Entzündungen: Anzeichen, Ursachen & Verlauf
Entzündungen sind wichtige Abwehrreaktionen des Körpers auf eine Schädigung des Gewebes. Sie haben die Aufgabe, den schädigenden Reiz zu entfernen und geschädigtes Gewebe zu reparieren. Ein Insektenstich oder ein kleiner Schnitt – dies sind Reize, die Entzündungen in unserem Körper auslösen. Entzündungen können auch Organe betreffen – beispielsweise den Magen, den Darm oder die Lunge.
Die zumeist nützliche Entzündungsreaktion kann allerdings auch schaden: Immer dann, wenn sie chronisch wird, übermäßig stark ausfällt oder sich gegen gesundes Gewebe richtet. Alles über Entzündungen, ihre möglichen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie hier.
Was ist eine Entzündung?
Eine Entzündung ist ein Abwehrmechanismus des Körpers gegen schädigende Organismen oder körperfremde Stoffe. Das Ziel einer Entzündungsreaktion ist es, den schädigenden Einfluss aus dem Körper gezielt zu entfernen. Auch defekte körpereigene Zellen können durch Entzündungsreaktionen entfernt werden, um das Gewebe zu heilen.
Eine Entzündung im Körper – im medizinischen Fachjargon auch Inflammation genannt – besteht aus einer Vielzahl ineinander verschränkter, fein abgestimmter immunologischer Prozesse. Entzündungen gehören zum Arsenal des körpereigenen Immunsystems.
Geraten Entzündungsreaktionen jedoch aus dem natürlichen Gleichgewicht – oder liegt eine länger anhaltende Reizung bestimmter Körperareale vor – können schwerwiegende Folgen entstehen: So können überschießende Immunreaktionen auch gesundes Körpergewebe in Mitleidenschaft ziehen, oder es bilden sich chronisch-entzündliche Erkrankungen aus.
Anzeichen einer Entzündung
Meist äußern sich typische Entzündungszeichen durch Hautrötung, eine gesteigerte lokale Wärme und eine Schwellung der betroffenen Körperpartien. Meist ist dann auch die Funktion eingeschränkt. Entzündungsreaktionen werden zudem meist von Schmerzen begleitet.
Entzündungen von A bis Z
Akute und chronische Entzündungen
Je nach zeitlichem Verlauf teilen Ärzte Entzündungen in verschiedene Kategorien ein:
Akute Entzündung: Sie ist meist die erste Reaktion des Körpers auf einen schädigenden Einfluss. Akute Entzündungen treten meist plötzlich auf – heilen aber in der Regel innerhalb von 2 bis 14 Tagen ab. Beispiele sind die Bindehautentzündung (Konjunktivitis), eine Mandelentzündung, Nagelbettentzündungen oder die Blasenentzündung.
Perakute Entzündung: Sie beginnt meist sehr plötzlich und heftig. In bestimmten Fällen führen perakute Entzündungen sogar innerhalb weniger Tage zum Tod. Grund hierfür ist meist eine überschießende Immunreaktion, die den Organismus nachhaltig schädigt. Doch auch, wenn das Immunsystem krankheits- oder medikamentenbedingt geschwächt ist, kann dieser Entzündungstyp lebensbedrohlich verlaufen.
Subakute Entzündung: Diese Form der Entzündung beginnt schleichend. Der Verlauf ist meist mild, die Heilung dauert jedoch oft länger. Die Dauer beträgt meist zwei bis vier Wochen. Ein Beispiel für eine subakute Entzündung ist die durch Viren ausgelöste Quervain-Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis de Quervain – „Silent-Thyreoiditis“).
Chronische Entzündung: Chronische Entzündungen – oder „langanhaltende Entzündungen“ – führen in der Regel im entzündeten Bereich zu einem allmählichen Ersatz erkrankter Zellen durch Bindegewebe. Das entzündete Gewebe wird also abgebaut und allmählich durch Narbenbildung geheilt. Chronische Entzündungen können je nach Ort und Gewebe die entsprechende Körperfunktion allerdings dauerhaft einschränken.
Primär-chronische Entzündung: Sie tritt schleichend ein und macht sich durch langsame oder schubweise auftretende Symptome bemerkbar. Die Dauer eines Entzündungsschubs überschreitet meist vier Wochen, eine Heilung tritt in der Regel nicht ein. Beispiele für primär-chronische Entzündungen sind die immer weiter fortschreitenden Krankheitsbilder Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Diabetes Typ 1 oder Morbus Crohn.
Rezidivierende Entzündung: Darunter versteht man Entzündungsreaktionen, die schubweise oder phasenweise auftreten (Entzündungsschub) und sich mit symptomfreien Intervallen abwechseln. Dies ist beispielsweise bei einer chronischen Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) mit Gallensteinen der Fall.
Wodurch entstehen Entzündungen?
Gewebeschädigende Entzündungsursachen sind vielfältig. So können Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen oder sogar Parasiten (sogenannte Pathogene) Entzündungen auslösen.
Spezifische Entzündung: Sie wird durch einen ganz bestimmten Krankheitserreger ausgelöst (erregerbedingte Entzündung) und ist durch krankheitsspezifische Gewebeschäden gekennzeichnet. Etwa bei der Tuberkulose, der Lepra oder der Syphilis – deren Schäden sehr charakteristisch für das jeweilige Krankheitsbild sind.
Unspezifische Entzündung: Diese Entzündungsform richtet sich „gegen alles Körperfremde“. Sowohl gegen Bakterien, Fremdkörper, Partikel oder andere schädigende Moleküle. Fremdstoffe werden von den Fresszellen des Immunsystems (Makrophagen) umschlossen (phagozytiert) und dort zersetzt.
Metastasierende Entzündung: Sie entsteht, wenn Erreger aus einem Primärherd in weiter entfernte Organe wandern und dort weitere Entzündungsherde verursachen. In einem solchen Fall steigt auch die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis).
Bakterielle Entzündung: Auslöser für die Entzündung sind Bakterien.
Virale Entzündung: Auslöser für die Entzündung sind Viren.
Auch physikalische Reize wie übermäßige Hitze („Verbrennung“), Kälte („Erfrierung“) oder Sonne („Sonnenbrand“) können Entzündungen hervorrufen. Zudem können Fremdkörper – etwa Holzsplitter –, von außen in den Körper eindringen. Sie werden dann unter Bildung von Eiter umschlossen und schließlich vom Körper entfernt.
Auch Prellungen, Zerrungen oder Blutergüsse führen zu lokalen Entzündungsreaktionen. Ebenso können Pollenflug, bestimmte Nahrungsmittel oder Tierhaare das Immunsystem aktivieren und zu allergischen Entzündungen im Körper und in den Schleimhäuten führen.
Ärzte teilen Entzündungen darüber hinaus nach ihrem Ausbreitungsmuster im Körper ein:
Lokale Entzündung, auch lokalisierte Entzündung genannt. Sie beschränkt sich auf ein umschriebenes abgegrenztes Gewebeareal. Beispiele sind etwa Schnittverletzungen, Holzsplitter oder kleinere Wunden.
Generalisierte Entzündung: Hier betrifft die Entzündung meist mehrere Körperteile oder Organe. In schweren Fällen kann sogar der gesamte Körper betroffen sein.
Einen Spezialfall stellen Autoimmunreaktionen dar – auch sie führen zu Entzündungen. In diesem Fall greifen Immunzellen nicht körperfremde, sondern körpereigene Strukturen an. Die sich daraus ergebenden Entzündungs- oder Immunreaktionen beschädigen gesundes Gewebe. In vielen Fällen verliert das betroffene Gewebe oder die betroffenen Zellen nach einer gewissen Zeit (unbehandelt) ihre Funktionsfähigkeit.
Entzündungsverlauf: Was passiert im Körper bei einer Entzündung?
Zunächst löst ein fremder Organismus, ein körperfremder Stoff oder ein Gewebeschaden einen Reiz aus, der das Immunsystem aktiviert. Betroffene oder benachbarte Zellen in der Region um den Entzündungsort ändern dazu ihr Stoffwechselverhalten – meist vermittelt durch den sogenannten Transkriptionsfaktor NF-κB. Sie produzieren nun gezielt bestimmte Proteine und Stoffwechselmodulatoren, die die Entzündungsreaktion einleiten und regulieren.
Unter ihnen befinden sich unter anderem Entzündungsmediatoren (Zytokine), die für eine Ausdehnung der Entzündung sorgen und frei zirkulierende Immunzellen „anlocken“ (rekrutieren). Auch produziert das entzündete Gewebe bestimmte Stoffe (unter anderem Prostaglandine und Histamin), die eine Einwanderung von weiteren Immunzellen (neutrophile Granulozyten, Makrophagen, Mastzellen) ermöglichen und die Durchblutung steigern. Die Wände der Blutgefäße werden vorübergehend durchlässiger, um so den Zugang der Immunzellen zum Entzündungsort zu erleichtern.
Zudem werden sogenannte Akut-Phase-Proteine in das Blut abgegeben – unter anderem etwa das C-reaktive Protein, bestimmte Interleukine, Fibrinogen oder Ferritin. Gleichzeitig werden vom Knochenmark mehr Blutplättchen (Thrombozyten) und weiße Blutkörperchen (Leukozyten) gebildet, die sich im Labor nachweisen lassen.
In schwereren Fällen – etwa bei einer großflächigeren Entzündung wie schwerem Sonnenbrand oder großen Schürfwunden – kann auch Fieber einsetzen. Es wird durch bestimmte Signalmoleküle ausgelöst.
Entzündungen behandeln
Ärzten stehen eine Reihe von Medikamenten zur Linderung (zu) starker Entzündungsreaktionen zur Verfügung. So besitzt Kortison eine äußerst stark entzündungshemmende Wirkung.
Ärzte setzen solche sogenannten Glucocorticoide immer dann ein, wenn das Immunsystem gezielt unterdrückt werden soll (Immunsuppression). Sie werden aufgrund ihrer starken Wirkung und ihrer Nebenwirkungen jedoch meist nur in besonderen Fällen, zeitlich begrenzt und unter ärztlicher Aufsicht verabreicht.
Daneben finden „nicht-steroidale Entzündungshemmer“ – auch nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) genannt – vielfach Anwendung. Beispiele sind etwa Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Indometacin, Diclofenac oder die Wirkstoffgruppe der Oxicame. Sie hemmen bestimmte Enzyme (Cyclooxigenasen) und unterbinden dabei die Bildung von Entzündungsbotenstoffen (Prostaglandinen).
Sie sind in der Regel als Tabletten erhältlich. Bei Schmerzen und Schwellungen an Gelenken, Sehnen und Muskeln können auch Salben oder Gele mit den entsprechenden Wirkstoffen verwendet werden.
Unterstützend können desinfizierende oder entzündungsdämpfende Wirkstoffe aus der Haus- oder Naturapotheke wie Zinkoxid, Arnika, Ringelblume, Kamille oder Salbei eingesetzt werden.
Wo können Entzündungen auftreten?
Entzündungen können an vielen Orten im Körper auftreten. Prinzipiell kann sich jedes Gewebe entzünden. Sind ausschließlich bestimmte abgegrenzte Körperareale oder Organe betroffen spricht man auch von lokalisierten Entzündungen.
Entzündungen des Nervensystems
Entzündungen des zentralen Nervensystems fallen in das Fachgebiet von Fachärzten für Neurologie. Zu den wichtigsten Krankheitsbildern zählen die Entzündung des Hirngewebes (Enzephalitis), die Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), die Entzündung des Knochenmarks (Osteomyelitis) oder die seltene Entzündung der Nerven (Neuritis).
Entzündungen der Atmungsorgane, der Atemwege und der Ohren
Entzündungen der Atmungsorgane, der Atemwege und der Ohren fallen in das Fachgebiet von HNO-Ärzten – oder auch „Hals-Nasen-Ohren-Ärzten“. Sie sind spezialisiert auf die medizinische Versorgung dieses Körperareals – also etwa bei Entzündungen im Bereich der Ohren (Otitis), der Nasenschleimhaut (Rhinitis) oder des Kehlkopfs (Laryngitis).
Auch sind sie der erste Ansprechpartner bei einem Verdacht auf schwere Lungenerkrankungen – etwa einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder einer seltenen Entzündung der Lungenbläschen (Alveolitis).
Entzündungen der Verdauungsorgane
Entzündliche Krankheiten des Magen-Darm-Trakts zählen zur Kernkompetenz eines Facharztes für Gastroenterologie. Sie sind auf die Behandlung von Entzündungen des Magens (Gastritis), des Darms (Enteritis), des Dickdarms (Kolitis) oder der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) spezialisiert. Auch die Abklärung eines Verdachts auf eine entzündete Speiseröhre (Ösophagitis) fällt in dieses Fachgebiet.
Entzündungen der Leber, Niere und der Harnwege
Daneben gibt es Entzündungen, die weitere innere Organe betreffen – beispielsweise die Entzündung der Leber (Hepatitis), die Nierenentzündung (Nephritis) oder die Entzündung der Harnröhre (Urethritis).
Entzündungen der Haut
Erkrankungen der Haut fallen in das Fachgebiet der Dermatologie. Entzündungen der Haut werden unter dem Sammelbegriff Dermatitis zusammengefasst. Hierunter fallen vielfältige Krankheitsformen, die von einem Sonnenbrand, über Gürtelrose (Herpes Zoster) hin zu einer Neurodermitis reichen.
Entzündungen des Herzens und des Herz-Kreislauf-Systems
Entzündungen innerhalb des Herz-Kreislauf-Systems fallen in das Fachgebiet der Kardiologen. Sie sind erster Ansprechpartner bei einem Verdacht auf eine bestehende Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Zudem sind sie auf Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitis) wie auch eine Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) spezialisiert.
Weitere Entzündungen
Neben den Organen selbst, kann auch der Halteapparat von entzündlichen Reaktionen beeinträchtigt werden. So etwa bei Entzündungen der Gelenke (Arthritis), der Sehnen (Tendinitis) oder der Muskeln (Myositis).
Autoren- & Quelleninformationen
Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Autor:
Maximilian Reindl studierte Chemie und Biochemie an der LMU in München und ist seit Dezember 2020 Mitglied der NetDoktor-Redaktion. Er arbeitet sich für Sie in medizinisch-naturwissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen ein, um diese gut verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.
Quellen:
- E-Learning Plattform des Instituts für Pathologie Heidelberg zu Granulomatösen Entzündungen, unter: https://eliph.klinikum.uni-heidelberg.de (Abgerufen am 24.06.2021)
- G. Ott et al.: Endspurt Klinik – Pathologie, Radiologie, Klinische Chemie. Georg Thieme Verlag Stuttgart. 3. Auflage 2021
- Online Plattform Deximed – Hausarztwissen online zu Entzündungen, unter: www.deximed.de (Abgerufen am 24.06.2021)
- Plattform „Pschyrembel Online“ zu Entzündungen, unter: www.pschyrembel.de (Abgerufen am 24.06.2021)
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