Wie bei allen Allergien entstehen auch beim Heuschnupfen (Pollenallergie) die Beschwerden durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems: Die Körperabwehrt stuft die harmlosen Eiweiße fälschlicherweise als gefährlich ein und bekämpft sie wie einen Krankheitserreger:
Dabei schütten bestimmte Immunzellen – die sogenannten Mastzellen – beim Zusammentreffen mit den Polleneiweißen Entzündungsbotenstoffe (Histamin, Leukotriene) aus, die dann die typischen Heuschnupfen-Symptome hervorrufen. Diese zeigen sich im Bereich der Augen, der Nase und des Rachens, weil die Polleneiweiße vor allem hier über die Schleimhäute in den Körper gelangen.
Häufig entwickeln Menschen mit Heuschnupfen auch Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel. Man spricht dann von einer Kreuzallergie .
Wie entsteht die Fehlregulation des Immunsystems?
Die Prozesse, die bei der Entstehung der Pollenallergie ablaufen, sind mittlerweile gut untersucht. Wodurch ein Heuschnupfen aber letztlich ausgelöst wird, dazu gibt es nur Vermutungen. Einige Risikofaktoren tragen wohl mit großer Sicherheit zur Entstehung von Heuschnupfen bei:
Vererbung
Manche Menschen neigen eher zu allergischen Reaktionen als andere. Die allergische Reaktionsbereitschaft ist genetisch bedingt und wird Atopie genannt. Sie ist vererbbar. Das heißt aber nicht, dass jedes Kind von Allergiker-Eltern selbst auch zum Allergiker wird, nur das Risiko dafür ist erhöht, wie folgender Vergleich zeigt:
Wenn kein Familienmitglied Allergiker ist, haben Kinder ein Allergierisiko von etwa 5 bis 15 Prozent .
Wenn ein Elternteil oder Geschwisterkind Allergiker ist, beträgt das Risiko etwa 25 bis 30 Prozent .
Wenn beide Eltern allergisch sind, entwickelt das Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 40 bis 60 Prozent ebenfalls eine Allergie.
Wenn beide Eltern die gleiche Allergie haben, beträgt das Allergierisiko des Kindes etwa 60 bis 80 Prozent .
Und: Wer anfällig für Allergien ist, hat oft nicht nur eine. Häufig neigen Neurodermitis-Patienten zu Heuschnupfen, und viele Pollenallergiker vertragen auch keine Tierhaare.
Übermäßige Hygiene
Möglicherweise spielt bei der Entstehung einer Allergie (Heuschnupfen etc.) auch eine Rolle, wie stark das Immunsystem während der Kindheit gefordert wird. Die sogenannte Hygienehypothese geht davon aus, dass die Körperabwehr bei sehr ausgeprägter Hygiene in der Kindheit unterfordert ist und deswegen irgendwann auch gegen harmlose Substanzen vorgeht.
So leiden Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen oder eine Kinderkrippe besuchen, später seltener unter Allergien, wie Beobachtungen zeigen. Auch Kinder, die in ländlicher Umgebung (zum Beispiel auf dem Bauernhof) aufwachsen, weisen ein niedrigeres Allergierisiko auf. Der Kontakt mit vielen anderen Menschen (anderen Kindern) beziehungsweise mit “Dreck” könnte ein “Training” für das Immunsystem sein, während eine zu ausgeprägte Hygiene die Abwehrkräfte unterfordert und so die Entstehung einer Allergie begünstigt.
Tabakrauch und andere Luftschadstoffe
Stoffe in der Umgebungsluft, welche die Atemwege reizen (Feinstaub, Zigarettenrauch, Autoabgase etc.), können zur Entstehung einer Allergie (Heuschnupfen etc.) und Asthma beitragen. So haben Kinder, die bei rauchenden Eltern aufwachsen, ein stark erhöhtes Risiko, später Asthma, Heuschnupfen oder andere Allergien zu entwickeln.
Aber auch schon das Rauchen während der Schwangerschaft ist gefährlich für das Kind, da die Inhaltsstoffe des Tabakrauchs zu zahlreichen Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen (zum Beispiel an der Lunge) führen können. Eine werdende Mutter sollte daher keinesfalls während der Schwangerschaft rauchen. Später sollte generell Rauchen in der Gegenwart des Kindes tabu sein.
Immer mehr Menschen leiden unter Heuschnupfen
Bereits heute haben rund zehn bis 20 Prozent der Menschen in Europa mit Heuschnupfen (Pollenallergie) zu kämpfen. Experten allergologischer Fachgesellschaften vermuten, dass diese Zahl noch weiter ansteigen wird: Jeder Zweite könnte im Jahr 2050 mindestens gegen eine Pollenart sensibilisiert sein.
Einen wichtigen Grund für die steigende Häufigkeit von Heuschnupfen sehen Forscher im Klimawandel: Die weltweit steigenden Temperaturen verlängern die Pollensaison vieler Pflanzen deutlich. Der höhere Kohlenstoffdioxid (CO2)-Gehalt in der Luft regt die Pflanzen außerdem dazu an, noch mehr Pollen als bisher freizusetzen. Darüber hinaus erleichtern die wärmeren Temperaturen “fremden” Pflanzen, sich in Europa auszubreiten. Das gilt zum Beispiel für das aus den USA stammende Traubenkraut (Ambrosia): Es setzt etwa Mitte August bis Mitte September hochallergene Pollen frei, die in den USA Hauptauslöser für Allergien (wie Heuschnupfen) sind.
Eine Luftverschmutzung durch Feinstaub oder die Ozonbelastung führt zudem dazu, dass die Polleneiweiße noch heftigere Reaktionen auslösen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz gehen davon aus, dass beispielsweise Birkenpollen durch eine chemische Reaktion mit Ozon (O3 ) um das Zwei- bis Dreifache aggressiver wirken.