Morbus Crohn: Symptome, Auslöser, Therapie
Morbus Crohn: Behandlung
Morbus Crohn ist bislang nicht heilbar. Doch kann die Behandlung die Entzündungsprozesse bremsen, die Beschwerden lindern und Rückfälle hinauszögern. Bei der Therapieplanung berücksichtigt der Arzt, welche Abschnitte des Verdauungstraktes entzündet sind und wie schwer die Erkrankung verläuft. So erhält jeder Patient eine individuell auf ihn zugeschnittene Behandlung.
Meistens wird Morbus Crohn medikamentös behandelt, wobei sehr oft mehrere Medikamente gemeinsam zum Einsatz kommen (Kombinationstherapie). In schweren Fällen kann eine Operation sinnvoll sein.
Medikamente
Bei Morbus Crohn geht es vor allem darum, die Entzündungen in den Griff zu bekommen und die Beschwerden zu lindern. Dazu dienen Medikamente, die entzündungshemmend wirken oder die Aktivität des Immunsystems verändern bzw. dämpfen. Bei Bedarf werden auch noch andere Medikamente gegeben (z.B. gegen Durchfall). Folgende Wirkstoffe bzw. Wirkstoffgruppen können in der Morbus Crohn-Behandlung zum Einsatz kommen:
Kortikosteroide („Kortison“)
Kortisonpräparate wie Prednisolon bzw. Prednison wirken stark entzündungshemmend. Sie werden meist als Tablette oder Kapsel, manchmal auch als Infusion verabreicht, sodass sie im ganzen Körper ihre Wirkung entfalten können (systemische Kortisontherapie). Die Dosierung richtet sich nach der Schwere der Entzündungsaktivität.
Kortikosteroide werden im akuten Krankheitsschub gegeben, und zwar meist über mehrere Monate. Experten raten aber von einer langfristigen systemischen Kortisontherapie ab. Der Grund dafür sind die möglichen Nebenwirkungen bei längerer bzw. höher dosierter Anwendung (z.B. Gewichtszunahme, „Vollmondgesicht“, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, erhöhte Infektanfälligkeit, erhöhtes Risiko für Osteoporose).
Das Kortisonpräparat Budesonid wirkt vor allem im Darm und wird kaum vom Körper aufgenommen. Deshalb löst es weniger Nebenwirkungen aus als andere Kortisonpräparate. Budenosid-Kapseln werden verschrieben, wenn Morbus Crohn nur den unteren Dünndarmabschnitt und den Blinddarm betrifft, aber keine weiteren Stellen im Darm oder restlichen Körper.
Mesalazin
Mesalazin (5-Aminoslicylsäure, 5-ASA) wirkt ebenfalls entzündungshemmend, aber weniger effektiv als Kortisonpräparate. Dafür ist es besser verträglich. Mesalazin wird bei milden Krankheitsverläufen eingesetzt – manchmal auch über längere Zeit, um einem erneuten Aufflammen der Entzündung vorzubeugen.
Immunsuppressiva
Immunsuppressiva regulieren die Aktivität des Immunsystems herunter und werden zur Langzeitbehandlung von Morbus Crohn eingesetzt. Manchmal werden sie auch in Kombination mit Kortisonpräparaten eingesetzt, etwa bei chronisch aktivem Krankheitsverlauf.
Häufig in der Morbus Crohn-Therapie verwendete Immunsuppressiva sind Azathioprin und Mercaptopurin. Ein anderer Vertreter ist Methotrexat – ein Wirkstoff, der auch in der Krebstherapie verwendet wird (als Zytostatikum = Mittel, welches das Zellwachstum hemmt).
Kortikosteroide besitzen ebenfalls eine immunsuppressive Wirkung, werden in erster Linie aber wegen ihrer stark entzündungshemmenden Eigenschaften in der Morbus Crohn-Therapie eingesetzt.
Biologika
Bei manchen Patienten umfasst die Morbus Crohn-Behandlung auch sogenannte Biologika. Das sind Medikamente, die von lebenden Organismen (wie Bakterien) produzieren werden. Sie können bei schweren Krankheitsschüben gegeben werden, wenn Kortison nicht ausreichend hilft. Außerdem nutzt man Biologika für die Langzeitbehandlung – anstelle von oder zusammen mit Immunsuppressiva.
Einige Beispiele für Biologika, die bei Morbus Crohn eingesetzt werden:
TNF-alpha-Antikörper (z.B. Infliximab, Adalimumab) sind sogenannte monoklonale Antikörper und wirken entzündungshemmend: Sie blockieren gezielt eine bestimmte Komponente des Immunsystems – den Entzündungsbotenstoff Tumornekrosefaktor (TNF). Daher nennt man sie auch TNF-alpha-Blocker. Die Medikamente werden als Infusion oder Spritze unter die Haut verabreicht. Zur Anwendung kommen TNF-alpha-Antikörper beispielsweise, wenn sich eine hohe Entzündungsaktivität nicht mit Kortison in den Griff kriegen lässt. Auch Patienten mit hartnäckigen Fisteln werden sie oftmals verschrieben.
Ustekinumab ist ebenfalls ein monoklonaler Antikörper. Er blockiert die Entzündungsbotenstoffe Interleukin 12 und 23, was ebenfalls in einer entzündungshemmenden Wirkung resultiert. Das Medikament kann verordnet werden, wenn TNF-alpha-Blocker nicht ausreichend wirken.
Vedolizumab – ein weiterer monoklonaler Antikörper mit entzündungshemmender Wirkung – bindet an ein bestimmtes Protein an der Oberfläche gewisser Immunzellen (Lymphozyten). In der Folge können diese nicht mehr aus dem Blut ins Darmgewebe einwandern und dort Entzündungen auslösen. Vedolizumab wird als Infusion verabreicht. Es kann ebenfalls gegeben werden, wenn andere Medikamente nicht ausreichend gegen die Darmentzündung wirken.
Andere Medikamente
Je nach Bedarf verschreibt der Arzt bei Morbus Crohn noch weitere Medikamente, beispielsweise Durchfallmedikamente (z.B. Loperamid) gegen die beschleunigte Darmentleerung oder Krampflöser (z.B. Butylscopalamin) gegen die Bauchschmerzen. Haben sich Eiteransammlungen (Abszesse) oder Fisteln gebildet, bekommt der Patient meist Antibiotika (z.B. Metronidazol). Nährstoffpräparate bzw. Nährstofflösungen (Formuladiäten) können notwendig sein, wenn eine ausreichende Nährstoffaufnahme durch starke Entzündungsprozesse oder Verengungen im Darm verhindert wird.
Morbus Crohn: Operationen
Eine Operation ist bei Morbus Crohn meist dann notwendig, wenn sich Komplikationen ergeben wie zum Beispiel:
- Darmdurchbruch
- Darmverschluss oder dauerhafte Darmverengung (Darmstenose)
- schwere Darmblutungen
- Bauchfellentzündung (Peritonitis)
Auch Abszesse oder Fisteln zwischen Darm und Harnblase müssen oftmals operiert versorgt werden.
In schweren Fällen von Morbus Crohn kann man stark entzündete Darmabschnitte operativ entfernen. Heilen lässt sich die Krankheit damit allerdings nicht – die Entzündung kann später an anderen Stellen erneut auftreten.
Rund 70 Prozent aller Morbus Crohn-Patienten müssen sich innerhalb von 15 Jahren nach der Diagnose einer Operation unterziehen.
Morbus Crohn: Ernährung
Es gibt keine Hinweise, dass eine spezielle Ernährung bei Morbus Crohn hilft. Empfehlenswert ist aber eine leichte Vollkost (früher oder gastroenterologische Basisdiät genannt) in beschwerdefreien beziehungsweise -armen Phasen. Sie kann keine Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn heilen, aber den Verdauungstrakt und den Stoffwechsel entlasten. Das kann unspezifischen Unverträglichkeiten wie Druck, Völlegefühl oder Blähungen vorbeugen.
Die leichte Vollkost wird nicht nur bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (in Remissionsphasen = Phasen zwischen den Schüben) empfohlen, sondern beispielsweise auch bei Reizdarm, unspezifischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie unkomplizierten Leber- und Gallenerkrankungen.
Konzept der leichten Vollkost
Bei der leichten Vollkost handelt es sich um eine vollwertige, ausgewogene Ernährung, die dem Körper alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge liefert. Besteht allerdings eine nachweislicher Nährstoffmangel (z.B. Eisenmangel), kann der behandelnde Arzt zusätzlich ein geeignetes Nährstoffpräparat verschreiben.
Wie bei der „normalen“ vollwertigen Ernährung lautet auch bei der leichten Vollkost die empfohlene Nährstoffzusammensetzung:
- 50 bis 55 Prozent Kohlenhydrate
- 30 Prozent Fett
- 10 bis 15 Prozent Eiweiß
Im Unterschied zur „normalen“ Vollkost wird bei der leichten Vollkost aber auf Lebensmittel und Getränke verzichtet, die erfahrungsgemäß bei Magen-Darm-Erkrankungen oft schlecht vertragen werden. Dazu zählen beispielsweise:
- Vollmilch und vollfette Milchprodukte, Sahne und Sauerrahm mit über 20 % Fett, würzige und fetthaltige Käsesorten (45 % Fett), Schimmelkäse (wie Gorgonzola, Roquefort)
- fettes, geräuchertes, gepökeltes und scharf angebratenes Fleisch, fette und geräucherte Wurstwaren
- fette Suppen und Soßen
- fette Fischsorten (wie Aal, Hering, Lachs), geräucherter Fisch, eingelegte und/oder konservierte Fische und Fischwaren
- hartgekochte Eier, Mayonnaise
- größere Mengen Öl, Butter, normale Margarine, Schmalz und Talg
- frisches Brot, grobe Vollkornbrote, frische oder fette Backwaren (wie Sahnetorte, Blätterteig, Fettgebackenes)
- gebratene sowie in Fett ausgebackene Kartoffelgerichte (Pommes, Bratkartoffeln etc.), Kartoffelsalat mit Speck, Mayonnaise oder viel Öl
- allgemein Speisen, die stark angebraten, geröstet, frittiert oder mit Speck und Zwiebeln angebraten wurden
- schwerverdauliche und blähende Gemüsesorten (z.B. Kohl, Zwiebeln, Lauch, Paprika, Gurken, Hülsenfrüchte, Pilze), mit Mayonnaise oder fetten Soßen zubereitete Salate
- unreifes Obst, rohes Steinobst, Nüsse, Mandeln, Pistazien, Oliven, Avocados
- Schokolade, Pralinen, Nougat, Marzipan, Sahnebonbons etc.
- größere Mengen Zucker
- größere Mengen Salz, Pfeffer, Curry, Paprikapulver, Senf, Meerrettich, Zwiebel- oder Knoblauchpulver, scharfe Gewürzmischungen
- Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke (wie Limo, Cola), eisgekühlte Getränke
Bedenken Sie, dass jeder Mensch unterschiedlich empfindlich auf bestimmte Speisen und Getränke reagiert. Beispielsweise können manche Morbus Crohn-Patienten problemlos kleine Mengen Vollmilch oder einen Schokoriegel verzehren, während andere darauf mit Beschwerden reagieren. Probieren Sie aus, welche Produkte Sie in welchen Mengen vertragen!
Was Getreide und Getreideprodukte betrifft, sollte Vollkorn bevorzugt und Weißmehl gemieden werden. Vollkorn liefert dem Körper nämlich viele Ballaststoffe, was die Verdauung unterstützt.
Achtung: Haben Morbus Crohn-Patienten ausgedehnte Verengungen (Stenosen) im Darm, sollte die Ernährung arm an Ballaststoffen sein!
Allgemeine Ernährungstipps
- Essen Sie lieber mehrere kleine als wenige große Mahlzeiten.
- Lassen Sie sich ausreichend Zeit beim Essen und kauen Sie jeden Bissen gründlich.
- Essen Sie nicht zu heiß und nicht zu kalt, nicht zu sauer und nicht zu scharf.
Ernährung während eines Schubs
Während eines Schubs brauchen Magen und Darm besondere Schonung. Die meisten Patienten vertragen dann eine leichte, ballaststoffarme Kost. Auch Pürieren der Nahrung kann entlastend wirken. Eventuell kann bei einem schweren Schub auch eine zeitweilige künstliche Ernährung über den Tropf sinnvoll sein, damit sich der Verdauungstrakt beruhigen kann.
Psychotherapie
Dauernde Klogänge, Bauchschmerzen, Schlappheit – in schweren Fällen beeinträchtigt Morbus Crohn Lebensqualität und Selbstwertgefühl eines Patienten massiv. Manche Betroffene entwickeln sogar psychische Störungen wie eine Depression oder Angsterkrankung.
Eine Psychotherapie kann helfen, mit den Belastungen besser umzugehen und trotz der Erkrankung eine positive Lebenseinstellung und ein gefestigtes Selbstbild zu entwickeln.
Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie hinterfragt und korrigiert der Patient negative Denkmuster und übt neue Verhaltensweisen ein. Da zudem Stress die Beschwerden verschlimmern kann, erlernen die Patienten Strategien, die ihnen helfen, unnötige seelische Belastungen zu vermeiden.
Stressreduktion
Patienten mit Morbus Crohn profitieren davon, eine Entspannungstechnik zu erlernen. So lässt sich Stress abbauen, der den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen kann. Hilfreiche Methoden sind beispielsweise:
- Autogenes Training
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
- Meditation
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