Grauer Star: Symptome, Ursachen, Behandlung
Grauer Star: Behandlung
Grauer Star lässt sich einzig durch eine Operation effektiv behandeln (Kataraktoperation). Dabei wird die trübe Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt. In der Regel entfernt der Operateur heutzutage meist nicht mehr die gesamte Linse, sondern belässt die seitliche und hintere Augenkapsel im Auge.
Die Grauer Star-Operation (Kataraktoperation) ist die häufigste Operation am Auge. Weltweit wird die OP mehr als 100 Millionen Mal im Jahr durchgeführt.
Der Eingriff ist eine sogenannte mikrochirurgische Operation, wird also mit einem Operationsmikroskop durchgeführt. Möglich ist dies sowohl im Krankenhaus als auch in einer Augenarztpraxis. Die eingesetzte künstliche Linse verbleibt lebenslang im Auge, muss also nicht nach einiger Zeit ausgetauscht werden.
Kataraktoperation: Wann ist sie notwendig?
Wann ein Grauer Star operiert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Arzt und Patient bestimmten gemeinsam den Operationszeitpunkt.
Eine Rolle bei der Entscheidung spielt vor allem die subjektive Empfindung der Sehbeeinträchtigung. Wenn sich ein Betroffener durch den Grauen Star stark im Alltag und im Berufsleben beeinträchtigt fühlt, spricht das für eine Operation.
In anderen Fällen macht eine objektive Sehverschlechterung den Eingriff ratsam oder notwendig: So müssen Menschen, die Auto fahren, in regelmäßigen Zeitabständen einen Sehtest machen lassen. Ab einer bestimmten Beeinträchtigung der Sehkraft ist eine Teilnahme am Straßenverkehr nicht mehr möglich – ein gutes Argument für eine Operation.
In manchen Berufen ist eine bestimmte Sehleistung sogar eine zwingende Voraussetzung, zum Beispiel bei Piloten und Berufskraftfahrern. Dann ist eine Grauer Star-Operation oft schon zu einem frühen Krankheitsstadium nötig. Die subjektive Empfindung der Sehleistung spielt hier keine Rolle.
Nach Möglichkeit werden bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation Ängste des Patienten hinsichtlich des Eingriffs am Auge berücksichtigt. Wenn allerdings bei einem Grauen Star die Erblindung droht, sollte auch trotz solcher Ängste operiert werden.
Ein angeborener Grauer Star sollte unmittelbar nach der Diagnose operiert werden. Nur dann hat das Kind die Chance, richtig sehen zu lernen.
Verwendete Linsen
Die bei einer Grauer Star-Operation eingesetzte Intraokularlinse besteht aus einem Kunststoff. Sie muss genau die gleiche Brechkraft wie die entfernte körpereigene Linse besitzen. Der Arzt berechnet schon vor dem Eingriff die passende Linsenstärke, indem er die Augenlänge des Patienten mit einem Ultraschallgerät misst und die Brechkraft der Hornhaut bestimmt.
Die verwendeten Kunstlinsen unterscheiden sich hinsichtlich Implantationsort, Material und ihren optischen Prinzipien.
Unterschiede im Implantationsort
Je nach Implantationsort unterscheidet man Vorderkammerlinsen, Hinterkammerlinsen und irisgetragene Linsen.
- Vorderkammerlinsen (VKL) werden in die vordere Augenkammer (vor der Regenbogenhaut) eingesetzt und dort mit zwei Bügeln im Kammerwinkel befestigt. Zum Einsatz kommen sie nur bei der Intrakapsulären Kataraktextraktion (siehe unten) – allerdings nur noch selten, weil Vorderkammerlinsen Grünen Star oder eine Trübung der Hornhaut verursachen können.
- Hinterkammerlinsen (HKL) werden in den eigenen Kapselsack eingesetzt, der sich hinter der Regenbogenhaut befindet. Ist wie bei der Intrakapsulären Kataraktextraktion kein Kapselsack mehr vorhanden, wird die Linse mit zwei Nähten an der Regenbogenhaut oder Lederhaut des Auges befestigt.
- Irisgetragene Linsen (Iriscliplinsen) werden mit kleinen Bügeln an der Regenbogenhaut befestigt. Da dabei oft die Hornhaut verletzt wird, werden solche Linsen nicht mehr verwendet. Bereits implantierte irisgetragene Linsen werden in vielen Fällen durch Hinterkammerlinsen ersetzt.
Unterschiede im Linsenmaterial
Bei einer Grauer Star-Operation mit kleiner Schnittführung werden Intraokularlinsen aus Silikon oder Acryl verwendet, da diese Linsenmaterialien faltbar sind. Diese Kunstlinsen werden in gefaltetem Zustand in die Kapsel eingesetzt, wo sie sich dann selbst entfalten. Sie werden ausschließlich als Hinterkammerlinsen verwendet.
Eine Acryllinse hat einen höheren Brechungsindex als eine Silikonlinse und ist daher etwas dünner.
Formstabile Linsen aus Polymethylmethacrylat (PMMA, Plexiglas) lassen sich sowohl als Vorderkammerlinsen als auch als Hinterkammerlinsen einsetzen. Dabei benötigt man für die Implantation einen etwas größeren Schnitt.
Unterschiede in den optischen Prinzipien
Unter dem optischen Prinzip versteht man die Eigenschaften der Linse, die beim Betroffenen die neue „Sehkraft“ schaffen. Mediziner unterscheiden hierbei zwischen Monofokallinsen und Multifokallinsen.
- Monofokallinse: Wie eine normale Brille besitzt sie nur einen Brennpunkt. Sie ermöglicht scharfes Sehen also entweder in der Ferne oder in der Nähe. Vor der OP muss der Patient entscheiden, ob er nach dem Eingriff lieber ohne „Fernbrille“, aber mit Lesebrille leben möchte oder umgekehrt. Entsprechend wird die geeignete Stärke der Kunstlinsen ausgewählt.
- Multifokallinse: Sie bietet sowohl für die Ferne als auch für die Nähe eine gute Sehschärfe. Bei über 80 Prozent der täglichen Aufgaben brauchen Patienten dann keine Brille mehr. Multifokallinsen haben aber zwei Nachteile: Kontraste werden weniger scharf gesehen, und das Auge wird blendempfindlicher.
Operationsmethoden
Um die Linsentrübung zu beseitigen, gibt es verschiedene Methoden der Linsenimplantation. Welche im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von individuellen Voraussetzungen und dem Stadium der Erkrankung ab.
Bei dieser Form von Grauer Star-Operation wird die Linse einschließlich Kapsel aus dem Auge entfernt. Dazu ist ein acht bis zehn Millimeter langer Schnitt durch die Hornhaut nötig. Danach wird die Linse mit einem speziellen Kältestift eingefroren und aus dem Auge entfernt.
Anschließend setzt der Operateur die Kunstlinse entweder in die vordere Augenkammer (Vorderkammerlinse) oder in die hintere Augenkammer (Hinterkammerlinse) ein und vernäht den Schnitt mit einem feinen Faden.
Die intrakapsuläre Kataraktextraktion ist meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung nötig.
Bei der extrakapsulären Kataraktextraktion eröffnet der Operateur die vordere Linsenkapsel mit einem etwa sieben Millimeter langen Schnitt und entfernt den Linsenkern ohne Zerkleinerung. In die intakt gebliebene Kapsel wird nun die Kunstlinse eingesetzt.
Diese Operationsmethode schont die Hornhaut. Deshalb wird sie vor allem dann angewendet, wenn ein weit fortgeschrittener Grauer Star bereits die dünne, innerste Schicht der Hornhaut (Hornhautendothel) geschädigt hat.
Phacoemulsifikation (Phaco)
Bei der Phacoemulsifikation wird die Hornhaut mit einem etwa 3,5 Millimeter breiten Schnitt eröffnet. Dann löst der Arzt den Linsenkern mit Hilfe von Ultraschall oder eines Lasers auf und saugt ihn ab. In die intakt gebliebene Hülle der Linse (Kapselsack) wird nun die künstliche Ersatzlinse eingesetzt: Sie wird gefaltet durch die winzige Öffnung geschoben und entfaltet sich im Kapselsack selbst. Zwei halbkreisförmige elastische Bügel am Rand der Linse sorgen für sicheren Halt im Kapselsack.
Der winzige Schnitt bei der Phacoemulsifikation verschließt sich nach der Operation von selbst, ohne dass sich Narben bilden. Zum Schluss muss der Chirurg nur die vorher zurückgeschobene Bindehaut wieder verschließen. Dank des kleinen Schnittes ist es bei dieser Operationsmethode früher als bei den anderen möglich, eine neue Brille anzupassen und das gewohnte Alltagsleben wieder aufzunehmen.
Ablauf der Katarakt-Operation
Grauer Star tritt in der Regel auf beiden Seiten auf. Zuerst wird aber immer nur ein Auge operiert. Sobald dieses Auge abgeheilt ist, kommt das zweite an die Reihe.
Der Eingriff dauert in der Regel weniger als 30 Minuten.
Ambulanter Eingriff, örtliche Betäubung
Eine Grauer Star-Operation wird meist ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Meist reicht für die Betäubung die Gabe von geeigneten Augentropfen aus. Alternativ kann ein örtliches Betäubungsmittel in die Haut neben dem zu operierenden Auge gespritzt werden. Der gesamte Augapfel wird so schmerzfrei und kann nicht mehr bewegt werden. Der Arzt kann Ihnen zusätzlich vor der Operation ein leichtes Beruhigungsmittel geben.
Während der gesamten Operation wird Ihr Kreislauf mithilfe eines Blutdruckgeräts, durch die Messung der Sauerstoffsättigung oder mithilfe eines EKGs überwacht.
Nach der Operation wird das operierte Auge mit einem Salbenverband abgedeckt. Einige Zeit lang müssen Sie noch im Krankenhaus oder in der Arztpraxis zur Überwachung bleiben. Sofern keine Komplikationen auftreten, dürfen Sie aber schon nach wenigen Stunden wieder nach Hause. In der Folgezeit sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den behandelnden Arzt nötig.
Was Sie nach dem Eingriff beachten sollten
Bedenken Sie, dass Sie unmittelbar nach einer Kataraktoperation nicht selbst Auto fahren dürfen. Sie sollten sich also abholen lassen.
Noch am Operationstag können Sie leichtes Essen und Getränke zu sich nehmen. Ihre üblichen Medikamente können Sie in der Regel wie gewohnt einnehmen, sollten dies aber zuvor mit Ihrem Arzt absprechen. Das ist vor allem dann ratsam, wenn Sie Diabetes-Medikamente oder blutverdünnende Medikamente benötigen.
Solange das operierte Auge mit einem Verband abgedeckt und die Operationswunde noch nicht verheilt ist, sollten Sie beim Duschen und Waschen darauf achten, dass das Auge nicht mit Seife in Kontakt kommt.
Körperliche Anstrengungen, Schwimmen, Tauchen, Radfahren und Saunabesuche sollten Sie in der ersten Zeit nach der Katarakt-Operation meiden. Das Gleiche gilt für Tätigkeiten, bei denen viel Schmutz oder Staub anfällt. Lesen und Fernsehen können Sie meist nach einer Woche wieder.
Eine neue Brille können Sie sich in der Regel vier bis sechs Wochen nach der Operation des Grauen Stars anpassen lassen. Zu einem früheren Zeitpunkt ist dies noch nicht sinnvoll, da sich das Auge erst an die neue Linse gewöhnen muss.
Falls Sie einige Zeit nach der Katarakt-Operation folgende Anzeichen bei sich bemerken, sollten Sie zum Augenarzt gehen:
- Verschlechterung der Sehschärfe
- stärkere Rötung des Auges
- Schmerzen am Auge
Risiken und Komplikationen der Operation
Etwa 97 bis 99 Prozent aller Kataraktoperationen verlaufen ohne Komplikationen. Dennoch gibt es – wie bei jedem chirurgischen Eingriff – auch Risiken. Dazu zählen:
Kapselriss
Reißt die hintere Kapsel der Linse während der Operation, kann es zu Komplikationen kommen. Hinter der Augenlinse befindet sich der sogenannte Glaskörper. Er besteht aus einer gelartigen, durchsichtigen Masse und drückt die Netzhaut (Retina), die sich im hinteren Augenabschnitt befindet, gegen ihre Unterlage. Entweicht die Glaskörpersubstanz über einen Linsenriss, droht eine Netzhautablösung.
Dieses Risiko besteht bei etwa sechs bis acht Prozent der intrakapsulären Operationen; bei einer extrakapsulären Operation kommt ein Kapselriss dagegen kaum vor.
Bakterielle Infektion
Sehr selten gelangen bei einer intrakapsulären Operation des Grauen Stars Bakterien ins Innere des Auges und lösen eine Entzündung aus (Endophthalmitis). Das betroffene Auge kann dadurch erblinden.
Blutungen
Während der Katarakt-Operation kann es im Auge zu einem Druckanstieg kommen, der Blutgefäße platzen lassen kann. Blutungen innerhalb des Auges (intraokulär) oder innerhalb der Kapsel (intrakapsulär) sind die Folge. Sie sind allerdings sehr selten: Bei weniger als einem Prozent aller Grauer Star-Operationen treten solche Blutungen auf.
Hornhautkrümmung
Bei der extrakapsulären Operationsmethode bewirkt der Schnitt eine etwas stärkere Hornhautkrümmung als vor der Operation. In der Regel bildet sich diese aber innerhalb weniger Wochen von alleine wieder zurück.
„Nachstar“
Je nach Operationstechnik entwickeln 20 bis 30 Prozent der Patienten nach eine Grauer Star-Operation einen „Nachstar“ (Cataracta secundaria): Die hinteren Anteile der verbliebenen Linsenkapsel trüben sich. Bei jungen Menschen passiert dies in der Regel häufiger als bei älteren.
Mit Hilfe eines Lasers oder einem erneuten chirurgischen Eingriff (ähnlich der Grauer Star-Operation) lassen sich diese getrübten Linsenanteile mit minimalem Risiko rasch entfernen. Das Sehvermögen verbessert sich danach wieder.
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