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Millionenförderung für zwei umweltmedizinische Forschungsprojekte

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3,5 Millionen erhalten zwei Forschungsprojekte der Augsburger Universitätsmedizin: Ein Projekt soll die Versorgung von Allergikerinnen und Allergikern verbessern, das andere ein Vorhersagemodell für umweltbedingten Intensiv- und Beatmungsbedarf an Kliniken entwickeln.

Um für alle Patientinnen und Patienten eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau sicherzustellen, muss das Versorgungsangebot in der gesetzlichen Krankenversicherung kontinuierlich und wissenschaftsbasiert weiterentwickelt werden. Zu diesem Zweck hat der Gesetzgeber beim Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, den Innovationsausschuss eingerichtet. Seit dem Jahr 2016 fördert dieser Projekte, die innovative Ansätze für die gesetzliche Krankenversicherung erproben und neue Erkenntnisse zum Versorgungsalltag gewinnen wollen. Im Jahr 2023 werden zwei Augsburger Forschungsprojekte mit insgesamt 3,5 Millionen Euro gefördert, die sich mit den Herausforderungen für das Gesundheitssystem durch die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels befassen.

MELIUS: Klimaresilienz durch Prävention – Verbesserung der Versorgungssituation von Allergikerinnen und Allergikern

Bereits heute sind massive Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit spürbar. Allergische Erkrankungen, insbesondere die Pollenallergie, gehören dabei zu den größten Herausforderungen, da sie in Deutschland fast ein Drittel der Bevölkerung betreffen. Das ebenfalls für den Zeitraum von drei Jahren mit ca. 1,7 Millionen Euro vom Innovationsfonds geförderte Projekt MELIUS will Prävention stärken und die Versorgung der Betroffenen verbessern.

„Durch den Klimawandel erhöht sich die Allergenbelastung. Wir sehen mehr Pollen, aggressivere Pollen und sie fliegen über einen längeren Zeitraum im Jahr. Hinzu kommen Phänomene wie Gewitterasthma, deren Zunahme im Zuge häufiger auftretender Stürme sehr wahrscheinlich ist. Mithilfe unserer Studie wollen wir Risikofaktoren identifizieren und ermitteln, wie die Versorgungssituation der Patientinnen und Patienten aussieht und welche Mehrbelastungen für das Gesundheitssystem durch umweltbedingte Allergiebeschwerden zu erwarten sind. Mit Hilfe von Simulationsmodellen erarbeiten wir Prognosen für das Auftreten allergischer Erkrankungen in verschiedenen Klimaszenarien“, erklärt Projektleiterin Prof. Claudia Traidl-Hoffman, Inhaberin des Lehrstuhls für Umweltmedizin an der Universität Augsburg. Dabei will sie auch Daten zu neuen, im Rahmen des Klimawandels auftretenden Krankheiten erfassen, wie beispielsweise zu dem genannten Gewitterasthma, bei dem es während Gewittern bei Allergikern zu akuten, lebensbedrohlichen Asthmaanfällen kommen kann, die wiederum zu Versorgungsengpässen in Notaufnahmen führen können.

Ziel des Projekts ist es, effiziente und effektive Behandlungspfade für allergische Erkrankungen erarbeiten, die diese klimabedingten Faktoren berücksichtigen. Dazu gehört zum Beispiel zu identifizieren, welche Faktoren in der direkten Umgebung die Reaktion des Immunsystems steuern, damit Strategien für personalisierte Frühwarnsysteme und individuelles Allergenmonitoring entwickelt werden können. „Insgesamt geht es uns auch darum, die Probleme und Kosten innerhalb des Gesundheitssystems im Bereich von Allergien zu identifizieren und Wege zu finden, wie in Zukunft angesichts noch zunehmender allergischer Erkrankungen die Versorgung der Betroffenen verbessert und zukunftsfähig gemacht werden kann“, fasst Traidl-Hoffmann ihre Ziele zusammen.

ALERT-IST: Regionale Vorhersage von umweltbedingtem Bedarf an intensivmedizinischer Betreuung

Deutsche Krankenhäuser betreiben circa 21.000 Intensivbetten. Fast jede dritte intensivmedizinische Behandlung betrifft Patientinnen und Patienten mit akutem Herzinfarkt, akuter Herzinsuffizienz, respiratorischer Insuffizienz, Lungenentzündung, Schlaganfall und akuter Verschlechterung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. „Wir gehen davon aus, dass diese Erkrankungen durch den Klimawandel und der damit einhergehenden Zunahme von Hitzetagen und Extremwetterereignissen in Kombination mit steigenden Luftschadstoffen noch deutlich häufiger werden“, prognostiziert Prof. Philip Raake, Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie und Leiter der I. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Augsburg. Gemeinsam mit Elke Hertig, Professorin für Regionalen Klimawandel und Gesundheit, und Christian Hinske, Professor für Datenmanagement und Clinical Decision Support, hat er das Projekt ALERT-ITS ins Leben gerufen, das nun vom Innovationfonds des gemeinsamen Bundesausschusses mit 1,8 Mio. Euro über den Zeitraum von drei Jahren gefördert wird.

„Wir wollen ein Modell entwickeln, mit dem wir das Aufkommen umweltbedingter Erkrankungen vorhersagen und dokumentieren können“, erklärt Dr. Bastian Wein, der das Projekt federführend entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen das regionale Auftreten von bestimmten Umweltbedingungen wie Hitzetagen oder Schadstoffbelastung zum Beispiel durch Ozon und der daraus erwachsende erhöhte Bedarf an intensivmedizinischer Versorgung. Die Forschenden werden Wetter- und Umweltdaten mit Gesundheitsdaten kombinieren, um Beziehungen zwischen Umwelteinflüssen und dem intensivmedizinischen Versorgungsbedarf zu analysieren. „Wir werden ein Vorhersage-Modell entwickeln und dieses an ausgewählten Regionen überprüfen. Außerdem wollen wir in einem Monitoring-System in der Region Augsburg Echtzeit-Wetter- und Umweltdaten kombinieren und den intensivmedizinischen Versorgungsbedarf vorhersagen“, führt Wein weiter aus. Im Erfolgsfall werden die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse zur Implementierung eines bundesweiten Monitoring-Systems genutzt und tragen so dazu bei, dass je nach Wetter- und Klimalage rechtzeitig genügend Intensivbetten und Beatmungsmöglichkeiten vorgehalten werden.

Universität Augsburg, 24.07.2023

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