Kleinwüchsigkeit: Definition, Prognose, Ursachen – _
Wie kommt es zu Kleinwüchsigkeit?
Es gibt unzählige Ursachen, die unter Umständen zu einer Kleinwüchsigkeit führen. Sie lassen sich in größere Gruppen einteilen. Die Wichtigsten sind im Folgenden kurz vorgestellt:
Idiopathischer Kleinwuchs
„Idiopathisch“ bedeutet in der Medizin, dass eine Erkrankung selbstständig auftritt und man ihre nähere Ursache nicht kennt. So gibt es Menschen, die per Definition kleinwüchsig sind, bei denen sich dafür aber keiner der bekannten Auslöser finden lässt. Zu dieser Gruppe gehört der familiäre Kleinwuchs, also eine Kleinwüchsigkeit, die in einer Familie gehäuft auftritt. Die kleinwüchsige Person hat dann meist mindestens ein kleinwüchsiges Elternteil. Der familiäre Kleinwuchs ist die häufigste Form von Kleinwüchsigkeit und nicht als Krankheit zu betrachten.
Intrauteriner Kleinwuchs
Wenn ein Kind bereits kleinwüchsig auf die Welt kommt, war bereits in der Gebärmutter das Wachstum des Fötus verzögert. Man spricht dann von intrauterinem Kleinwuchs (Uterus = Gebärmutter). Für diesen gibt es verschiedene Ursachen, etwa dass die Mutter während der Schwangerschaft chronisch krank war, bestimmte Medikamente zu sich genommen, geraucht oder Alkohol getrunken hat. Auch eine gestörte Funktion des Mutterkuchens führt unter Umständen zu einer intrauterinen Kleinwüchsigkeit.
In den meisten Fällen holen die betroffenen Kinder den Wachstumsrückstand innerhalb der ersten beiden Lebensjahre wieder auf.
Chromosomale Störungen und syndromale Erkrankungen
Bei chromosomalen Störungen und syndromalen Erkrankungen ist der Kleinwuchs durch Chromosomenstörungen verursacht. Die DNA, das Erbgut des Menschen, ist in insgesamt 46 Chromosomen organisiert. Bestimmte Störungen, bei denen es zu einer veränderten Chromosomenzahl oder einem Fehler im Erbgut kommt, führen in manchen Fällen unter anderem zu Kleinwüchsigkeit.
Diese Erkrankungen sind meist sehr vielfältig und gehen mit weiteren Behinderungen einher. Beispiele sind etwa das Down-Syndrom (Trisomie 21), bei dem das Chromosom 21 dreimal statt zweimal vorliegt oder das Ullrich-Turner-Syndrom. Daneben lösen das Noonen-Syndrom, das Prader-Willi-Syndrom, das Silver-Russell-Syndrom und das DiGeorge-Syndrom Kleinwüchsigkeit aus.
Skelettdysplasien
Bei Skelettdysplasien kommt es zu einem gestörten Knochenwachstum. Die häufigsten Skelettdysplasien sind die Achondroplasie und deren etwas mildere Verlaufsform, die Hypochondroplasie. Beide zählen zu den häufigsten Gründen einer Kleinwüchsigkeit. Bei betroffenen Menschen ist das Längenwachstum der Röhrenknochen beeinträchtigt. Dadurch sind die Extremitäten verkürzt.
Die Knochen sind aber normal dick, und der Rumpf ist nahezu normal lang. Neben Kleinwuchs sind außerdem ein ausgeprägtes Hohlkreuz mit abgeflachten Wirbelkörpern sowie ein überproportional vergrößerter Kopf mit vorgewölbter Stirn typisch für die Achondroplasie.
Eine andere Skelettdysplasie, die mit Kleinwüchsigkeit einhergeht, ist die Osteogenesis imperfecta, besser bekannt als „Glasknochenkrankheit“. Aufgrund einer gestörten Kollagen-Synthese sind die Knochen bei den Betroffenen instabil und brechen oft. Je nach Ausprägung unterscheidet man bei der Osteogenesis imperfecta verschiedene Typen. Während Patienten mit der mildesten Variante in manchen Fällen noch einen äußerlich normalen Körperbau haben, führen die schweren Formen durch die zahlreichen Brüche zu Deformationen und Kleinwuchs.
Endokrine Erkrankungen
Zu dieser Gruppe zählen verschiedene hormonelle Störungen, die gegebenenfalls eine Kleinwüchsigkeit verursachen. Dazu gehört als erstes ein Mangel an dem Wachstumshormon Somatotropin. Des Weiteren verursacht eine zu hohe Dosis an Cortisol im Körper, wie sie etwa beim Cushing-Syndrom vorkommt, Wachstumsstörungen.
Die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) sind ebenfalls wichtig für ein gesundes Wachstum. Aus diesem Grund ist eine Schilddrüsenunterfunktion, bei der die Schilddrüse zu wenig dieser Hormone produziert, manchmal eine Ursache für Kleinwüchsigkeit.
Fehlernährung (Malnutrition)
Ohne ein ausreichendes und ausgewogenes Nahrungsangebot ist ein normales Wachstum nicht möglich. In Ländern, wo viele Menschen an Nahrungsmangel leiden, ist Mangel- und Unterernährung deswegen ein häufiger Grund für Kleinwüchsigkeit.
Ist das Nahrungsangebot ausreichend, gibt es trotzdem Erkrankungen, die etwa die Aufnahme der Nährstoffe aus dem Darm in den Körper stören oder verhindern. Typische Ursachen für eine solche Malabsorption sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn) und vor allem die Zöliakie, der eine Unverträglichkeit von Gluten (Klebereiweiß im Getreide) zugrunde liegt. Eine dauerhafte Malabsorption während der Wachstumsphase führt genauso zu Kleinwüchsigkeit wie Unterernährung.
Organische und metabolische Ursachen
Diverse Störungen der verschiedenen Organsysteme und Stoffwechselvorgänge im Körper führen in manchen Fällen zu Kleinwüchsigkeit. Zu nennen sind hier vor allem Erkrankungen an Herz, Lunge, Leber, Darm und Nieren sowie Störungen des Kohlenhydrat-, Fett-, Protein- und Knochenstoffwechsels.
Konstitutionelle Verzögerung von Wachstum und Pubertät
In manchen Fällen beruht Kleinwüchsigkeit auf einer verzögerten biologischen Reifung. Die Endgröße nach Abschluss der Wachstumsphase liegt bei den „Spätzündern“ aber im Normbereich. Diese konstitutionelle Verzögerung des Wachstums hat eine erbliche Komponente, sodass häufig bereits mindestens ein Elternteil als Kind davon betroffen war.
Psychosoziale Ursachen
Die Auswirkungen von psychosozialen Umständen auf das Wachstum eines Kindes sind nicht zu unterschätzen. Es besteht die Möglichkeit, dass psychische Vernachlässigung beim Kind zu einer Kleinwüchsigkeit führt, wobei sich der Wachstumsrückstand meist wieder aufholen lässt, wenn sich das Umfeld rechtzeitig ändert. Der Fachbegriff für diese Art der Vernachlässigung lautet „psychische Deprivation“. Andere psychische Ursachen für Kleinwuchs sind Essstörungen und depressive Störungen.
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