hochrisiko-MDS
Für die Behandlung des Myelodysplastischen Syndroms der Hochrisikogruppe gibt es mehrere Optionen. Dazu gehören unter anderem die Veränderung des DNA-Stoffwechsels mit Azacitidin, eine Chemotherapie oder eine allogene Stammzelltransplantation. Die Stammzelltransplantation ist die einzige Therapieoption, die möglicherweise eine Heilung des MDS ermöglicht.
Grundsätzlich gilt die Stammzelltransplantation bei allen Patienten mit einem Hochrisiko-MDS als Therapie der ersten Wahl. Nur wenn sie nicht möglich ist, kommen die anderen Verfahren bei der MDS-Behandlung zum Einsatz. Das ist beispielsweise bei Menschen mit schlechtem Allgemeinzustand der Fall, für die eine Stammzelltransplantation zu belastend wäre.
Palliativbetreuung: Behandlung im Endstadium
Bei betroffenen Menschen, die sich im Endstadium der Erkrankung befinden, beginnt die palliativmedizinische Versorgung. Ziel ist es nun nicht mehr, eine Heilung zu erzielen oder das Leben zu verlängern. Stattdessen steht im Vordergrund, die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten, das Wohlbefinden zu steigern, Beschwerden zu lindern und den Betroffenen Zuwendung und Nähe zu vermitteln. Zu den behandelbaren Symptomen im Endstadium einer Krebserkrankung zählen zum Beispiel Schmerzen, Energielosigkeit, Müdigkeit, Atemnot und Magen-Darm-Probleme.
Eine palliativmedizinische Versorgung ist sowohl ambulant als auch stationär möglich. Einen Anspruch auf ambulante Betreuung haben gesetzlich Versicherte, die sich im Endstadium der Erkrankung befinden und bei denen die Sterbephase absehbar ist. Ihnen soll es durch das Angebot weiterhin möglich sein, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Aber auch Palliativstationen in Krankenhäusern sind oft besonders wohnlich gestaltet, damit sie so wenig wie möglich an ein Krankenhaus erinnern. Ein Arzt ist hier rund um die Uhr verfügbar.
Ernährung beim MDS
Eine besondere Ernährung ist beim Myelodysplastischen Syndrom normalerweise nicht erforderlich. Allerdings gibt es für Betroffene, die eine allogene Stammzelltransplantation erhalten haben, gewisse Einschränkungen: Der Körper ist nach einer Hochdosis-Chemotherapie für einige Zeit nicht in der Lage, sich gegen Krankheitserreger zu schützen. Es ist deshalb wichtig, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, die möglicherweise besonders stark mit Keimen belastet sind.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Rohes Fleisch und roher Fisch
- Roh- und Frischmilchprodukte
- Schimmelkäse
- unerhitztes Obst und Gemüse
- Nüsse, Mandeln, Keimlinge und Getreideprodukte (diese sind häufig mit Schimmelsporen belastet)
Betroffene erhalten dazu nach einer Stammzelltransplantation umfassende Informationen vom Krankenhauspersonal.
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