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Britische Softdrinksteuer zeigt Wirkung: Assoziation mit weniger übergewichtigen Mädchen

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Seit 2018 wird in Großbritannien eine „Softdrinksteuer“ auf stark gezuckerte Getränke erhoben. Die Abgabe wirkt sich positiv auf die Rate übergewichtiger Kinder aus, wie eine aktuelle Auswertung britischer Bevölkerungsdaten vermuten lässt – allerdings nicht in allen untersuchten Gruppen.

Im April 2018 wurde die Softdrinksteuer in Großbritannien eingeführt. Seitdem werden Softdrinks mit einem Zuckergehalt von fünf Gramm oder mehr pro 100 Milliliter mit 21 Cent pro Liter besteuert. Ab acht Gramm Zucker pro 100 Milliliter steigt diese sogar auf 33 Cent. In der Konsequenz reduzierten die Hersteller den Zuckergehalt ihrer Getränke von im Mittel 4,4 auf 2,9 Gramm pro 100 Milliliter. Die Anzahl an Produkten mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter ging um 33 Prozent zurück. Zudem sank die Nachfrage der Konsumenten nach stark gezuckerten Getränken: Der Absatz der besteuerten Softdrinks halbierte sich, während vermehrt Wasser und zuckerarme Getränke verkauft wurden.

Diese positive Entwicklung scheint sich teilweise auch in dem Gewicht der Kinder in Großbritannien niederzuschlagen. Eine aktuelle Studie in „PLOS Medicine“ gelangt zu dem Ergebnis, dass die Einführung der Softdrinksteuer mit einer Verringerung der Fettleibigkeit bei zehn- bis elf-jährigen Mädchen um acht Prozent verbunden ist. Am stärksten profitieren dabei offenbar Kinder aus besonders benachteiligten Gebieten. Die Studie entstand unter Leitung von Nina Rogers von der University of Cambridge School of Clinical Medicine.

Die Adipositasraten bei Kindern in England sind in den letzten Jahrzehnten gestiegen, mit rund zehn Prozent übergewichtiger Kinder bei den Vier- bis Fünf-Jährigen und etwa 20 Prozent bei den Zehn- bis Elf-Jährigen im Jahr 2020. Für die aktuelle Erhebung verwendeten die Forschenden jährlich erhobene Querschnittsdaten von mehr als einer Million Kindern an staatlichen Grundschulen in England. Dabei beobachteten sie zwischen 2013 und 2019 zwei Altersklassen: Kinder im Alter von vier bis fünf und zehn bis elf Jahren. Rogers und Kollegen verglichen die Adipositaswerte 19 Monate nach der Einführung der Softdrinksteuer mit geschätzten Adipositaswerten, wenn diese nicht eingeführt worden wäre, wobei sie das Geschlecht der Kinder und den Grad der Benachteiligung in deren Schulbezirk berücksichtigten.

Basierend darauf verzeichneten die Studienautoren bei den zehn- bis elf-jährigen Mädchen einen absoluten Rückgang der Adipositasrate um 1,6 Prozentpunkte (95 %-Kondifenzintervall [KI] 1,1–2,1). Das entspricht einer relativen Verringerung der Adipositasrate um acht Prozent bzw. jährlich über 5000 verhinderte Asipositasfälle in dieser Altersgruppe, wie das Studienteam berechnete. Am ausgeprägtesten war der Rückgang bei den Mädchen in den am stärksten benachteiligten Quintilen, mit einem absoluten Rückgang der Adipositasprävalenz um 2,4 Prozentpunkte (95 %-KI 1,6–3,2).

Bei den zehn- bis elf-jährigen Jungen ergab die Auswertung keine Gesamtveränderung der Adipositasraten und kein offensichtliches Muster in Abhängigkeit von der Benachteiligung. Im am wenigsten benachteiligten Quintil wurde allerdings ein absoluter Anstieg der Adipositasrate um 1,6 Prozent (95%-KI 0,7–2,5) beobachtet, was einem relativen Anstieg um 10,1 Prozent entspricht. Bei jüngeren Kindern konnten die Forschenden insgesamt keinen Zusammenhang zwischen der Einführung der Steuer und dem Grad des Übergewichts feststellen.

Obwohl es sich nur um eine Korrelation und keinen Kausalitätsnachweis handelt, sind die Studienautoren hoffnungsvoll. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die britische Softdrinksteuer positive Auswirkungen auf die Gesundheit in Form einer geringeren Adipositasrate bei Mädchen im Alter von zehn bis elf Jahren hatte“, erklären sie. Es seien jedoch weitere Strategien erforderlich, um die Adipositasprävalenz bei Grundschulkindern insgesamt und insbesondere bei älteren Jungen und jüngeren Kindern zu verringern. Rogers fügt hinzu: „Wir haben zum ersten Mal gezeigt, dass die Abgabe der britischen Softdrinkindustrie wahrscheinlich dazu beigetragen hat, zu verhindern, dass Tausende von Kindern jedes Jahr fettleibig werden.“

Auch in Deutschland fordern medizinische Fachgesellschaften seit Jahren eine Zuckersteuer. Erst im Dezember kritisierten sie im Zusammenschluss der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) scharf, dass eine solche im jüngsten Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Ernährungsstrategie nicht zu finden ist. „Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht ist eine Steuer oder Abgabe für Zuckergetränke überfällig – im Gegenzug sollte die Mehrwertsteuer für Gemüse und Obst komplett gestrichen werden“, verlangen sie.

(ah)

Rogers NT et al. Associations between trajectories of obesity prevalence in English primary school children and the UK soft drinks industry levy: An interrupted time series analysis of surveillance data. PLoS Med 2023 Jan 26.

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