Gynäkomastie: Ursachen, Behandlung, Prognose – _
Was sind die Ursachen einer Gynäkomastie?
Der normale Testosteronspiegel liegt bei erwachsenen jungen Männern bei etwa sechs Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml), der normale Östrogenspiegel bei 20 bis 40 Picogramm (pg/ml). Dadurch ergibt sich ein Testosteron/Östrogen-Quotient von etwa 200-300.
Das Brustdrüsengewebe reagiert sehr sensibel auf Schwankungen im männlichen Hormonhaushalt, sodass Störungen des Gleichgewichts ein Brustwachstum begünstigen. Alle Dinge, die in dieses Gleichgewicht eingreifen, gelten daher als Risikofaktoren für die Entstehung einer Gynäkomastie.
Physiologische Gynäkomastie
Eine physiologische Gynäkomastie entsteht durch ein verändertes Gleichgewicht zwischen weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogenen) und dem männlichen Geschlechtshormon (Testosteron). Der Anteil an dem weiblichen Botenstoff, der in geringer Menge auch beim Mann immer im Körper kursiert, nimmt dabei zu. Diese Veränderungen entstehen allerdings nicht immer durch krankhafte Prozesse, sondern treten manchmal in bestimmten Lebensabschnitten natürlicherweise auf:
Neugeborenengynäkomastie
Circa 60 Prozent aller männlichen Neugeborenen haben in den ersten Wochen einen kleinen Brustansatz. Dieser ist vorübergehend und verschwindet nach wenigen Wochen bis Monaten wieder. Männliche Babys kommen während der Schwangerschaft und in den ersten Wochen ihres Lebens in Kontakt mit weiblichen Hormonen: Östrogen wird durch die Plazenta sowie die Muttermilch an das Kind weitergegeben. Die Leber des Kindes baut dieses Hormon zu Beginn noch nicht so effizient ab. Daher kommt es zu einer leichten Brustbildung.
Pubertätsgynäkomastie
Während der Pubertät wächst bei manchen Jungen die Brust, weil sich die Balance der Sexualhormone verändert. Aufgrund der gravierenden Umstellungen des Hormonhaushalts kommt es vor, dass vermehrt auch weibliche Sexualhormone gebildet werden. Da Fettgewebe bei der Umwandlung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron zu weiblichem Östrogen eine Rolle spielt, kommt die Pubertätsgynäkomastie bei übergewichtigen Jugendlichen häufiger vor.
Altersgynäkomastie
Im Alter nimmt der Körperanteil an Fettgewebe zu und die Produktion von Testosteron nimmt ab. Das Enzym Aromatase, welches im Fettgewebe besonders reichlich vorkommt, wandelt Testosteron zu Östrogen um. Beide Effekte begünstigen das Wachstum von Brustdrüsengewebe. Auch diese Form des Brustwachstums kommt bei Übergewichtigen häufiger vor.
Pathologische Gynäkomastie
Ein Brustwachstum bei Männern ist möglicherweise auch ein Hinweis auf einen krankhaften Prozess im Körper, der das Hormongleichgewicht stört, oder der direkt in der Brust selbst stattfindet.
Erbliche Gynäkomastie
Bei manchen Männern liegt ein Problem in der Produktion oder der Weiterverarbeitung von Hormonen vor. So bilden zum Beispiel Enzyme bestimmte Vorstufen des männlichen Hormons nicht, oder beide Hoden – die Hauptproduzenten von Testosteron – fehlen. Erste Hinweise auf diese Form der Gynäkomastie bekommt der Arzt im Patientengespräch, denn „Männer mit Brüsten“ sind dann oft bereits in der Familie bekannt.
Manchmal fehlen auch Abschnitte der Erbsubstanz DNA, oder das (weibliche) X-Chromosom liegt doppelt vor (Klinefelter-Syndrom). Dann kommt es vor, dass sich Brust, Becken und Po weiblich ausbilden und gleichzeitig männliche Geschlechtsmerkmale vorliegen. Solche Abweichungen in der Erbsubstanz entstehen in der Regel bei der Produktion der Spermien und der Eizelle oder bei deren Verschmelzung (Befruchtung).
Chronische Erkrankungen
Die Leber baut unter anderem Hormone ab, insbesondere Östrogen. Eine Lebererkrankung wie zum Beispiel eine Leberzirrhose führt eventuell zu einem Überschuss an weiblichen Hormonen und in der Folge zu einer Gynäkomastie.
Auch eine kranke Niere verursacht möglichweise eine Gynäkomastie. Eine Funktionsstörung (Niereninsuffizienz) verändert die Filterfunktion und wirkt so auf den Hormonhaushalt. Bei einer schweren Unterernährung, wie sie etwa bei einer Magersucht entsteht, fällt der Testosteronspiegel drastisch ab, und die Leber arbeitet nicht mehr mit voller Kraft. Folgt auf eine solche Hungerphase wieder eine normale Ernährung, ist der Hormonspiegel dennoch für eine gewisse Zeit gestört, was eine Gynäkomastie begünstigt.
Auch der Verlust eines oder beider Hoden verändert mitunter das Verhältnis von Testosteron und Östrogen in einem Ausmaß, das das Brustdrüsengewebe stärker wachsen lässt. Es gibt auch andere Erkrankungen, die den Hormonhaushalt verändern, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).
Krebserkrankungen
Tumore sind Zellverbände, die ihre normale Aufgabe verloren haben. Manche Tumore produzieren selbst wirksame Mengen von Hormonen, sodass ein Überschuss dieser Botenstoffe im Körper zirkuliert. Bisweilen handelt es sich dabei um Sexualhormone, die unter Umständen das Brustwachstum anregen. Man spricht in diesem Fall von „paraneoplastischen Symptomen“ (Neoplasie = Gewebeneubildung).
Auch beim Mann tritt Brustdrüsenkrebs (Mamma-Karzinom) auf. Dieser ist sehr viel seltener als bei der Frau und wird daher oft erst spät erkannt. Typisch ist das akute, einseitige Auftreten. Im Gegensatz zur Gynäkomastie, bei der das Brustgewebe eher weich, elastisch und gleichmäßig um den Warzenhof verteilt ist, ist das Brustgewebe bei einem Mamma-Karzinom meist fest und ungleichmäßig verteilt.
Medikamente, Drogen oder Pflegeprodukte
Eine recht häufige Ursache ist die äußere Zufuhr von Hormonen oder Substanzen, die den Hormonhaushalt beeinflussen. Auch einige Herzmedikamente, Antibiotika oder Antidepressiva verändern den Hormonstoffwechsel. Zudem ist langjähriger starker Alkohol- oder Drogenkonsum (Marihuana, Heroin) eine mögliche Ursache für eine Hormonstörung mit Gynäkomastie.
In manchen Haut- und Haarpflegeprodukten kommen kleine Mengen künstlicher weiblicher Hormone vor, die über die Haut oder Kopfhaut in den Blutkreislauf gelangen. So stehen bestimmte chemische Substanzen, die in Lavendel- oder Teebaumöl enthalten sind, im Verdacht, östrogenartig zu wirken. Es sind weitere Studien notwendig, um einen eventuellen Zusammenhang mit einer Gynäkomastie zu bestätigen.
Pseudogynäkomastie (Lipomastie)
Es ist wichtig, eine Gynäkomastie von der Pseudogynäkomastie (Lipomastie) abzugrenzen. Bei der Pseudogynäkomastie vermehrt sich nicht das Drüsengewebe, sondern es lagert sich Fett in die Brust ein. Die Pseudogynäkomastie tritt vor allem bei starkem Übergewicht und Fettsucht (Adipositas) auf. Anhand des BMI (Body-Mass-Index) lässt sich das Übergewicht selbst einschätzen.
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