Hodenkrebs: Symptome und Prognose – _
Behandlung
Prinzipiell stehen für die Hodenkrebs-Therapie folgende Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung:
- Operation
- Überwachungsstrategie (Surveillance): „abwarten und beobachten“
- Strahlentherapie (Bestrahlung)
- Chemotherapie
Der behandelnde Arzt schlägt einem Hodenkrebs-Patienten einen individuell angepassten Therapieplan vor.
Beim internetbasierten Projekt „Zweitmeinung Hodentumoren“ (https://www.zm-hodentumor.de) haben Ärzte die Möglichkeit, Hodenkrebs-Spezialisten um eine zweite Einschätzung der Befunde und der geplanten Therapie eines Patienten zu bitten. So lässt sich die Therapieplanung gegebenenfalls deutlich verbessern. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an!
Der erste Schritt der Hodenkrebs-Behandlung ist in der Regel eine Operation. Die weiteren Behandlungsschritte hängen vom Erkrankungsstadium und der Art des Tumors (Seminom oder Nicht-Seminom — die weitaus häufigsten Formen von Hodenkrebs) ab.
Operation
Bei der Hodenkrebs-Operation entfernt der Arzt den betroffenen Hoden, seinen Nebenhoden und den Samenstrang chirurgisch. Mediziner sprechen von der Ablatio testis oder Orchiektomie. In wenigen Fällen lässt sich ein Hodenkrebs auch so operieren, dass ein Teil des Hodens erhalten bleibt. Dieser produziert dann in der Regel weiterhin Hormone. Sinnvoll ist dieses Vorgehen vor allem bei Patienten, die nur noch einen Hoden besitzen. Sicherheitshalber bestrahlt man aber meistens den operierten Hoden im Anschluss.
Auf Wunsch des Patienten entnimmt der Arzt im Laufe des Eingriffs eine körnchengroße Gewebeprobe aus dem anderen Hoden und untersucht diese sogleich unter dem Mikroskop. Dies ist ratsam, da bei ungefähr fünf Prozent der Patienten auch im zweiten Hoden krankhaft veränderte Zellen zu finden sind. In diesem Fall lässt sich dieser Hoden gleich mitentfernen.
Der entfernte Hoden lässt sich auf Wunsch des Patienten durch eine Prothese ersetzen. Dazu setzt der Arzt ein Silikonkissen in passender Größe und Form in den verbliebenen Hodensack ein. Ist nach der Hodenentfernung noch eine Chemotherapie nötig, wartet man mit dem Einsetzen der Hodenprothese.
Tumorstadien
Das entfernte Hodenkrebs-Gewebe untersucht der Arzt feingeweblich. Zusammen mit anderen Untersuchungen (wie Computertomografie) lässt sich so das Stadium der Erkrankung bestimmen. Mediziner unterscheiden grob folgende Tumorstadien:
- Stadium I: Bösartiger Tumor nur im Hoden, keine Metastasen
- Stadium II: Befall benachbarter (regionärer) Lymphknoten, aber keine weiter entfernten Krebsabsiedlungen (Fernmetastasen); je nach Größe oder Anzahl der befallenen Lymphknoten unterteilt man das Stadium II weiter (IIA, IIB, IIC)
- Stadium III: Auch Fernmetastasen vorhanden (etwa in der Lunge); je nach Schweregrad weitere Unterteilung (IIIA, IIIB, IIIC)
Seminom
Die häufigste Form von Hodenkrebs ist das Seminom. Im Frühstadium (Stadium I) beschränkt sich die weitere Behandlung nach der Hodenentfernung oft auf die Überwachungsstrategie: Der Patient muss sich regelmäßig gründlich untersuchen lassen, ob der Krebs vielleicht zurückgekehrt ist. In der ersten Zeit setzt der Arzt diese Kontrolluntersuchungen sehr engmaschig an. Später vergrößern sich in der Regel die zeitlichen Abstände dazwischen.
Um die Prognose zu verbessern, ist es aber auch möglich, ein Seminom im Frühstadium nach der Operation mit Chemo- oder Strahlentherapie zu behandeln. Ist das Seminom zum Zeitpunkt der Hodenentfernung bereits weiter fortgeschritten, erhalten Patienten nach dem Eingriff auf alle Fälle entweder eine Chemo- oder Strahlentherapie. Welche Therapieform im Einzelfall die beste Option ist, hängt unter anderem vom genauen Tumorstadium ab.
Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, Strahlen- und Chemotherapie miteinander zu kombinieren. Diese Therapievariante testet man bei einem Seminom noch in klinischen Studien.
Mehr über die Behandlung von Seminomen sowie weitere wichtige Infos über diese häufigste Hodenkrebs-Form lesen Sie im Beitrag Seminom.
Nicht-Seminom
Nicht-Seminome sind nach den Seminomen die zweithäufigste Art von Hodenkrebs. Auch hier hängen die Behandlungsschritte nach der Hodenentfernung vom Tumorstadium ab:
Hodenkrebs-Stadium I
In diesem frühen Stadium reicht bei Nicht-Seminomen (wie bei Seminomen) nach der Hodenentfernung meist die Überwachungsstrategie aus: Mithilfe regelmäßiger Kontrolluntersuchungen lassen sich eventuelle Rückfälle frühzeitig erkennen und behandeln.
Laut Definition ist Hodenkrebs im Stadium I auf den Hoden begrenzt und hat noch nicht in Lymphknoten oder andere Körperregionen gestreut. Trotz moderner bildgebender Verfahren wie Computertomografie lässt sich das aber nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen. Manchmal sind nämlich Krebsabsiedlungen (Metastasen) noch so klein, dass sie in der Bildgebung nicht entdeckt werden. Zwei Faktoren weise unter Umständen auf solche nicht sichtbaren (okkulten) Metastasen hin:
- Bei der Untersuchung des entnommenen Tumorgewebes stellt der Arzt fest, dass der Hodenkrebs in benachbarte Lymph- oder Blutgefäße eingebrochen ist. Das Risiko okkulter (=verborgener) Metastasen steigt dann auf etwa fünfzig Prozent.
- Nach der Tumorentfernung fallen die jeweiligen Tumormarker im Blut nicht ab oder steigen sogar an.
In solchen Fällen besteht also ein erhöhtes Risiko, dass der Hodenkrebs doch bereits gestreut hat. Zur Sicherheit empfehlen die Ärzte dann nach der Hodenentfernung nicht eine Überwachungsstrategie, sondern eine Chemotherapie (ein Zyklus): Patienten bekommen über mehrere Tage drei Chemotherapeutika verabreicht: Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (zusammengefasst kurz PEB genannt).
Eventuell ist es auch ratsam, die Lymphknoten im hinteren Bauchraum zu entfernen (Lymphadenektomie). Anschließend überwachen und kontrollieren die Mediziner den Betroffenen engmaschig.
Hodenkrebs-Stadien IIA und IIB
In diesen beiden Hodenkrebs-Stadien sind bereits Lymphknoten befallen und dadurch vergrößert. Dann gibt es für die weitere Behandlung nach der Hodenentfernung zwei Möglichkeiten:
- Entweder entfernt man die befallenen Lymphknoten operativ, eventuell gefolgt von einer Chemotherapie (falls einzelne Krebszellen im Körper verblieben sind).
- Oder der Patient erhält sofort nach der Hodenoperation drei Zyklen Chemotherapie. Danach lassen sich eventuell noch immer befallene Lymphknoten operativ entfernen.
Hodenkrebs-Stadien IIC und III
In diesen fortgeschrittenen Nichtseminom-Stadien behandelt man Patienten nach der Hodenentfernung mit drei bis vier Chemotherapie-Zyklen. Falls danach immer noch befallene Lymphknoten vorliegen, werden diese entfernt (Lymphadenektomie).
Nebenwirkungen der Hodenkrebs-Therapie
Die Chemotherapie bei Hodenkrebs (und anderen Krebsformen) hat oft verschiedene Nebenwirkungen: Die dabei verabreichten Medikamente (Zytostatika) sind für Zellen sehr giftig – nicht nur für die Hodenkrebszellen, sondern auch für gesunde Körperzellen wie Blutplättchen, Blutkörperchen und Haarwurzelzellen.
Mögliche Nebenwirkungen sind deshalb zum Beispiel Blutarmut, Blutungen, Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schleimhautentzündungen, Hörstörungen sowie Missempfindungen an Händen und Füßen. Zytostatika greifen zudem das Immunsystem an. Die Patienten sind deshalb während der Behandlung anfälliger gegenüber Krankheitserregern.
In aller Regel verschwinden diese Nebenwirkungen nach Abschluss der Chemotherapie wieder. Außerdem helfen Ärzte mit geeigneten Maßnahmen und Tipps, die unerwünschten Effekte der Behandlung zu lindern (etwa mit Mitteln gegen die Übelkeit).
Bei einem (vermuteten) Lymphknotenbefall im hinteren Bauchraum, behandeln die Ärzte diese Region oftmals mit einer Strahlentherapie. Die häufigste Nebenwirkung hierbei ist leichte Übelkeit. Sie tritt einige Stunden nach der Bestrahlung auf und lässt sich mit Medikamenten lindern. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind vorübergehender Durchfall sowie Hautreizungen im Bestrahlungsgebiet (wie Rötungen, Juckreiz).
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