HWS-Syndrom: Symptome, Ursachen und Behandlung
Was kann man gegen ein HWS-Syndrom tun?
Grundsätzlich behandelt der Arzt ein HWS-Syndrom je nach zugrundeliegender Ursache. Lösen etwa verspannte Muskeln oder eine falsche Körperhaltung die Beschwerden aus, setzt der Arzt zunächst meist auf eine konservative Behandlung. Dazu zählen beispielsweise Übungen, um die Muskulatur im Nackenbereich zu kräftigen, Physiotherapie (physikalische und manuelle Therapien) sowie Medikamente, um die Schmerzen zu lindern.
In manchen Fällen rät der Arzt zu einer Operation. Dies ist beispielsweise dann nötig, wenn ein schwerer Bandscheibenvorfall oder eine Verletzung der Halswirbelsäule vorliegt. Vor Beginn der Behandlung ist es jedenfalls wichtig, dass der Arzt gemeinsam mit Ihnen abklärt, was Sie von der Therapie erwarten und was Sie selbst dazu beitragen möchten. Sind Sie motiviert und bringen sich bei der Behandlung ein, wirkt sich dies positiv auf Ihre Therapie aus.
Vor allem bei der Behandlung akuter Nackenschmerzen ist es wichtig, dass Sie sich möglichst früh wieder normal bewegen. Schonhaltungen führen häufig zu zusätzlichen Verspannungen!
Physiotherapie
Eine Physiotherapie (Krankengymnastik) zielt beim HWS-Syndrom darauf ab, Schmerzen nachhaltig zu lindern und Ihren Körper wieder beweglicher zu machen. Sie umfasst unter anderem Übungen, um Ihre Muskulatur zu stärken, Massagen und physikalische Maßnahmen (z.B. Anwendungen mit Wärme, Kälte, Licht oder elektrischen Reizen). Dabei massiert der Therapeut zum Beispiel die betroffenen Muskeln, bestrahlt sie mit Rotlicht oder legt Wärmepackungen auf. Auf diese Weise lösen sich Verspannungen und Wirbelblockaden, sodass die Wirbelgelenke nicht mehr in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.
Der Physiotherapeut wählt zudem gezielt krankengymnastische Übungen aus, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihren Gesundheitszustand abgestimmt sind. Er leitet Sie genau an, wie Sie diese Übungen durchführen, und korrigiert gegebenenfalls Bewegungsabläufe, die Sie falsch ausführen.
Hier geht es vor allem darum, dass Sie Techniken erlernen, mit denen Sie Ihre Muskeln selbst entspannen und die Beweglichkeit Ihres Kopfes sowie Nackens verbessern. Die Übungen helfen Ihnen außerdem dabei, die Durchblutung im Körper zu fördern, Verspannungen zu lösen und Ihre Muskulatur zu kräftigen. Ziel dabei ist es, dass Ihre Muskeln für die Anforderungen des täglichen Lebens gewappnet sind und Sie langfristig bewegungsfähig bleiben. Ihr Therapeut zeigt Ihnen meistens auch Physio-Übungen, die Sie zu Hause selbstständig durchführen.
Damit die Therapie den gewünschten Erfolg bringt, ist es wichtig, dass Sie Ihre Übungen zu Hause regelmäßig durchführen.
Übungen
Folgende Übungen helfen Ihnen dabei, Ihren Nacken zu dehnen und Symptome bei einem HWS-Syndrom zu lindern:
- Drehen Sie Ihren Kopf nach rechts, und nicken Sie langsam mehrmals. Dann drehen Sie Ihren Kopf nach links und nicken wieder mehrmals. Halten Sie Ihren Rücken dabei möglichst gerade.
- Bringen Sie Ihr Kinn in Richtung Brust, und drehen Sie den Kopf in dieser Haltung in einem Halbkreis langsam zur rechten und dann zur linken Schulter.
- Schieben Sie Ihren Kopf so weit nach vorne, wie es geht (langer Nacken), und dann wieder zurück, bis ein Doppelkinn entsteht.
- Verschränken Sie Ihre Finger auf dem Hinterkopf. Drücken Sie 10 Sekunden mit dem Kopf dagegen. Lassen Sie danach wieder locker. Achten Sie darauf, dass Ihr Körper aufrecht und Ihr Nacken gestreckt ist.
- Bilden Sie mit den Händen eine Faust, und drücken Sie zehn Sekunden gegen das Kinn. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Körperhaltung aufrecht ist.
- Neigen Sie Ihren Kopf nach rechts, und greifen Sie dabei mit der rechten Hand über den Kopf bis zur linken Schläfe. Neigen Sie nun den Kopf weiter nach rechts, und strecken Sie gleichzeitig Ihren linken Arm Richtung Boden aus, bis Sie eine Dehnung in der linken Nackenmuskulatur spüren. Halten Sie jede Seite für dreimal 30 Sekunden.
Verschlimmern sich die Schmerzen durch die Übungen, fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat.
Medikamente
Treten Beschwerden akut auf oder helfen die Übungen nicht ausreichend, behandelt der Arzt das HWS-Syndrom auch mit Medikamenten.
Schmerzmittel
Bei Bedarf behandelt der Arzt ein HWS-Syndrom mit Schmerzmedikamenten. Dazu verschreibt er beispielsweise entzündungshemmende Substanzen wie Diclofenac oder Ibuprofen. Diese schalten den Schmerz für eine Weile aus und ermöglichen den Betroffenen, Kopf und Nacken besser zu bewegen.
Medikamente zur Muskelentspannung
Bei akuten und/oder besonders schmerzhaften Beschwerden verordnet der Arzt auch kurzfristig Medikamente, die die Muskeln entspannen (sogenannte Muskelrelaxantien).
Schmerzlindernde und muskelentspannende Medikamente sind nicht frei von Nebenwirkungen. Nehmen Sie diese daher nur für kurze Zeit und nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein!
Salben und Pflaster
Auch Salben oder Pflaster aus der Apotheke, die wärmend und schmerzstillend wirken (z.B. Wärmepflaster, Gels und Salben mit schmerzstillenden Wirkstoffen), lindern die Beschwerden bei einem Zervikalsyndrom.
Minimal-invasive Injetionstherapie (MIT)
In bestimmten Fällen (z.B. bei einem Bandscheibenvorfall) wendet der Arzt eine sogenannte minimal-invasive Injektionstherapie an. Diese Methode (multimodale Schmerztherapie) kommt zum Einsatz, wenn Nerven eingeklemmt sind und dadurch starke Schmerzen auftreten. Dazu spritzt der Arzt ein örtlich wirkendes Betäubungsmittel mit einer Nadel direkt in den betroffenen Teil der Wirbelsäule (Infiltration). Dadurch beruhigen sich die gereizten Nerven wieder, der Schmerz lässt nach, und die Muskeln entspannen sich. Je nachdem, wie stark die Beschwerden sind, führt der Arzt die Behandlung zwischen ein bis zehn Mal durch, bei Bedarf auch öfter.
Operation
Wenn eine konservative Behandlung beim HWS-Syndrom keinen Erfolg erzielt, zieht der Arzt eine Operation in Erwägung. Dies ist beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall der Fall, wenn der Betroffene unter sehr starken Schmerzen leidet, Lähmungserscheinungen oder Inkontinenz auftreten. Die Operation erfolgt heutzutage meist mikrochirurgisch, das heißt über einen kleinen Schnitt am Rücken. Dabei entfernt der Arzt (z.B. mit einer Fräse oder einem Laser) das Bandscheibengewebe, das auf die Nerven drückt und die Beschwerden hervorruft. Der Eingriff ist meist kurz (ca. 30 bis 60 Minuten). In der Regel ist der Betroffene während der Operation unter Vollnarkose und bleibt etwa drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus.
Selbsthilfe
Sie haben die Möglichkeit, selbst Ihre Beschwerden zu linden und Verspannungen im Nacken vorzubeugen. Dazu kommen folgende Maßnahmen infrage:
Bewegung und Sport
Bewegen Sie sich regelmäßig. Ausdauersport (vor allem Schwimmen) und gezieltes Krafttraining verbessern in vielen Fällen die Beschwerden, die bei einem HWS-Syndrom auftreten. Wichtig dabei ist, dass Sie die Übungen richtig ausführen. Fragen Sie auch Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat. Besonders dann, wenn Ihren Beschwerden ein Bandscheibenvorfall oder eine degenerative Wirbelsäulen-Erkrankung zugrunde liegt, ist ein gezieltes Bewegungsprogramm sinnvoll.
Wärme
Wärme hilft, Verspannungen bei einem HWS-Syndrom zu lösen und Beschwerden zu lindern. Wickeln Sie dazu eine Wärmflasche in ein Tuch ein, und legen Sie diese für zehn bis 20 Minuten auf Ihren Nacken. Auch eine Rotlichtlampe für zu Hause wirkt sich wohltuend auf Ihre Verspannungen aus. Bestrahlen Sie dazu die betroffene Stelle maximal 15 Minuten bis zu dreimal täglich. Um Verbrennungen zu vermeiden, beachten Sie bitte die Gebrauchsanweisung des Geräteherstellers! Ein warmes Bad (ca. 38 Grad Celsius) hilft ebenso, die verspannten Muskeln zu lockern.
Stress vermeiden
Stress und psychische Belastung begünstigen unter Umständen ein HWS-Syndrom oder verstärken die Beschwerden. Achten Sie daher darauf, stressreiche Situationen zu meiden. Autogenes Training hilft beispielsweise, in Stresssituationen die innere Anspannung zu bewältigen und wieder zur Ruhe zu kommen. Yoga fördert ebenfalls die innere Ruhe und stärkt gleichzeitig Rücken und Nacken. Auch mit der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson bauen Sie Verspannungen im Nackenbereich ab, die durch zu starke Anspannung entstanden sind.
Medizinische Geräte und Verbandsmaterialien findest du hier zum Vorzugspreis.
#Anzeige
Source link