Grüner Star (Glaukom): Ursachen, Diagnose und Verlauf
Grüner Star: Untersuchungen und Diagnose
Viele Glaukom-Patienten gehen erst dann zum Augenarzt, wenn sie erste Krankheitszeichen (wie Sehstörungen) bemerken. Die Erkrankung ist dann bereits weiter fortgeschritten. Aber auch ohne solche Symptome sollten Sie Ihre Augen kontrollieren lassen (und zwar regelmäßig), wenn Sie Risikofaktoren für Grünen Star aufweisen (wie Glaukom-Fälle in der Familie, enger Kammerwinkel, Diabetes, Raynaud-Syndrom).
Den Anfang des Arztbesuchs bildet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Danach folgen verschiedenen Augenuntersuchungen.
Anamnese
Anhand der Informationen aus dem Anamnese-Gespräch kann der Arzt Ihre Krankengeschichte erheben. Mögliche Fragen des Arztes sind zum Beispiel:
- Leiden Sie an Sehstörungen?
- Haben Sie Kreislaufbeschwerden?
- Sind bei Ihnen irgendwelche Grunderkrankungen bekannt wie etwa Diabetes mellitus, Migräne oder Bluthochdruck?
- Haben Sie sich am Auge verletzt, zum Beispiel durch einen Unfall oder beim Sport?
- Nehmen Sie Medikamente ein?
- Vertragen Sie die verordneten Mittel?
- Nehmen Sie die Medikamente entsprechend der ärztlichen Anordnung ein?
- Gibt es Augenerkrankungen in der Familie?
Inspektion des Auges
Nach der Anamnese folgt die Inspektion des Auges. Dabei betrachtet der Arzt die Lider, die Hornhaut, die Linse und den Tränenapparat und achtet auf mögliche Veränderungen. So können etwa Rötungen oder Eiter auf bestimmte Erkrankungen hinweisen.
Spaltlampen-Untersuchung
Mittels Spaltlampe richtet der Augenarzt einen scharf begrenzten Lichtstrahl auf das Auge. Je nach Bündelung und Richtung des Lichtstrahls werden verschiedene Strukturen sichtbar beziehungsweise besonders hervorgehoben. Per Mikroskop lassen sich dann auch feinste Veränderungen entdecken, etwa der Hornhaut, der vorderen Augenkammer und des Kammerwinkels, der Augenlinse oder der Netzhaut.
Beim Verdacht auf ein Glaukom beurteilt der Augenarzt insbesondere die Platzverhältnisse des Kammerwinkel-Eingangs und die Tiefe der vorderen Augenkammer. Er achtet auch auf Veränderungen der Regenbogenhaut (Iris) sowie auf eine ungewöhnliche Pigmentierung der Hornhaut.
Die Spaltlampen-Untersuchung findet in einem abgedunkelten Raum statt und ist für den Patienten völlig schmerzfrei.
Augeninnendruck-Messung (Tonometrie)
Der Druck im Augapfel lässt sich schnell mit dem sogenannten Applanationstonometer messen. Die Messplatte des Geräts drückt von vorn auf die Hornhaut des Auges (im Bereich der Pupille) und bestimmt den Druck, der nötig ist, um einen definierten Bereich zu verformen (Applanation = Abplatten, Plattdrücken; Tonus = Spannung, Druck). Da die Hornhaut des Auges sehr berührungsempfindlich ist, wird sie für die Untersuchung mit einem Lokalanästhetikum betäubt.
Die Maßeinheit für den Druck im Augapfel ist „Millimeter Quecksilbersäule“ (mmHg) – dieselbe Einheit, die auch beispielsweise für den Blutdruck verwendet wird. Normalwerte für den Augeninnendruck liegen zwischen 10 und 21 mmHg. Sie können im Tagesverlauf um etwa fünf mmHg schwanken, wobei die höchsten Werte nachts und in den frühen Morgenstunden auftreten (deshalb sollte bei der Messung immer die Tageszeit dokumentiert werden).
Bei den meisten Menschen mit Glaukom werden Augeninnendruck-Werte oberhalb von 21 mmHg gemessen, im Extremfall (Glaukomanfall) manchmal sogar mehr als doppelt so hohe.
Der Augenarzt wird bei der Messung berücksichtigen, dass bei älteren Menschen der Druck im Auge oft höher ist, ohne dass gleich ein Grüner Star vorliegt. Darüber hinaus wird das Messergebnis auch von der Dicke der Hornhaut beeinflusst, die deshalb durch eine weitere Untersuchung mitbestimmt werden sollte (Pachymetrie – siehe unten).
Umstrittener Nutzen
Der Nutzen einer Augeninnendruckmessung bei der Glaukom-Diagnostik ist allerdings umstritten. Der Augeninnendruck ist nämlich nicht bei jedem Glaukom-Patienten erhöht. Es kann also auch bei normalen Messergebnissen ein Grüner Star vorliegen. Nutzen und Risiken der Untersuchung sind im Einzelfall abzuwägen und mit dem Augenarzt zu besprechen.
Messung der Hornhautdicke (Pachymetrie)
Die Dicke der Hornhaut ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Sie kann zwischen ungefähr 450 und 650 Mikrometer (Tausendstel Millimeter) betragen. Gemessen wird die Hornhautdicke entweder punktuell mit Ultraschall oder Licht – oder es wird ein Dickeprofil über die gesamte Hornhautfläche erstellt:
Dazu wird mit einem spaltförmigen Lichtstrahl die gesamte Hornhautvorder- und Rückfläche abgebildet und von einer hochauflösenden Kamera festgehalten. Ein Computerprogramm errechnet aus diesen Bildern die Dicke an Tausenden von Einzelpunkten und rekonstruiert damit schließlich ein Dickenprofil von hoher Genauigkeit.
Augenspiegelung (Funduskopie)
Die Augenspiegelung (Funduskopie, Ophthalmoskopie) ist für die Diagnose „Grüner Star“ besonders aufschlussreich, weil sich damit Glaukom-Schäden und das Krankheitsstadium direkt sichtbar machen lassen:
Mithilfe eines Ophthalmoskops – einer Mischung aus Lupe und Lichtquelle – beurteilt der Augenarzt den Zustand der Netzhaut, ihrer Blutgefäße sowie des Sehnerv-Kopfes. Damit der Arzt einen möglichst großen Ausschnitt des Augenhintergrunds betrachten kann, erhält der Patient kurz vor der Untersuchung spezielle Augentropfen, welche die Pupille erweitern.
Untersuchung des Kammerwinkels (Gonioskopie)
Lautet die Verdachtsdiagnose „Grüner Star“, wird mittels Gonioskopie der Kammerwinkel untersucht. Dieser ist wegen seiner peripheren Lage im vorderen Augapfel normalerweise von außen nicht einsehbar. Das Gonioskop verfügt aber über eine spezielle Linse, mit deren Hilfe der Augenarzt gewissermaßen „um die Ecke sehen“ kann. Dazu setzt er das Gonioskop direkt auf die zuvor lokal betäubte Hornhaut.
Bei einem Engwinkelglaukom findet sich ein flacher Kammerwinkel. Beim Offenwinkelglaukom können sich etwa Abflussblockaden durch die Regenbogenhaut sowie mögliche altersbedingte Plaques erkennen lassen. Auch Verwachsungen und Verfärbungen können auf ein Glaukom hinweisen.
Gesichtsfeldmessung (Perimetrie)
Eine wichtige Untersuchung zur Erkennung bereits bestehender Netzhaut- oder Nervenschäden ist die Gesichtsfeldmessung (Perimetrie). Sie wird für jedes Auge einzeln durchgeführt (währenddessen ist das jeweils andere abgedeckt).
Während der Untersuchung werden dem Patienten nacheinander optische Reize an verschiedenen Orten des Raums präsentiert, ohne dass er seinen Blick direkt darauf richten darf. Wenn er einen Lichtreiz wahrnimmt, muss er dies mit einem Knopfdruck angeben. Somit lassen sich die Größe des Gesichtsfelds und eventuelle Gesichtsfeldausfälle (Skotome) feststellen, wie sie bei Grünem Star auftreten.
Grüner Star ist nicht die einzige Ursache für ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Zudem treten Skotome beim Glaukom meist erst spät auf – dann, wenn mehr als 30 Prozent der Nervenfasern geschädigt sind.
Messung der Durchblutung
Verschiedene Untersuchungen können den Blutfluss zur Netzhaut und zum Sehnerven bestimmen. Häufig verwendete Verfahren sind die Fluoreszenzangiografie (Röntgen-Kontrastuntersuchung der Blutgefäße im Auge), die Thermografie (Aufzeichnung der Wärmeabgabe des Augapfels als Maß für die Durchblutung) sowie die Kapillarmikroskopie (Betrachtung der feinsten Blutgefäße der Netzhaut in der Vergrößerung).
Da beim Glaukom das Verhältnis zwischen Augeninnendruck und dem Druck in den Blutgefäßen des Auges nicht stimmt, gehört auch eine Blutdruckmessung zu den Routineuntersuchungen.
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