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Deutsche Studie: Zuckerreduktion bei Softdrinks kommt nicht voran

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Limo, Cola, Brause – Softdrinks gelten als Treiber für Übergewicht und Diabetes. Eine aktuelle Analyse deutscher Produkte zeigt: Der durchschnittliche Zuckergehalt ist in den vergangenen sechs Jahren nur um etwa zwei Prozent gesunken. Dabei hatte die Branche deutlich mehr versprochen.

Der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland ist in den Jahren 2015 bis 2021 lediglich um etwa zwei Prozent gesunken. Das zeigt eine Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM), die jüngst in der Fachzeitschrift „Annals of Nutrition and Metabolism“ erschienen ist.

Der Untersuchung zufolge ist die Getränkeindustrie nicht auf Kurs, die selbst gesteckten Ziele zur Zuckerreduktion zu erreichen. Im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist vereinbart, den Zuckergehalt von Softdrinks von 2015 bis 2025 auf freiwilliger Basis um 15 Prozent zu senken. „Die aktuelle Studie zeigt, dass die Industrie bislang deutlich hinter diesem Ziel zurückbleibt“ erklärt DANK in diesem Zusammenhang. Rechnerisch hätte dem Zusammenschluss von 21 wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen zufolge von 2015 bis 2021 eine Reduktion um 9 Prozent erfolgen müssen, um auf Kurs zu sein.

Details zur Studie

Für die aktuelle Studie hat die Autorengruppe Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International ausgewertet, das als führend in der Marktforschung für Verbrauchermärkte gilt. In die Daten von Euromonitor fließen Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Markterhebungen und Schätzungen von Branchenexpertinnen und -experten ein.

Der Studie zufolge lag der durchschnittliche absatzgewichtete Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland im Jahr 2015 bei 5,3 Gramm je 100 Milliliter und im Jahr 2021 bei 5,2 Gramm je 100 Milliliter. Zum Vergleich: In Großbritannien ist der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum von ebenfalls 5,3 Gramm je 100 Milliliter auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter gesunken. Die britische Regierung hatte 2018 eine Hersteller-Abgabe auf stark gezuckerte Getränke eingeführt, um den Zuckergehalt in Softdrinks zu senken.

„Zuckersteuer“ in Großbritannien zeigt Wirkung

„Unsere Daten zeigen nicht nur ein langsames Reduktionstempo in Deutschland – sie zeigen auch, wie es anders geht. In Großbritannien ist der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum um knapp 30 Prozent gefallen, bei ähnlichen Ausgangswerten“, ergänzt Dr. Peter von Philipsborn, Hauptautor der Studie und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU. „Großbritannien hat 2018 eine Hersteller-Abgabe auf Softdrinks eingeführt, um die Hersteller zu einer Zuckerreduktion zu bewegen. Dieser Ansatz hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen“, sagt Philipsborn.

Weltweit haben mittlerweile mehr als 50 Regierungen eine Abgabe oder Steuer auf Zuckergetränke eingeführt. Medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, die Weltgesundheitsorganisation, Verbraucherschützer und auch Krankenkassen empfehlen seit Jahren die Einführung einer entsprechenden Regelung auch in Deutschland. 

„Appelle an die Industrie reichen nicht aus“

„Die freiwillige Zuckerreduktion bei Softdrinks kommt nicht voran. Wenn sich der Trend so fortsetzt, würde das Ziel ‚15 Prozent weniger Zucker‘ erst in Jahrzehnten erreicht“, resümiert Oliver Huizinga, Co-Autor der Studie und politischer Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). „So viel Zeit haben wir nicht! Bundesernährungsminister Cem Özdemir ist gut beraten, die Strategie seiner Vorgängerin nicht fortzuführen“, so Huizinga. Das Bundesernährungsministerium hatte im Mai 2022 gegenüber der Lebensmittelzeitung angegeben, auf neue Erkenntnisse aus der Forschung zu warten und diese in die „Positionierung bezüglich einer möglichen Einführung einer Zuckersteuer in Deutschland“ einzubeziehen.

„Zuckergetränke gelten als wesentlicher Treiber für Adipositas und Diabetes“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin von DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Appelle an die Industrie reichen nicht aus. Die Regierung muss endlich effektive Maßnahmen ergreifen, damit der Zuckergehalt in Softdrinks deutlich zurückgeht“, fordert Bitzer. 

„Wenn wir uns weiter auf Appelle beschränken, die dann wirkungslos verpuffen, werden wir zu viele Jahre brauchen, bis wir die angedachten Werte des Bundesministeriums erreichen können – oder sie vielleicht nie erreichen“, kritisiert auch Geschäftsführerin des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), Dr. Gottlobe Fabisch. „Unser aller Gesundheit muss jedoch Vorrang vor den Gewinnbestrebungen der Hersteller haben. Die Politik muss dafür endlich wirkungsvolle Maßnahmen für die Zuckerreduktion in Softdrinks auf den Weg bringen.“

„Ernüchternd und inakzeptabel“ – Reimann fordert Kurswechsel in der Politik

„2018 ist die damalige Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz mit dem Ziel angetreten, den Zuckergehalt von Softdrinks um 15 Prozent zu senken. Die heute von der DANK vorgestellten Zahlen sind mit Blick auf dieses Ziel ernüchternd. Sie sind ein weiterer Beleg dafür, dass die mit der Lebensmittelindustrie vereinbarte freiwillige Selbstverpflichtung weitgehend ins Leere führt. Diese Befürchtung, die wir schon im Vorfeld des Prozesses geäußert haben, ist nun erneut bestätigt worden“, betont auch Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Das langsame Tempo bei der Zuckerreduktion sei „absolut inakzeptabel“.

„Schon jetzt ist abzusehen, dass die im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie gesteckten Ziele bis 2025 ohne einen Kurswechsel der Politik nicht erreicht werden. Eine wirksame und verpflichtende Zuckerreduktion bei den Softdrinks wäre ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Übergewicht und Adipositas. Da ernährungsbedingte Krankheiten hohe Folgekosten verursachen, könnte perspektivisch auch das Solidarsystem finanziell entlastet werden.“

Philipsborn P et al. Interim Evaluation of Germany’s Sugar Reduction Strategy for Soft Drinks: Commitments versus Actual Trends in Sugar Content and Sugar Sales from Soft Drinks. Ann Nutr Metab 2023 Feb 21.

DANK, VDBD, AOK-Bundesverband; 21.02.2023

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