Knick-Senkfuß: Ursachen, Symptome, Therapie – _
Wie wird ein Knick-Senkfuß behandelt?
Nicht in jedem Fall muss ein Knick-Senkfuß behandelt werden. Vor allem die physiologische Form im frühen Kindesalter wächst sich in der Regel ohne Therapie aus. Mit einigen Tipps lässt sich dieser Prozess unterstützen (z.B. viel barfuß laufen).
Eine Behandlung kann aber angezeigt sein, wenn ein Knick-Senkfuß beispielsweise sehr ausgeprägt ist und/oder Beschwerden bereitet. Primär setzt man dann konservative Therapiemethoden (wie Einlagen) ein. In schweren Fällen kann aber auch eine Operation notwendig sein.
Steht der Knick-Senkfuß im Zusammenhang mit einer Grunderkrankung, muss diese nach Möglichkeit ebenfalls fachgerecht behandelt werden.
Physiologischer Knick-Senkfuß bei Kindern
Die Mehrzahl aller Babys und Kleinkinder haben physiologische Knickfüße bzw. Knick-Senkfüße. Die wenigsten davon müssen behandelt werden – die Fehlstellung wächst sich im Normalfall von allein aus.
Eltern können dies unterstützen, indem sie darauf achten, dass ihre Kinder sich viel bewegen und möglichst häufig barfuß laufen. Die Kinderschuhe sollten bequem sein und den Füßen genug Platz bieten.
Ebenfalls hilfreich ist eine spielerische Fußgymnastik, um die Muskeln zu kräftigen. Empfehlenswert ist es beispielsweise, wenn Kinder sich regelmäßig auf die Zehenspitzen stellen oder versuchen, mit den Zehen etwas zu greifen (z.B. Stift, kleinen Stein).
Knick-Senkfuß: Konservative Therapie
Bei der konservativen Therapie versucht man, den Knick-Senkfuß ohne chirurgische Eingriffe auszugleichen und Symptome wie Fußschmerzen zu lindern. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Der behandelnde Arzt entscheidet im Einzelfall, welche Methode(n) am sinnvollsten ist/sind:
>> orthopädische Einlagen / Orthesen:
Individuelle Einlagen in den Schuhen können mit einer Erhöhung am Fußinnenrand dem Einwärtsknicken der Ferse entgegenwirken und zudem das Fußlängsgewölbe stützen. Sie werden nach einem dreidimensionalen Fußabdruck individuell für den Patienten angefertigt.
Bei jüngeren Patienten empfehlen Experten propriozeptive (sensomotorische) Einlagen. Mit ihren klar definierten Be- und Entlastungsflächen stimulieren sie gezielt die Fuß- und Beinmuskulatur, was die gesunde Fußentwicklung fördert und die Achsenkorrektur unterstützt. Die sensomotorischen Einlagen werden – wie andere orthopädische Einlagen – individuell passgenau angefertigt. Sie können auch für Erwachsene mit Knick-Senkfuß sinnvoll sein.
Manche Patienten erhalten für ihre Fußfehlstellung passende Orthesen. Eine Orthese ist ein orthopädisches Hilfsmittel, das äußerlich angelegt wird, um Gelenke, Knochen und Muskeln zu entlasten, zu korrigieren beziehungsweise zu stabilisieren.
Beispielsweise kann ein kontrakter (rigider) Knick-Senkfuß mit einer knöchelübergreifenden dynamischen Fußgelenksorthese (DAFO) mit sensomotorischem Design versorgt werden. Voraussetzung ist, dass die Wadenmuskulatur nicht strukturell verkürzt ist.
Patienten, bei denen Muskeln im Unterschenkel (wie die Wadenmuskulatur) zur Verkürzung neigen, können unter Umständen vom Tragen einer Nachtschiene mit Orthesengelenken profitieren.
Bei einem physiologischen Knick-Senkfuß, der keine Schmerzen bereitet, sind Einlagen und Orthesen nicht notwendig.
>> orthopädische Schuhe:
Manchmal sind orthopädische Schuhe erforderlich, um einen Knick-Senkfuß zu korrigieren. Sie werden maßangefertigt, damit sie den Fuß an den richtigen Stellen stützen, stabilisieren beziehungsweise entlasten.
>> Physiotherapie:
Eine gezielte Physiotherapie bei einem Knick-Senkfuß kann die Muskulatur im Fuß-/Unterschenkelbereich stärken – eine gut ausgebildete Fußmuskulatur kann Fehlstellungen entgegen wirken. Außerdem soll die physiotherapeutischen Übungen Druck auf überstrapaziertes Gewebe abbauen und die gesunde Haltung des Fußes verbessern.
Besonders bei Heranwachsenden zielt die Physiotherapie auf eine Wahrnehmungsschulung ab: Die Kinder bzw. Jugendlichen sollen lernen, Ungleichgewichte (Dysbalancen) im Gehen und Stehen zu erkennen und richtig zu korrigieren.
Hilfreich ist dabei auch ein Heimprogramm mit Fußgymnastik, das regelmäßig zuhause durchgeführt wird (siehe auch unten).
Steht der Knick-Senkfuß in Verbindung mit Trisomie 21 (“Down-Syndrom”) empfiehlt sich als begleitende Maßnahme eine möglichst frühzeitige Physiotherapie auf neurophysiologischer Basis (Konzept nach Bobath oder Vojta). Das Gleiche gilt, wenn die Fußfehlstellung beispielsweise mit einer Zerebralparese, einer Myelomeningocele, einer Muskelerkrankung und/oder anderen angeborenen Erkrankungen zusammenhängt.
>> Fußgymnastik:
Verschiedene fußgymnastische Übungen können – regelmäßig angewendet – bei Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen helfen. Besonders wichtig sind Dehnungsübungen für die Wadenmuskulatur und Kräftigungsübungen für die Fußhebermuskulatur. Der behandelnde Arzt oder Physiotherapeut kann Betroffenen eine individuell passendes Trainingsprogramm für zuhause mitgeben.
Knick-Senkfuß: Operation
Bei sehr ausgeprägten Fußfehlstellungen mit Beschwerden wird im Allgemeinen operiert. Es kommen dafür verschiedene Verfahren in Betracht (ggf. auch in Kombination).
Beispielsweise kann bei einem sehr schweren flexiblen Knick-Senkfuß, der Schmerzen verursacht, der Ansatz der Sehne des vorderen Schienbeinmuskels (M. tibialis anterior) so verlagert werden (Sehnentransfer), dass sie das mittlere Fußgewölbe aufrichtet (normalerweise ist das die Aufgabe der Sehne des hinteren Schienbeinmuskels, M. tibialis posterior).
Neben solchen Weichteiloperationen sind auch knöcherne Operationen möglich, zum Beispiel die Calcaneusverlängerung nach Evans. Dabei wird das Fersenbein zuerst durchtrennt und dann durch eines Knochenkeils verlängert, um den Knick-Senkfuß zu korrigieren.
Man kann auch das hintere Fersenbein operativ verschieben (medialisierende Calcaneus-Osteotomie). Damit lässt sich in erster Linie der “Knick” bei einem Knick-Senkfuß beseitigen.
Die häufigste Knick-Senkfuß-Op bei Kindern ist die sogenannte subtalare Arthrorise. Dabei wird die Beweglichkeit des Sprunggelenks durch ein Hindernis eingeschränkt, sodass es nicht mehr nach innen einknickt. Im Ergebnis entwickelt sich das Längsgewölbe des Fußes in der Regel normal. Die Arthrorise wird minimalinvasiv durchgeführt, also nur mit einem kleinen Schnitt. Zwischen Sprungbein und Fersenbein setzt der Chirurg als Hindernis eine Schraube oder einen Knochenspan ein.
In sehr schweren Fällen ist unter Umständen eine Gelenkversteifung (Arthrodese) des unteren Sprunggelenks notwendig. Das kann etwa bei einem Knick-Senkfuß der Fall sein, der statt auszuwachsen auch nach Abschluss des Wachstumsalters noch besteht, sich durch andere Therapien nicht behandeln lässt und immer mehr Beschwerden verursacht. Die Gelenkversteifung schränkt zwar die Beweglichkeit im Fußbereich ein, kann aber die Beschwerden beseitigen.
Unabhängig vom Alter des Betroffenen und der gewählten Knick-Senkfuß-Therapie gilt: Bestehendes Übergewicht sollte nach Möglichkeit abgebaut werden. Es stellt nämlich eine große Belastung für die Füße dar und verschlechtert mitunter Fehlstellungen wie einen Knickfuß, Senkfuß, Knick-Senkfuß oder Knick-Plattfuß.
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