Diabetes mellitus: Symptome, Folgen, Ursachen
Behandlung von Diabetes mellitus
Die Therapie des Diabetes mellitus zielt darauf ab, den erhöhten Blutzuckerspiegel zu senken und schädliche Diabetes-Folgen an Blutgefäßen, Nerven und Organen zu verhindern. Dazu dienen zum einen nicht-medikamentöse Maßnahmen: Vor allem die richtige Ernährung und ausreichende Bewegung verbessern die Blutzuckerwerte. Regelmäßiges Messen des Blutzuckerspiegels hilft, den Verlauf der Erkrankung im Blick zu behalten (eventuell mithilfe eines Diabetes-Tagebuchs).
Zum anderen erfordert die Diabetes-Behandlung oft zusätzlich Diabetes-Medikamente (Antidiabetika). Zur Verfügung stehen orale Präparate (blutzuckersenkende Tabletten) sowie Insulin, das gespritzt werden muss. Welche Antidiabetika im Einzelfall zur Anwendung kommen, hängt vom Diabetes-Typ und dem Schweregrad der Erkrankung ab.
Im Folgenden finden Sie mehr Informationen zu den verschiedenen Maßnahmen einer Diabetes-Therapie:
Diabetes-Schulung
Wird ein Diabetes festgestellt, empfehlen Ärzte den Patienten, an einer Diabetes-Schulung teilzunehmen. Dort erfahren sie alles Wichtige über ihre Krankheit, die möglichen Symptome und Folgen sowie die Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem lernen Diabetiker in der Schulung, wie es zu plötzlichen Komplikationen (wie Unterzucker) kommt und was dann zu tun ist.
Diabetes-Tagebuch
Nach der Diagnose “Diabetes mellitus” werden Sie regelmäßig Ihre Blutzuckerwerte messen. Um einen besseren Überblick zu haben, ist es für Betroffene oft hilfreich, ein Tagebuch zu führen. Dort tragen Sie alle Messwerte ein sowie andere wichtige Parameter, etwa die Anwendung und Dosierung von Blutzucker-Tabletten beziehungsweise Insulin oder Blutdruck-Messwerte. Nehmen Sie das Tagebuch bei Ihren Arztbesuchen mit.
Besonders ratsam ist ein solches Diabetes-Tagebuch für Typ-1-Diabetiker mit einem sogenannten “Brittle Diabetes”. Das ist ein veralteter Ausdruck für Typ-1-Diabetes, bei dem die Blutzuckerwerte stark schwanken (brittle = instabil). Solche Stoffwechselentgleisungen führen mitunter zu zahlreichen Krankenhausaufenthalten.
Diabetes-Ernährung
Eine vielseitige und ausgewogene Ernährung ist für jeden Menschen wichtig, besonders aber für Diabetes-Patienten. Es gilt, massive Blutzuckerspitzen nach dem Essen sowie plötzliche Unterzuckerungen (Hypoglykämien) zu vermeiden. Deshalb erhalten Betroffene nach der Diagnose Diabetes in der Regel umgehend eine individuelle Ernährungsberatung. Dort erfahren sie, wie sie sich richtig und gesund ernähren.
Setzen Patienten die individuellen Ernährungsempfehlungen konsequent um, tragen sie wesentlich dazu bei, ihre Blutzuckerwerte zu senken und unter Kontrolle zu halten. Deshalb ist eine angepasste Ernährung Bestandteil jeder Diabetes-Therapie.
Mehr über die richtige Ernährung bei Zuckerkrankheit lesen Sie im Beitrag Diabetes – Ernährung.
Broteinheiten
Eine besondere Rolle bei der richtigen Ernährung von Diabetes-Patienten spielen die Kohlenhydrate. Sie sind hauptverantwortlich für den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen. Besonders für Patienten, die sich Insulin spritzen, ist es deshalb wichtig, die Kohlenhydratmenge einer geplanten Mahlzeit richtig abzuschätzen. Nur so wählen sie die richtige Dosis an Insulin aus.
Die sogenannten “Broteinheiten (BE)” dienen dazu, die Beurteilung des Kohlenhydratgehalts eines Lebensmittels zu erleichtern. Dabei gilt: Eine BE entspricht zwölf Gramm Kohlenhydraten. So hat zum Beispiel eine Scheibe Vollkornbrot (60 Gramm) zwei Broteinheiten. Ein Glas Karottensaft liefert eine BE.
Mehr über die Berechnung von Broteinheiten und eine BE-Tabelle mit verschiedenen Lebensmitteln finden Sie im Beitrag Broteinheiten.
Diabetes und Sport
Von sportlicher Aktivität profitieren Diabetiker in mehrfacher Hinsicht:
- Regelmäßige körperliche Aktivität unterstützt den Abbau von Übergewicht, unter dem vor allem viele Typ-2-Diabetiker leiden. Übergewicht ist hier oft die Hauptursache, warum die Körperzellen vermindert auf Insulin ansprechen.
- Muskelarbeit steigert direkt die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen. Dadurch verbessert sich die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Zellen. Wer regelmäßig sportlich aktiv ist, hat im Idealfall die Möglichkeit, die Dosis der blutzuckersenkenden Medikamente (Tabletten oder Insulin) zu verringern (nur in Absprache mit dem Arzt!).
- Körperliche Aktivität verbessert das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes ist dies wichtig. Das chronische Leiden ist nämlich psychisch sehr belastend und trägt nicht selten zu depressiver Verstimmung bei.
Ärzte raten Diabetikern deshalb, für ausreichend Bewegung im Alltag zu sorgen und regelmäßig Sport zu treiben – natürlich angepasst an das Alter, die körperliche Fitness und den allgemeinen Gesundheitszustand. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder einem Sporttherapeuten beraten, welcher und wie viel Sport für Sie günstig ist und worauf Sie beim Training am besten achten.
Sportliche Aktivität senkt den Blutzucker mitunter auch stark. Diabetiker kontrollieren daher ihre Blutzuckerwerte engmaschig und üben die richtige Anpassung der Insulin- und Zuckerzufuhr.
Orale Diabetes-Medikamente
Die Basis jeder Behandlung beim Typ-2-Diabetes stellt eine Lebensstiländerung dar. Dazu gehören vor allem eine Ernährungsumstellung sowie regelmäßige Bewegung und Sport. Manchmal reichen diese Maßnahmen aus, um die Blutzuckerwerte von Typ-2-Diabetikern auf ein gesünderes Maß zu senken. Wenn nicht, verordnet der Arzt zusätzlich orale Antidiabetika. In manchen Fällen kommen zudem Mittel zum Einsatz, die unter die Haut gespritzt werden.
Von den Diabetes-Medikamenten in Tablettenform gibt es verschiedene Substanzklassen. Sie unterscheiden sich im Wirkmechanismus, über den sie die erhöhten Blutzuckerwerte absenken. Am häufigsten verordnen Ärzte Metformin sowie sogenannte Sulfonylharnstoffe (wie Glibenclamid).
Zunächst versuchen Ärzte, die Blutzuckerwerte von Typ-2-Diabetikern mit einem einzelnen oralen Antidiabetikum unter Kontrolle zu bekommen (Monotherapie). Gelingt dies nicht, verschreibt der Arzt zusätzlich weitere Diabetes-Tabletten oder Insulin (Kombinationstherapie). Selten erfolgt die medikamentöse Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 ausschließlich mit Insulin.
Orale Antidiabetika wenden Ärzte normalerweise nicht bei Typ-1-Diabetes an – sie erzielen hier keinen ausreichenden Erfolg. Nur bei übergewichtigen Patienten mit erhöhtem Risiko für eine Herzerkrankung sind sie sinnvoll.
Für die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes sind sie außerdem nicht zugelassen, weil sich bei den meisten Wirkstoffen schädliche Auswirkungen auf das Kind nicht ausschließen lassen. Nur in ganz seltenen Ausnahmefällen und wenn unbedingt notwendig, setzen Ärzte Metformin bei schwangeren Frauen zur Senkung stark erhöhter Blutzuckerwerte ein (als “off-label-use”).
Mehr Informationen darüber, welche oralen Antidiabetika zum Einsatz kommen, erhalten Sie im Beitrag Diabetes Typ 2.
Insulintherapie
Die Behandlung von Typ-1-Diabetes zielt darauf ab, den absoluten Insulinmangel der Patienten auszugleichen. Das geht nur mit Insulinspritzen. Das bedeutet: Jeder Typ-1-Diabetiker verabreicht sich regelmäßig (selber) Insulin. Weniger häufig benötigen Typ-2-Diabetiker sowie Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes Insulin. Die Insulintherapie erfolgt bei den Betroffenen auf unterschiedliche Weise:
Konventionelle Insulintherapie
Bei der konventionellen Insulintherapie erfolgt die Gabe des Insulins nach einem fest vorgegebenen Schema, meist morgens und abends. Die konventionelle Insulintherapie ist damit einfach anzuwenden.
Sie schränkt den Patienten aber ein: Starke Abweichungen vom gewohnten Essensplan sind nicht möglich, und ausgiebige körperliche Aktivität führt mitunter zu Problemen. Infrage kommt die konventionelle Insulintherapie deshalb vor allem für Patienten, die einen recht starren Tages- und Ernährungsplan einhalten können und für die eine Umsetzung der intensivierten Insulintherapie zu schwierig wäre.
Intensivierte Insulintherapie (ICT-Diabetes)
Die intensivierte Insulintherapie versucht, die physiologische Insulinausschüttung möglichst präzise nachzuahmen. Die Insulinverabreichung gestaltet sich dementsprechend schwieriger als bei der konventionellen Insulintherapie. Sie erfolgt nach dem Basis-Bolus-Prinzip:
Die Patienten spritzen sich ein- oder zweimal täglich ein langwirksames Insulin in geringer Menge, um den Basisbedarf an Insulin abzudecken (Basisinsulin). Zusätzlich wird vor einer Mahlzeit noch ein Normalinsulin oder ein kurzwirksames Insulin gespritzt. Dieses Bolusinsulin fängt den zu erwartenden Blutzuckeranstieg (durch das Essen) ab. Seine Dosis ist von den Patienten zu berechnen, indem sie den aktuellen Blutzuckerwert, die Tageszeit und die geplante Mahlzeit berücksichtigen.
Die intensivierte Insulintherapie erfordert eine gute Schulung und eine sehr gute Mitarbeit der Patienten (Compliance). Andernfalls besteht die Gefahr, dass es durch falsche Berechnungen der Insulindosis zu einer gefährlichen Diabetes-Unterzuckerung kommt.
Der Vorteil des Basis-Bolus-Konzepts ist, dass es bei richtiger Anwendung eine sehr gute Blutzuckereinstellung erlaubt. Zudem essen die Patienten, was sie möchten, und treiben nach Belieben Sport.
Insulinpumpe (“Diabetes-Pumpe”)
Die Diabetes-Behandlung mit einer Insulinpumpe bezeichnen Ärzte als “kontinuierliche subkutane Insulininfusionstherapie” (CSII). Das kleine Gerät besteht aus einer Pumpe mit Insulinreservoir, die der Diabetes-Patient immer mit sich trägt (etwa am Hosenbund). Über einen dünnen Schlauch ist die Pumpe mit einer kleinen Nadel verbunden, die dauerhaft im Unterhautfettgewebe (meist am Bauch) verbleibt.
Die programmierbare Insulinpumpe gibt regelmäßig und automatisch kleine Insulinmengen an das Gewebe ab, die den Basalbedarf abdecken. So ahmt das Gerät die Funktion der Bauchspeicheldrüse nach. Vor einer Mahlzeit setzt der Patient per Knopfdruck eine zusätzliche Insulinmenge ab (Bolus), angepasst an das Essen, die Tageszeit und den aktuellen Blutzuckerspiegel.
Die Insulinpumpe erspart Typ-1-Diabetikern das Hantieren mit Insulinspritzen und erlaubt eine flexible Essensgestaltung und spontane sportliche Aktivitäten. Das ist besonders bei jungen Patienten von Vorteil. Zudem ist der Blutzucker auf diese Weise noch stabiler einstellbar als mit Insulinspritzen. Viele Patienten berichten, dass sich ihre Lebensqualität dank der “Diabetes-Pumpe” deutlich verbessert hat.
Die Einstellung und Anpassung der Insulinpumpe erfolgen in einer spezialisierten Diabetes-Klinik oder Praxis. Die Patienten erhalten zur Verwendung der Pumpe eine umfassende Schulung, da Dosierungsfehler schnell lebensgefährlich werden. Falls die Insulinpumpe zum Beispiel mal ausfällt oder der Patient sie aus medizinischen Gründen für längere Zeit ablegen muss, ist ein sofortiger Wechsel auf Insulinspritzen notwendig.
Kontinuierliches Glukose-Monitoring (CGM)
Eine neuere Entwicklung ist ein kleiner Glukosesensor, den Ärzte in das Unterhautfettgewebe des Patienten (etwa am Bauch) einsetzen. Er misst den Glukosegehalt im Gewebe. Die Messergebnisse werden per Funk zum Beispiel auf einen kleinen Monitor zur Unterstützung der intensivierten Insulintherapie (sensorunterstützte Insulintherapie, SuT) übertragen. Der Sensor übermittelt die Werte aber auch direkt an eine Insulinpumpe (sensorunterstützte Insulinpumpentherapie, SuP). Das CGM bietet verschiedene Alarmoptionen, die den Patienten warnen, wenn eine Überzuckerung oder ein Unterzucker drohen.
Wichtig ist aber, dass die Patienten zumindest in bestimmten Situationen trotzdem selbst Blutzucker messen, etwa nach dem Sport oder vor einer geplanten Insulingabe. Denn es besteht ein natürlicher Unterschied zwischen dem Gewebezucker (vom CGM erfasst) und dem Blutzucker: Vor allem hängt der Gewebezucker dem im Blut nach – etwa fünf bis 15 Minuten, möglicherweise auch etwas länger. Fällt der Blutzucker etwa nach körperlicher Anstrengung bereits ab, zeigt die Gewebemessung oft noch normale Werte.
Insuline
Ärzte wenden verschiedene Insuline bei der Behandlung von Diabetes mellitus an. Meist handelt es sich um künstlich hergestelltes Humaninsulin. Neben dem Humaninsulin stehen Schweine-Insulin und Insulin-Analoga zur Verfügung. Insulin-Analoga sind ebenfalls künstlich hergestellte Wirkstoffe. Ihr Aufbau unterscheidet sich aber geringfügig von dem des Humaninsulins und damit des menschlichen Insulins.
Die Insulinpräparate lassen sich nach ihrem Wirkungseintritt und ihrer Wirkdauer einteilen. Es gibt zum Beispiel kurzwirksame und langwirksame Insuline. Für eine erfolgreiche Diabetes-Behandlung ist daher die Wahl des richtigen Insulins sowie die Gabe zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung sehr wichtig.
Mehr über die verschiedenen Insulin-Präparate und ihre Anwendung lesen Sie im Beitrag Insulin.
Um die Therapie einfacher zu gestalten, forschen Experten aktuell an Pflastern, die auf die Haut aufgebracht werden, den Glukosespiegel im Schweiß messen und entweder Diabetes-Medikamente oder Insulin abgeben. Sie befinden sich jedoch noch in der experimentellen Phase.
“DMP – Diabetes” (Disease Management Program)
Der Diabetes mellitus zählt zu den häufigsten chronischen Krankheiten der westlichen Industriestaaten. Deshalb gewinnen sogenannte Disease-Management-Programme zunehmend an Bedeutung. Sie stammen ursprünglich aus den USA.
Es handelt sich dabei um ein von den Krankenkassen organisiertes Konzept, das es behandelnden Ärzten erleichtern soll, ein standardisiertes, engmaschiges Therapie- und Betreuungsangebot für chronisch Kranke anzubieten. Dazu gehören bei der Zuckerkrankheit unter anderem Informationsbroschüren, Beratungsgespräche und Schulungen zum Thema Diabetes.
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