Autismus: Beschreibung, Symptome – _
Autismus: Behandlung
Jeder Autismus ist individuell. Entsprechend individuell muss auch die Therapie sein. Das ganzheitliche Konzept beinhaltet, die vorhandenen Fähigkeiten des Kindes zu unterstützen und neue zu entwickeln. Dabei wird das Umfeld des Kindes in die Therapie einbezogen. So kann das Kind in der Gruppe, mit der Familie und anderen Kindern seine Fähigkeiten trainieren.
Fokussierung: Um im Alltag besser zurechtzukommen, lernen Menschen mit frühkindlichem Autismus in Spielen und durch Belohnung, ihre Wahrnehmung auf die wichtigen Informationen zu lenken. Dadurch verstehen sie ihre Umwelt besser, und die Angst vor Veränderungen nimmt ab.
Verhaltenstherapie: Verhaltenstherapeutische Techniken können die sozialen Fertigkeiten verbessern und stereotype Verhaltensweisen abbauen. Hilfreich sind beispielsweise Rollenspiele und der Kontakt mit Kindern ohne Autismus.
Sprachtraining: Ein Sprachtraining (Logopädie) kann den Betroffenen die soziale Bedeutung sprachlicher Elemente erklären und das Sprachverständnis sowie das aktive Sprechen fördern. Es sollte allerdings vor dem achten Lebensjahr beginnen, da die Erfolgsaussichten mit dem Alter sinken.
Ziele der Autismus-Therapie
Wesentliches Ziel der Therapie ist die Förderung folgender Fähigkeiten:
- Selbstständigkeit
- Kontaktbereitschaft
- Soziale Kompetenz
- Kommunikative Kompetenz
- Empathie
- Sprechen und Sprachverständnis
- Verständnis von Gesten
- Alltagsverhalten
Es gibt darüber hinaus eine Reihe von Behandlungsansätzen, die speziell für die Arbeit von Menschen mit Autismus entwickelt wurden.
TEACCH
TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) ist ein auf autistische Menschen spezialisiertes Programm. Es ist für Kinder ebenso geeignet wie für Erwachsene.
Wichtigstes Ziel des Programms ist es, die Selbstständigkeit und Lebensqualität autistischer Menschen zu verbessern. Dazu wird für jeden Klienten ein individuelles Konzept entwickelt, das seine besonderen Stärken und Interessen berücksichtigt.
Klare Strukturen sind für Menschen mit Autismus besonders wichtig. Sie verleihen ihnen Sicherheit und ermöglichen es ihnen, sich besser auf neue Situationen einstellen. Das gilt für den Alltag ebenso wie für das Lernen. TEACCH setzt dabei auf zwei zentrale Prinzipien:
- Strukturiertes Unterrichten: Hier geht es um die Einteilung des Lehrmaterials und des Lernumfelds in räumliche und zeitliche Strukturen. Das gibt den Betroffenen Sicherheit, erleichtert ihnen die Orientierung und hilft ihnen beim Lernen.
- Visualisierung: Viele autistische Menschen haben Schwierigkeiten, gehörte Informationen zu verarbeiten. Sie besitzen aber oft herausragende Aufnahmefähigkeiten über das Sehen. Diese werden genutzt, um Lerninhalte entsprechend aufzubereiten und leichter zugänglich zu machen.
Beispiele für die praktische Anwendung dieser beiden Prinzipien: Der Unterrichtsraum wird optisch in einen Lern- und einen Ruhebereich unterteilt. Das Lehrmaterial wird nach Farben und Formen sortiert. Die Unterrichtszeit wird durch Signale wie Klingeln oder Anfangs- und Schlussrituale zeitlich strukturiert.
Applied Behaviour Analysis (ABA)
Eine weitere Therapieoption ist die Applied Behaviour Analysis (ABA), zu Deutsch „Angewandte Verhaltensanalyse“, und das ergänzende Verbal Behaviour (VB). Damit lassen sich soziale und kommunikative Fähigkeiten trainieren.
Lernen durch Konditionierung
Dazu stellt der Therapeut zunächst fest, welche Fähigkeiten ein autistisches Kind schon besitzt und welche es noch erlernen sollte. Dann werden komplexe Verhaltensweisen in kleinste Teilschritte zerlegt, die das Kind dann Schritt für Schritt erlernen kann. Erwünschtes Verhalten wird dabei belohnt und so verstärkt.
Unangemessenes Verhalten wie Schreien, Wutanfälle oder Weglaufen werden konsequent ignoriert. Im Prinzip basiert die ABA damit auf der klassischen Konditionierungstherapie.
Training von Selbstkontrolle und Theory of Mind
Zwei typische Schwächen erschweren vielen Autisten soziale Kontakte: mangelnde Selbstkontrolle und fehlende „Theory of Mind.“
Als Theory of Mind bezeichnet man die intuitive Fähigkeit, Emotionen, Gedanken und Absichten anderer Menschen zu verstehen. Normalerweise entwickelt sich das bei Kindern automatisch und ganz nebenbei. Kinder mit Autismus müssen sich das Deuten von Gesichtsausdrücken, Blicken oder Gesten dagegen mühsam aneignen. Ebenfalls schwer fällt es ihnen, Ironie oder Metaphern zu verstehen.
Spezielle Übungen können Autisten helfen, zwischen den eigenen Gedanken und denen ihres Umfelds zu unterscheiden. Zudem können die Übungen das Verständnis für die Gefühle anderer Menschen trainieren.
Umgekehrt haben Menschen mit Autismus auch Probleme, die eigene Gefühlswelt auszuloten. Auch hier helfen ihnen Übungen, ihre Gefühle zu erkennen, einzuordnen und rechtzeitig wahrzunehmen, wenn sie überfordert oder frustriert sind. So lassen sich emotionale Ausbrüche und Krisen im Vorfeld entschärfen.
Hilfe für die Familie
Eltern autistischer Kinder sind im Alltag einer viel größeren Belastung ausgesetzt als Eltern normaler Kinder. Daher gibt es eine Reihe von Programmen, die ihnen helfen sollen, Stress abzubauen und den richtigen Umgang mit ihren autistischen Kindern zu erlernen. Außerdem vermittelt man ihnen Methoden, um einen besseren Kontakt zu ihrem Kind aufzubauen.
Medikamente
Autismus-Spektrum-Störungen werden oft von anderen Krankheiten begleitet, die die Verhaltenstherapie erschweren. Das können zum Beispiel Depressionen, Angststörungen und Epilepsie sein. Solche Erkrankungen lassen sich oft gut mit Medikamenten behandeln.
Wiederholte, stereotype Bewegungen kann man bei Bedarf mit speziellen Wirkstoffen lindern, den sogenannten Selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI). Bei Aggressivität gegen sich und andere können atypische Neuroleptika helfen.
Achtung: Autistische Menschen reagieren oft besonders sensibel auf Medikamente. Daher treten Nebenwirkungen bei ihnen oft stärker in Erscheinung. Zudem soll die Einnahme solcher Medikamente die Verhaltenstherapien nur unterstützen, aber nicht ersetzen.
Autismus-Therapie bei Erwachsenen
Wird erst im Erwachsenenalter ein leichter Autismus festgestellt, können Betroffene von Gesprächsgruppen und Verhaltenstherapien unter ambulanter psychiatrischer Betreuung profitieren. Sie lernen dabei, Gefühle besser zu verstehen und sich besser in andere Menschen hineinzuversetzen. Außerdem erfahren sie, wie sie ihre sozialen Kontakte stärken.
Alternative Behandlungsansätze
Viele Betroffene und ihre Angehörigen versuchen auch alternative therapeutische Ansätze. Deren Wirksamkeit ist oft nicht bewiesen, teilweise sind die Methoden sogar sehr umstritten. Die Kosten sind darüber hinaus oft hoch und werden meist nicht von den Kassen übernommen. Besprechen Sie daher mit dem behandelnden Therapeuten, ob eine ergänzende Therapie sinnvoll sein oder eventuell Schaden anrichten könnte.
Als unwirksam gelten derzeit unter anderem:
- Psychodynamische, aufdeckende Therapie: Dabei wird nach krankmachenden Erziehungseinflüssen und mangelnder Eltern-Kind-Beziehung geforscht. Das führt zu Schuldzuweisungen.
- Haltetherapie: Festhalten des Kindes, um dessen Widerstand zu brechen.
- Training nach Delacato
- Skotopisches Sensitivitätstraining
- Delfintherapie
- Glutenfreie Ernährung
- Gabe von hoch dosierten Vitaminen, Spurenelementen, Sekretin
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