Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris) – _
Mandelentzündung: Behandlung
Die Behandlung der Mandelentzündung richtet sich nach ihrer Ursache, Schwere und danach, ob sie schon häufiger aufgetreten ist. Gegen leichte Halsschmerzen infolge einer Tonsillitis helfen oft schon Hausmittel. Schulmedizinisch verordnen Ärzte meist Schmerzmittel. Sie wirken in der Regel auch gegen eventuell auftretendes Fieber. Bei einer bakteriellen Mandelentzündung kommen zudem Antibiotika zum Einsatz. Bei chronischer oder häufig wiederkehrender Mandelentzündung kann eine Operation notwendig werden.
Treten Komplikationen wie ein Peritonsillarabszess (abgekapselter Eiterherd) auf, kann die stationäre Behandlung in einem Krankenhaus notwendig sein. Auch hier operieren Ärzte für gewöhnlich.
Selbsthilfe bei Mandelentzündung: Was tun zuhause?
Oft entwickeln sich leichte Mandelentzündungen im Rahmen einer Erkältung. Mithilfe von körperlicher Schonung und Hausmitteln können Sie dann auch selbst die Heilung Ihrer Mandelentzündung unterstützen. Die Beschwerden lassen sich beispielsweise mit folgenden Tipps oftmals erfolgreich lindern:
- Halswickel
- Gurgeln (mit Lösungen und Tee)
- Heilpflanzentees (zum Beispiel Salbei)
- Inhalieren
- Bettruhe
- feuchte Raumluft
- ausreichend trinken (keine säurehaltigen Getränke, z. B. Saft)
- bevorzugt weiche, wenig gewürzte Speisen verzehren
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Was Sie zuhause sonst noch tun können und wo die Grenzen von Hausmitteln bei einer Mandelentzündung liegen, lesen Sie im Artikel Mandelentzündung: Hausmittel.
Mandelentzündung: Wann zum Arzt?
Schmerzen sind besonders in den ersten Tagen das lästigste Symptom der Mandelentzündung. Zunächst können Sie versuchen, den Schmerzen mit Maßnahmen wie Halswickeln oder Lutschbonbons, speziellen Lutschpastillen sowie Sprays und antiseptischen sowie lokal betäubenden Gurgellösungen aus der Apotheke beizukommen.
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Sie es mit rezeptfreien Schmerzmitteln versuchen – zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen. Die Medikamente wirken schmerzlindernd (analgetisch) und fiebersenkend (antipyretisch), manche zudem entzündungshemmend (antiphlogistischen). Sie dürfen diese Substanzen aber nur anwenden, wenn Sie keine Allergien gegen die Wirkstoffe haben.
Wenn Sie schwanger oder chronisch krank sind, etwa an Niere, Herz oder Leber, oder bekannte Magenprobleme, Allergien oder Blutgerinnungsstörungen haben, sollten Sie die Medikamente nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen! Paracetamol ist zudem bei Pfeifferschem Drüsenfieber (EBV-Infektion) nicht ratsam, da es die Leber zusätzlich belastet.
Schmerzmittel lindern lediglich die Beschwerden, sie bekämpfen nicht die Krankheitserreger.
Gelingt es trotz Ruhe und „sanfter Unterstützung“ dem Immunsystem nicht, die krankheitsauslösenden Viren oder Bakterien zu beseitigen, oder verläuft die Mandelentzündung sehr heftig, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Außerdem sollten Sie in folgenden Situationen ärztliche Hilfe bei einer Mandelentzündung in Anspruch nehmen:
- krankhafte Atemgeräusche
- erschwertes Atmen
- starke einseitige Schmerzen, vor allem beim Kauen, Schlucken oder Öffnen des Mundes
- Krankheitsdauer von mehr als drei Tagen ohne Besserung
- anhaltende Beschwerdezunahme
- akutes rheumatisches Fieber in der Familie
- schwere Allgemeinerkrankungen
- hohes Fieber, vor allem wenn es sich nicht mit Medikamenten senken lässt
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Mandelentzündung: „Früher wurde schneller operiert“
Drei Fragen an
Dr. med. Bernd Schuster,
Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde -
Dr. med. Bernd Schuster,
Facharzt für Hals-Nasen-OhrenheilkundeDr. Schuster betreibt eine Privatpraxis in München mit den Schwerpunkten HNO-Heilkunde und plastische Operationen.
Ärztliche Behandlung bei bakterieller Mandelentzündung
Kann der Arzt eine Streptokokken-Tonsillitis nachweisen oder ist diese sehr wahrscheinlich, verschreibt der Arzt meist Antibiotika, in erster Linie vom Typ Penicillin V. Wer diesen Wirkstoff nicht verträgt, bekommt andere Antibiotika (wie Cefadroxil oder Erythromycin), die ebenfalls gut gegen Streptokokken wirken.
Andere Antibiotika kommen nur zum Einsatz, wenn die krankmachenden Bakterien unempfindlich (resistent) gegenüber den Standard-Wirkstoffen geworden sind oder der Patient letztere nicht einnehmen kann.
Wichtig ist: Die Antibiotika müssen so lange eingenommen werden, wie der behandelnde Arzt sie verschrieben hat. Setzten Sie die Medikamente nicht vorzeitig ab – selbst wenn sich die Symptome schon vorher bessern! Es können sich dann immer noch einige Bakterien im Körper tummeln, die dann erneut eine Entzündung auslösen beziehungsweise eine Resistenz gegen das Antibiotikum bilden können.
Bei jeder Antibiotikatherapie können sich resistente Bakterienstämme ausbilden. Deswegen sollten Antibiotika bei Mandelentzündung nicht prophylaktisch eingesetzt werden, sondern kommen nur in Betracht, wenn eine bakterielle Ursache nachgewiesen oder sehr wahrscheinlich ist.
Ärztliche Behandlung bei viraler Mandelentzündung
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, daher werden sie bei Virusinfekten nicht eingesetzt. Ärzte setzen sie bei viraler Mandelentzündung nur dann ein, wenn es auf den erkrankten Schleimhäuten zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion gekommen ist (Superinfektion).
Die Behandlung der viralen Tonsillitis beschränkt sich daher in der Regel auf die Behandlung der Symptome wie Fieber und Schmerzen. Dabei können neben Schmerzmedikamenten auch Hausmittel und körperliche Schonung den Genesungsprozess beschleunigen.
Die körperliche Schonung ist bei Infektionen besonders wichtig. Selbst zunächst harmlose Erkrankungen können bei übermäßiger Belastung etwa eine potenziell lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung hervorrufen.
Beim Pfeifferschen Drüsenfieber können innere Organe (Milz, Leber) anschwellen und es besteht etwa die Gefahr eines Milzrisses. Diese Komplikation ist lebensbedrohlich und erfordert die stationäre Behandlung in einem Krankenhaus. Daher ist auch hier die körperliche Schonung enorm wichtig.
Chronische Mandelentzündung: Was tun?
Eine chronische Mandelentzündung entsteht, wenn sich das Mandelgewebe immer wieder entzündet beziehungsweise die Entzündung nie ganz abflaut. Entweder sammelt sich in den Vertiefungen (Krypten) der Mandeln (totes) Material der Keime, die für eine anhaltende Entzündung sorgen. Oder aber es kommt immer wieder zu akuten Infektionen. Das abgelagerte Zellmaterial dient hier oft auch als idealer Nährboden für die Erreger. Mediziner bezeichnen eine immer wiederkehrende Mandelentzündung als rezidivierende Tonsillitis.
Mehr über Symptome und Behandlung einer chronischen Mandelentzündung erfahren Sie im Artikel Chronische Mandelentzündung.
Mandelentzündung: Wann operiert werden muss
Tritt eine Mandelentzündung häufig auf, werden die Mandeln oft vollständig entfernt. Diese sogenannte Tonsillektomie ist hierzulande einer der am häufigsten durchgeführten medizinischen Eingriffe. Die Chirurgen entfernen die Mandeln dabei entweder mittels Hitze (z.B. Laserbehandlung, Radiofrequenzgerät) oder mit einer Schere oder Schlinge.
Daneben gibt es noch die Möglichkeit einer Teilentfernung der Mandeln (Tonsillotomie). Sie ist etwas schonender als die vollständige Mandelentfernung. Allerdings ist nicht sicher, wie effektiv eine Tonsillotomie erneute Mandelentzündungen langfristig verhindern kann.
Mehr über Ablauf, Nutzen und Risiken einer Mandelentfernung erfahren Sie im Beitrag Tonsillektomie.
Mandelentzündung: Behandlung mit Homöopathie
Mit der Frage „Was hilft bei Mandelentzündung?“ wenden sich viele Patienten auch an Heilpraktiker. Unter den alternativen Heilmethoden ist die Homöopathie dabei besonders beliebt. Sie ist aber kein Ersatz für eine notwendige schulmedizinische Behandlung.
Je nach Symptomatik werden bei akuter Mandelentzündung zum Beispiel die homöopathischen Mittel Aconitum, Belladonna, Apis oder Pyrogenium empfohlen.
Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht zweifelsfrei belegt.
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