Lösungsmittel und Rauchen als Blasenkrebs-Risikofaktoren
Zwei Studien, die am 28.04.2023 beim Jahreskongress der American Urological Association (AUA) in Chicago (USA) präsentiert worden sind, stellen die Rolle von organischen Lösungsmitteln und Tabakrauch bei Blasenkrebs heraus.
Stella Koutros vom National Cancer Institute in Bethesda (MD, USA) stellte eine Studie vor, die den Einfluss organischer Lösungsmittel auf das Blasenkrebsrisiko untersuchte. Bis auf Perchlorethylen, das als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft wird, sei die Rolle vieler häufig verwendeter Lösungsmittel bisher unklar.
Koutros und Kollegen bestimmten quantitativ die Exposition von Arbeitern gegenüber 21 spezifischen Lösungsmitteln unter Verwendung der Job-Expositions-Matrix CANJEM. Darüber hinaus untersuchten sie die gemeinsame Exposition gegenüber Benzol, Toluol und Xylol (BTX) und entwickelten einen neuen Ansatz, der die BTX-Exposition genauer mit personenspezifischen Daten zusammenführt. Hier wurden lebenslange Berufsverläufe und Details zu der jeweiligen Tätigkeit mit berücksichtigt. Insgesamt bewerteten die Forscher den Zusammenhang der Exposition gegenüber Lösungsmitteln mit dem Blasenkrebsrisiko anhand von 1182 Blasenkrebsfällen und 1408 Kontrollen aus einer bevölkerungsbezogenen Studie.
Die BTX-Exposition erwies sich bei Kfz-Mechanikern, Schuhmachern und Malern als häufig. Das Risiko für Blasenkrebs war signifikant erhöht bei Personen, die gegenüber Benzol (Odds Ratio [OR] 1,63; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,14–2,32), Toluol (OR 1,60; 95%-KI 1,06–2,43) und Xylol (OR 1,67; 95%-KI 1,13–2,48) exponiert waren. Koutros und Kollegen beobachteten eine statistisch signifikante Expositions-Wirkungs-Beziehung für die kumulative BTX-Exposition. Die Assoziation war besonders stark, wenn sie den neuen Ansatz zur Ermittlung der individuellen Exposition verwendeten (p-Trend=0,001), verglichen mit der CANJEM-basierten BTX-Expositionsmessung (p-Trend=0,02).
“Die Identifizierung eines erhöhten Risikos für diese Lösungsmittel stellt eine bisher wenig berücksichtigte berufliche Exposition heraus, die in der Ätiologie von Blasenkrebs eine Rolle spielen könnte“, resümieren die Autoren.
Rauchen mit schlechterer Lebensqualität bei Blasenkrebspatienten assoziiert
Der häufigste Risikofaktor für die Entwicklung von Blasenkrebs ist das Zigarettenrauchen. Es gibt jedoch nur wenige Daten, die die Beziehung zwischen dem Raucherstatus und den Ergebnissen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) bei Blasenkrebspatienten im Längsschnitt charakterisieren. Dies wollten Hannah Kay von der University of North Carolina (USA) und ihre Kollegen nachholen.
Dazu führten die Wissenschaftler eine longitudinale, prospektive Studie an einer Stichprobe von Patienten ab 18 Jahren durch, bei denen Blasenkrebs in den Jahren 2014 und 2015 in North Carolina diagnostiziert wurde. Sie befragten die Patienten drei, zwölf und 24 Monate nach der Diagnose mithlife des Kern-Instrumentes im Lebensqualtätsfragebogen der European Organization for Research and Treatment of Cancer (QLQ-C30). Dieser Fragebogen wurde bereits anhand verschiedener Stichproben von Krebspatienten validiert. Die wichtigste Expositionsvariable war der aktuelle Raucherstatus drei, zwölf und 24 Monate nach der Blasenkrebsdiagnose.
Insgesamt 167 Patienten mit Blasenkrebs nahmen an mindestens einer Befragung teil, 154 beteiligten sich weiterhin. Blasenkrebspatienten, die rauchten, hatten signifikant schlechtere HRQoL-Werte in den Bereichen körperliche Funktion (mittlere Differenz [MD] 6,78; p<0,05), emotionale Funktion (MD 6,06; p<0,05), Fatigue (MD -7,68; p<0,05) und finanzielle Schwierigkeiten (MD -10,20; p<0,05). Wenn die Studienautoren die Analyse nach Zeit, Stadium, demografischen Kovariaten und Behandlungsart anpassten, blieben emotionale Funktion (MD 6,00) und Fatigue (MD -6,98) signifikant unterschiedlich.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, das Rauchen als wesentlichen Bestandteil der Behandlung von Blasenkrebs zu behandeln“, resümieren Kay und Kollegen.
(ms)
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