Leukämie: Symptome, Formen, Behandlung – _
Wie wird Leukämie behandelt?
Die Leukämie-Behandlung ist individuell angepasst. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Neben dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen ist es vor allem der Verlauf der Erkrankung, also ob die Leukämie akut oder chronisch ist.
Akute Leukämie: Behandlung
Nach der Diagnose „akute Leukämie“ beginnt in der Regel möglichst schnell eine Chemotherapie. Sie gilt als wichtigste Therapiemethode bei akutem Blutkrebs. Der Betroffene erhält dabei spezielle Medikamente, sogenannte Zytostatika (Chemotherapeutika). Sie hindern Krebszellen (und andere sich schnell teilende Zellen) am Wachsen. Die geschädigten Zellen vermehren sich auch nicht weiter. Körpereigene Kontrollmechanismen erkennen die kranken Zellen und bauen sie gezielt ab.
Der Arzt verabreicht die Zytostatika meist über eine Infusion direkt in die Vene. Gelegentlich nehmen Erkrankte sie als Tabletten ein. Zytostatika gibt es einzeln oder in Kombination sowie in unterschiedlichen Dosierungen. So lässt sich die Chemotherapie individuell anpassen. Die Behandlung erfolgt außerdem in Zyklen: Der Erkrankte erhält die Zytostatika an einem Tag oder an mehreren Tagen hintereinander. Dann folgt eine Behandlungspause (Tage bis Monate), bevor ein neuer Zyklus beginnt. Die meisten Betroffenen erhalten im Schnitt vier bis sechs solcher Chemotherapie-Zyklen.
Grundsätzlich verläuft die Therapie in drei Phasen, die sich zusammen über Monate und Jahre erstrecken können:
- Induktionstherapie: Die Betroffenen erhalten eine starke Chemotherapie, die möglichst alle Krebszellen beseitigt und die schwersten Symptome lindert. Die Behandlung erfolgt meist stationär im Krankenhaus.
- Konsolidierungstherapie: Sie ist darauf ausgerichtet, den Erfolg der Induktionstherapie zu „verfestigen“. Eine entsprechend angepasste Chemotherapie beseitigt möglichst die noch verbliebenen Krebszellen.
- Erhaltungstherapie: Hier geht es darum, den Behandlungserfolg zu stabilisieren und einen Rückfall (Rezidiv) zu verhindern. Dabei ist die Erhaltungstherapie von Person zu Person sehr unterschiedlich gestaltet. Oft nehmen Betroffene in dieser Phase Zytostatika wie beispielsweise Azacitidin in Tablettenform ein und dies mindestens über ein Jahr.
Die Induktionstherapie ist mitunter so erfolgreich dass sich in Blut und Knochenmark des Patienten praktisch keine Krebszellen mehr nachweisen lassen. Mediziner sprechen dann von einer Remission. Sie bedeutet aber nicht, dass die Leukämie geheilt ist. Es ist möglich, dass einzelne Krebszellen überlebt haben. Deshalb sind weitere Therapieschritte (Konsolidierungstherapie) nötig.
Nach der Erhaltungstherapie schließt sich die Nachsorge an: Der Arzt untersucht regelmäßig das Blut und Knochenmark. Falls es zu einem Rückfall kommt, lassen sich die Krebszellen auf diese Weise frühzeitig entdecken. Außerdem geht es bei der Nachsorge darum, eventuelle Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der vorausgegangenen Chemotherapien zu behandeln.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Manchmal ist eine Stammzelltransplantation ebenfalls Teil der Leukämie-Behandlung. Stammzellen sind die „Mutterzellen“, aus denen im Knochenmark alle Blutzellen entstehen. Vor der Transplantation ist es erfoderlich, mit einer hoch dosierten Chemotherapie (und eventuellen Ganzkörperbestrahlung) praktisch das gesamte Knochenmark der erkrankten Person sowie (hoffentlich) alle Krebszellen zu zerstören.
Danach überträgt der Arzt gesunde Stammzellen wie bei einer Transfusion. Die Zellen siedeln sich in den Markhöhlen der Knochen an und produzieren neue, gesunde Blutzellen.
Für eine solche Stammzeltransplantation kommen die übertragenen Stammzellen häufig von einem gesunden Spender (allogene Stammzelltransplantation). Seltener handelt es sich um Stammzellen des Erkrankten selbst, die ihm vor der Zerstörung des Knochenmarks entnommen wurden (autologe Stammzelltransplantation). Die Therapiemethode kommt vor allem dann in Betracht, wenn andere Behandlungen (besonders Chemotherapie) nicht ausreichend wirken oder der Betroffene einen Rückfall erleidet.
Viele Erkrankte mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) erhalten zusätzlich zur Chemotherapie eine Strahlentherapie. Zum einen bestrahlt der Arzt vorbeugend den Kopf, da die Krebszellen häufiger das Gehirn befallen. Zum anderen behandelt er mittels Bestrahlung gezielt bösartig veränderte Lymphknoten, etwa im Brustbereich.
Chronische Leukämie: Behandlung
Die chronische myeloische Leukämie (CML) diagnostizieren Ärzte meist in der chronisch stabilen Krankheitsphase. Der Arzt verschreibt dann am häufigsten sogenannte Tyrosinkinasehemmer (wie Imatinib). Diese Medikamente wirken sehr gezielt gegen Blutkrebszellen: Sie hemmen Wachstumssignale in den Zellen. Im Idealfall hält das die Erkrankung über viele Jahre auf. Die Tyrosinkinasehemmer gibt es als Tablette zum Einnehmen, meist nehmen Patienten diese lebenslang ein.
Gleichzeitig kontrolliert der Arzt regelmäßig das Blut und das Knochenmark. Falls sich etwa die Blutwerte oder das Befinden des Patienten verschlechtern, deutet dies darauf hin, dass die CML in die nächste Phase (Akzelerationsphase) übergeht. Der Arzt ändert dann die medikamentöse Behandlung: Er verschreibt andere Tyrosinkinasehemmer. So lässt sich bei vielen Patienten die Erkrankung wieder in eine chronisch stabile Phase zurückführen.
Wenn das nicht gelingt, kommt eventuell eine allogene Stammzelltransplantation in Frage – also die Transplantation von gesunden, blutbildenden Stammzellen eines Spenders. Das ist bislang die einzige Therapieform, bei der die Chance besteht, die chronische myeloische Leukämie vollständig zu heilen. Allerdings ist sie sehr risikoreich. Deshalb wägen Ärzte vorher bei jedem Betroffenen sorgfältig Nutzen und Risiken der Behandlung ab.
In jedem Krankheitsstadium ist es möglich, dass sich der Zustand eines Erkrankten innerhalb kurzer Zeit deutlich verschlechtert. Dann sprechen Mediziner von einer Blastenkrise. Die Betroffenen erhalten wie bei einer akuten Leukämie eine meist intensive Chemotherapie. So versuchen die Ärzte, die Anzeichen der Erkrankung schnell zurückzudrängen. Hat sich der Zustand wieder gebessert und stabilisiert, ist eventuell eine Stammzelltransplantation sinnvoll.
Manche Patienten mit CML werden mit Interferonen behandelt. Das sind Botenstoffe, mit denen sich die Zellen des Immunsystems untereinander verständigen. Sie sind in der Lage, das Wachstum der Krebszellen zu hemmen. Allerdings sind Interferone – ebenso wie die Chemotherapie – bei CML meist weniger wirksam als die oben beschriebenen Tyrosinkinasehemmer.
Das gilt aber nicht immer: Am besten wirken die Tyrosinkinasehemmer bei Patienten, deren Krebszellen das sogenannte „Philadelphia-Chromosom“ besitzen. So nennt man ein charakteristisch verändertes Chromosom 22. Es lässt sich bei mehr als 90 Prozent aller CML-Patienten nachweisen. Die restlichen Patienten haben das veränderte Chromosom nicht. Bei ihnen schlägt die Behandlung mit Tyrosinkinasehemmern deshalb oft nicht so gut an. Dann ist es mitunter nötig, die Therapie zu ändern und zum Beispiel Interferone einzusetzen.
Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) erfordert bei vielen Patienten lange Zeit keine Behandlung. Erst wenn sich die Blutwerte verschlechtern oder im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden auftreten, leiten Mediziner eine Therapie ein – individuell angepasst an jeden einzelnen Patienten.
Viele Erkrankte erhalten zum Beispiel eine Chemotherapie plus sogenannte monoklonale Antikörper (Immunchemotherapie oder Chemoimmuntherapie). Die künstlich hergestellten Antikörper binden gezielt an den Krebszellen und markieren sie dadurch für das Immunsystem. Mediziner setzen beide Therapieformen gelegentlich auch einzeln ein.
Weisen die Krebszellen bestimmte genetische Veränderungen auf, ist unter Umständen eine Behandlung mit Tyrosinkinasehemmern sinnvoll. Diese Medikamente blockieren ein krankhaft verändertes Enzym, welches das Wachstum der Krebszellen fördert.
Wenn andere Behandlungen nicht wirken oder es später zu einem Rückfall kommt, kommt manchmal eine (allogene) Stammzelltransplantation infrage. Diese riskante Behandlung eignet sich aber nur für junge Menschen beziehungsweise Personen, deren allgemeiner Gesundheitszustand gut ist.
Begleitmaßnahmen (Supportivtherapie)
Neben der Leukämie-Behandlung mittels Chemotherapie, Strahlentherapie und anderen sind auch unterstützende (supportive) Maßnahmen sehr wichtig. Sie dienen zum Beispiel dazu, Symptome der Erkrankung und Folgen der Behandlung zu verringern. Das verbessert das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten enorm.
Beispielsweise sind Übelkeit und Erbrechen häufige und sehr unangenehme Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Leukämie (und anderen Krebserkrankungen). Sie lassen sich mit speziellen Medikamenten (Antiemetika) lindern.
Die erhöhte Anfälligkeit für Infektionen ist ebenfalls ein ernstes Problem bei Leukämie. Sowohl die Erkrankung selbst als auch die Chemotherapie schwächen das Immunsystem, wodurch es schlechter in der Lage ist, Krankheitserreger zu bekämpfen. Das begünstigt Infektionen, die dann mitunter sehr schwer verlaufen, manchmal sogar lebensbedrohlich sind. Deshalb sind eine sorgfältige Hygiene und eine möglichst keimarme Umgebung sehr wichtig für Menschen mit Leukämien. Viele erhalten zudem Antibiotika, um bakterielle Infektionen zu verhindern oder zu behandeln. Wirkstoffe gegen Pilzinfektionen sind sogenannte Antimykotika.
Auch weitere Beschwerden lassen sich gezielt behandeln, zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie) mittels Bluttransfusion und Schmerzen mit geeigneten Schmerzmitteln.
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